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dergut, Kramergut, Geillergut, Fritzergut,
Heinzergut und sechs Söllhäuser.
Im Dorf Obertilliach: Kuchelhof, Ge-
bergut, Bachhof, Mitterbachhof, Nesen-
bachhof, Mitterdorferhof, Millnergut,
Scherergut, Winklergut, Ortergut, Hislgut,
Pardellhof, Wenzelgut, Schaidengütl,
Höfl, Beschasser, Ritsch.
In Leiten: Eggergut, Ober- und Inner-
prinstergut, Ebnergut, Innerstgut.
In Rodarn: Schustergut und Mörtergut.
Die als Höfe bezeichneten Häuser
waren durchwegs in Achtel geteilt, wo-
durch sich die Anzahl der Güter ver-
mehrte.
Durch weitere Teilungen entstanden
Kleingüter, die keine Familie ernähren
konnten. Diese wurden Söllgüter genannt.
Die Besitzer dieser Söllgüter mussten
einen Nebenerwerb als Taglöhner oder
Handwerker ausüben.
Daneben gab es auch Soldhäuser, die
überhaupt keinen Grund besaßen. Die Be-
sitzer hatten die Aufgabe, das Dorf zu be-
wachen, denn bei den vielen Holzhäusern
im eng zusammengebauten Obertilliach
war die Feuersgefahr groß. Weiters
mussten die Soldhäuser auch die Warnung
bei Überfällen übernehmen.
Interessantes Brauchtum
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Lothar Patera beschreibt in seinem Buch
„Ein heimatkundlicher Führer von Köt-
schach, über Sillian nach Lienz“ vom
Jahre 1926 über den Nachtwächter:
„Die in Obertilliach bestehende Nacht-
wache in der Person eines alten Mannes
rief um 10, 12 und 2 Uhr die Nachtstunden
aus und warnte vor Feuersgefahr. Vor dem
Weilerischen Gasthauses rief er aus: Ihr
Bauern lost auf und lasst euch sag’n: Der
Hammer an der Uhr hat 10, 12, 2 Uhr
g’schlag’n. Gebt acht auf Feuer und Licht,
dass euch Gott und uns’re lb. Frau behüt!“
Man hieß dieses Ausrufen zu den Nacht-
stunden „Skarten“ und den Ausrufer
Skarter. Er war zugleich auch Totengräber.
Weiters berichtet Patera auch über die
Bräuche beim Heuziehen:
1. Zeit:
Wenn genügend Schnee ist (mindestens
1/2 m) und nachdem die notwendigen
Fuhren (Brennholz, Streu) gemacht sind.
2. Vorbereitungen:
a) Heurieße machen und ausräumen. Hie-
bei tun sich alle Leute zusammen, die in
der gleichen Gegend Heu haben.
b) Anwerben von rüstigen Männern und
kräftigen Burschen. Es werden vielfach
Gegendienste geleistet.
c) Herrichten von „Ferkeln“, Wiesbäumen,
„Zügeln“, Stricken und Bergrechen vom
Bauer, von den Gehilfen wird Bindseil
und „Broh“ beigestellt.
3. Vor dem Fortgehen:
a) Wecken der Heubringer zum Essen um
3 Uhr oder schon um Mitternacht.
b) Essen: ausgiebige Gersten- oder Reis-
suppe mit Fleisch, Speck und Polenta,
eingemachte Krapfenblattlan oder
Niggallen mit Kaffee oder Milch.
b) Beim Fortgehen: In der Reihenfolge,
wie die Heubringer aus der Stube gehen,
müssen sie beim Ziehen bleiben. Der
erste hat meistens das größte und schön-
ste Fuder, der Bauer ist immer der letzte
und zieht den „Hund“ (kleinstes
Fuder).
5. Auf der Ladestatt:
Einer muß „fassen“, einer oder zwei rei-
chen ihm die Heubüschl zu, der Bauer
wirft das Heu aus der Schupfe und die
übrigen ziehen die fertig gefassten Fuder
ein Stück vor. An gewissen Orten benötigt
man beim Abziehen die „Schlaufen“. Auf
der Ladstatt muss es windstill sein.
6. Die Abfahrt geht meist glatt vor sich.
Am Aufzug kommen die Fuder auf
Schlitten und nun geht es lustig heim-
wärts.
7.
Am Stadel werden die Heubringer mit
Niggallen empfangen, oder mit
Schnaps. Alle beteiligen sich beim Ab-
legen.
8.
Wieder beim Essen: Gerstensuppe mit
Fleisch, Knödel, Grieß- oder Reismus,
eingemachte Krapfenblattlan, Kaffee
oder Milch.
9. Ausruhen:
Nachher setzten sich die Burschen in der
Bauernstube zu einem Kartenspiel zu-
sammen. Die älteren Männer aber
schnarchen auf der Ofenbank, in der
Ofenhöhle und auf dem Ofengschall.
Auswanderer aus Tilliach
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Als sich im 18. Jahrhundert die Bevöl-
kerung von Tilliach besonders stark ver-
mehrte, kam es zu Auswanderungen.
Es wanderten aus: nach Südtirol: 38 –
nach Nordtirol: 14 – nach Kärnten: 25 –
nach Salzburg: 18 – nach Wien: 11 – nach
Oberösterreich: 2 – nach Niederösterreich:
5 – nach Steiermark: 6.
Nummer 12 –– 68. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Untertilliach, Blick über die Häusergruppe in der Aue in Richtung Kirchberg; Aufnahme
von 1971.
Foto: M. Pizzinini
Blick vom Klammberg zum Kirchberg von Untertilliach mit der Kirche St. Jenewein (Hll.
Ingenuin und Albuin); Aufnahme von 1971.
Foto: M. Pizzinini