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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
68. Jahrgang –– Nummer 12
Erwin Kolbitsch zählte zu
den eifrigsten Autoren der
Osttiroler Heimatblätter, des-
sen Mitarbeit über 40 Jahre
währte. Sein erster Beitrag für
die heimatkundliche Beilage
des Osttiroler Boten erschien
im Jahr 1957: Es war eine tref-
fende Besprechung des Stan-
dardwerks von Franz Kolb,
„Das Tiroler Volk in seinem
Freiheitskampf
1796/97“.
Noch im selben Jahr befasste
er sich in den Heimatblättern
mit den Osttiroler Kriegs-
ereignissen in der Zeit von
1797 bis 1813. Darin bereits
kann man die Fähigkeit her-
auslesen, Geschichte breiten
Bevölkerungskreisen näher
zu bringen, was auf jeden Fall
mit seinem pädagogischen
Geschick zusammenhängt,
das er als Fachlehrer für Ge-
schichte einbringen konnte.
Erwin Kolbitsch ist am 1.
Feber 1913 in Lienz zur Welt
gekommen. Hier besuchte er
Volks- und Bürgerschule und
entschied sich nachher für den
Lehrberuf. Die Ausbildung
an der Lehrerbildungsanstalt
in Innsbruck schloss er im Jahr
1932 ab. In der Seinitzen (Ma-
trei i. O.) trat er die erste
Dienststelle an und wirkte ab
1938 in Prägraten. Nach dem
Kriegsdienst (ab 1941) unter-
richtete Kolbitsch von 1945
bis 1950 als Lehrer und Leiter
der Matreier Hauptschule.
Hier bereitete er sich auf die
Fachprüfungen für Deutsch,
Geschichte, Geografie und
zusätzlich noch Mathematik
vor, die er 1951 glänzend be-
stand.
Inzwischen war er an die
Hauptschule in Lienz versetzt
worden, wo bis heute legen-
däre Gestalten der Lienzer
Schulgeschichte wie Michael
Meirer, Hans Waschgler,
Hugo Graser oder Lorenz
Kröll wirkten. Diesem folgte
er als Schulleiter (1957) nach
und wurde 1965 zum Direktor
ernannt, ein Amt, das er bis zu
seiner Pensionierung 1977
versah. Unter den Auszeich-
nungen, die er für seine ver-
dienstvolle berufliche Tätig-
keit erhielt, sei der Titel
„Oberschulrat“ (1971) her-
vorgehoben.
Geschichte und Heimat-
kunde waren nicht erst ein
„Hobby“ in den Jahren der
Pension. Schon Jahrzehnte
vorher hatte sein diesbezüg-
liches Schaffen eingesetzt. Die
erste Ausgabe der „Bezirks-
kunde Osttirol“ (1954), von
Bezirksschulinspektor Hans
Waschgler initiiert und als Be-
helf für die Pflichtschullehrer
des Bezirks Lienz gedacht, be-
reicherte Erwin Kolbitsch um
historische und wirtschafts-
geschichtliche Beiträge. Er
verfasste auch Beiträge für die
Zeitschriften „Tiroler Heimat-
blätter“, „Katholische Volks-
schule“, „Tiroler Schule“ und
die Tiroler Bauernzeitung.
Auch im Ruhestand galt
sein Interesse weiterhin der
Schule, was sich nicht nur in
der Diskussion über aktuelle
Fragen widerspiegelte, son-
dern z. B. auch an der Förde-
rung der Neuauflage der Be-
zirkskunde unter BSI Georg
Großlercher (1984) oder der
Festschrift aus Anlass des
80-jährigen Bestehens des
Schulgebäudes in der Lienzer
Muchargasse.
Das Hauptbetätigungsfeld
seines Wirkens wurden immer
mehr die Osttiroler Heimat-
blätter, in denen er 68 zum Teil
sehr umfangreiche Beiträge
veröffentlichte. Was die Inten-
sität der Bearbeitung und die
Qualität seines Schaffens be-
trifft, befindet sich Kolbitsch in
guter Gesellschaft mit Elsbeth
Angerle, Josef Astner, Anton
Dörrer, Rosa Ghedina-Pernter,
Rudolf
Granichstaedten-
Czerva, Rudolf Gschließer,
Franz Kollreider, Maria Koll-
reider-Hofbauer, Hans Kra-
mer, Karl Maister, Florentin
Nothegger, Josef Obbrugger,
Josef Oberforcher, Otto Stolz,
Hans Trojer, Kamillo Trotter,
Franz Unterkircher, Andreas
Veider, Hans Waschgler, Her-
mann Wiesflecker usw.
Vielfältig ist das Spektrum
der Themen, die Kolbitsch be-
arbeitete. Seine umfassende
Schau kommt besonders gut in
den Abhandlungen zu einzel-
nen Gemeinden oder ehemali-
gen Gerichten im Bereich des
Bezirks Lienz zum Ausdruck.
Sie gehörten zu den beliebtes-
ten Beiträgen in den Osttiroler
Heimatblättern. Das ge-
schichtliche und kulturhistori-
sche Verständnis und die
Gabe, die entsprechenden
Sachverhalte
einleuchtend
vermitteln zu können, sind in
allen seinen Arbeiten spürbar
und haben ihn zu einem der
„Hauptautoren“ der Osttiroler
Heimatblätter gemacht.
OSR Erwin Kolbitsch ist am
28. Oktober 2000 gestorben.
Damit ist sein verdienstvolles,
langjähiges Wirken für die
Heimatblätter erloschen. Sein
Name aber bleibt mit ihnen
verbunden, deren herzlicher
Dank ihm gebührt.
Meinrad Pizzinini
Oberschulrat Erwin Kolbitsch zum Gedenken
Oberschulrat Erwin Kol-
bitsch †. Foto: Dina Mariner
Nach außerhalb Österreichs wanderten
aus: Peter Flatscher, Schneider, nach Bay-
ern – Georg Flatscher, als Kriegsmann,
nach Passau – Simon Gruber, Schuh-
macher, nach Mainz – Anton und Bene-
dikt Hießler, zwei Schneider, nach Passau
– Urban Hueber, Hauptmann, an die un-
garische Grenze – Philipp Lugger, Bader,
nach Würzburg – Sebastian Micheler,
Schuhmacher, nach Prag – Andrä Mitter-
dorfer, Hufschmied, nach Jungbunzlau
(Böhmen) – Jennewein Moser, Tischler,
nach Triest – Hanns Niescher ins Schwa-
benland – Josef Niescher, Tischler, nach
Bayern – Georg Wieser, Sattler, ins
Schwabenland – Peter Prinster nach
Triest – Josef Coller nach München.
1784 berichtet der Pfleger von Heinfels:
Man nimmt unsere Auswanderer überall
gerne auf, denn sie sind von Jugend auf bei
schlechter Kost erzogen, kräftig und ar-
beitsam.
Anmerkungen und Hinweise
1. Maria Hornung, Mundartkunde Osttirols, Österrei-
chische Akademie der Wissenschaften, Studien zur
österreichisch-bayrischen Dialektkunde, Nr. 3, Wien
1964.
2. Meinrad Pizzinini, Osttirol, Österreichische Kunst-
monographie, VII, Salzburg 1974, S 270 – Otto Stolz,
Geschichte Osttirols im Grundriß, Lienz 1925,
S 140 ff.
3. Maria Hornung, Mundartkunde Osttirols, S 115 f.
4. Franz Anton Sinnacher, Beiträge zur Geschichte der
bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol, Bri-
xen 1824, Band II, S 514 – Lothar Patera, Ein hei-
matkundlicher Führer von Kötschach, über Sillian
nach Lienz, Wien 1926, S 160.
5. Sinnacher a. a. O., Band III, S 438 f – Johann Jakob
Staffler, Tirol und Vorarlberg, Band II, Innsbruck
1847, S 411.
6. Otto Stolz, Geschichte Osttirols, S 144 ff – Richard
Schober, Chronik von Obertilliach, aus der Reihe der
Ortschroniken, herausgegeben vom Tiroler Landes-
archiv, Innsbruck 1976, S 5 ff.
7. Otto Stolz, Schwaighöfe in Tirol, Innsbruck 1930.
8. Otto Stolz, Politisch-historische Landesbeschreibung
von Südtirol, Schlernschrift 4 u, Innsbruck 1939, S 626.
9. Lothar Patera, Ein heimatkundlicher Führer, S 119 f.
– J. J. Staffler, Tirol und Vorarlberg, S 411.
10. Sinnacher a. a. O., Band III, S 489.
11. Sinnacher a. a. O., Band VII, S 130 f.
12. J. J. Staffler, Tirol und Vorarlberg, S 411 – Lothar
Patera, Ein heimatkundlicher Führer, S 120.
13. Georg Tinkhauser, Beschreibung der Diözese Brixen,
I. Band, Brixen 1855, S 24.
14. Karl Maister, Geschichte des Pflegegerichtes Anras,
in OHBL 1925, Heft 10, S 149.
15. Pustertaler Beschreibung, TLA Kat 08.
16 a. Karl Maister, Geschichte des Pflegegerichtes Anras
in OHBL 1925, Heft 8, Seite 118 f.
16 b. Tiroler Landesordnung vom Jahr 1544: Achtes Buch,
CXVIII Blatt, Nummer XL – CXXXIX Blatt, Num-
mer XLVII – Nummer XLVII – Nummer XVI.
17. Erwin Kolbitsch, Die Zollstätten Tilliach; aus der
Reihe: Die Zollstätten im Pustertal in OHBL 1985,
Nr. 12.
18. Abschrift aus dem Oberforcher Archiv, Museum der
Stadt Lienz Schloß Bruck.
19. Abschrift aus dem Oberforcher Archiv.
20. Karl Maister, Pflegegericht Anras in OHBL 1925 Heft
8, S 118 – Lothar Patera, Ein heimatkundlicher Füh-
rer, S 128 – Richard Schober, Chronik von Obertilli-
ach, S 41.
21. Otto Stolz, Geschichte Osttirols, S 164 – Otto Stolz,
Politisch-historische Landesbeschreibung von Südti-
rol, Schlernschrift 40, 624 ff.
22. Wie Anmerkung 21.
23. Lothar Patera, Ein heimatkundlicher Führer, S 133 ff.
24. Zusammengestellt aus Abschriften von Verfachbü-
chern aus dem Oberforcher Archiv, Museum der Stadt
Lienz Schloß Bruck.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer: OSR
Erwin Kolbitsch †, Hauptschuldirektor i. R.
A-9900 Lienz, Oberer Siedlerweg 11.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Piz-
zinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2a.