Seite 4 - H_2001_04-05

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
69. Jahrgang –– Nummer 4-5
Mikrofauna in Probe 2 („Beggiatoa-
Tümpel“):
Schalenamöben (Testacea): Spitzen-
Schmelztierchen (Difflugia acuminata)
Rädertierchen (Rotatoria): Rotatoria
neptunia und R. rotatoria (Teleskop-Rä-
dertiere).
Wasserflöhe (Cladocera): Plattkopf-
Wasserfloh (Simocephalus vetulus)
Muschelkrebse in beiden Proben waren
nicht bestimmbar.
Fast alle Arten der Mikroflora und
Mikrofauna sind erstmalig für Osttirol an-
geführt!
Beurteilung des Gewässers:
„Das Feuchtgebiet ,Brühl‘ bei Matrei
war zum Zeitpunkt der Untersuchung als
hypertroph (extrem nährstoffreich) zu
klassifizieren. Darauf deuten sowohl der
sehr hohe Phosphatgehalt von 0.07 mg/l,
als auch das Vorkommen der Schwefel-
bakterie (Beggiatoa alba) und des Räder-
tieres (Rotaria neptunia) hin. Der Grund
für die Überdüngung liegt sicherlich in der
Beweidung der angrenzenden Flächen bis
an die Ufer, wodurch die Ausscheidungen
der Tiere leicht ins Gewässer einge-
schwemmt werden können. – Die Min-
destmaßnahme zur Verbesserung der
Wasserqualität wäre die Schaffung eines
Puffergürtels von einigen Metern durch
Einzäunung, sodass das Weidevieh nicht
bis an das Ufer gelangen kann.“
Die zuständigen Stellen (Amt für Um-
weltschutz, Besitzer, Gemeinde, Land
Tirol) sind aufgerufen, Verbesserungen zu
überlegen und das ganze Areal als
Schutzgebiet auszuweisen (Vertrags-Na-
turschutz). Von seiten der Biologen kön-
nen nur die Unterlagen für die Bewertung
der Gewässergüte vorgelegt werden.
Drei ausgewählte Pflanzenfunde aus
Osttirol werden kurz textiert vorgestellt
und die Originale abgebildet. Alle Arten
gelten als selten und sind daher relativ un-
bekannt.
Korallenwurz
(Corallorhiza trifida)
Familie: Orchideen, Knabenkräuter, Or-
chidaceae.
Der Name kommt vom eigenartig ver-
zweigten Rhizom, eigentliche Wurzeln
sind es nicht. An sich eine recht unschein-
bare Orchidee mit 10 bis 30 cm Höhe,
Stengel etwas grünlich gefärbt, hellbraun
überlaufen, Blütenähre sehr locker mit nur
fünf bis zehn Blüten, diese gelblichgrün
und meistens mit deutlichen, kleinen, roten
Flecken. Die Pflanze liebt schattige
Wälder und lebt vom Tal bis fast zur
Waldgrenze, vor allem in den Gebirgen
verbreitet, aber meist sporadisch.
Fundort: Defereggental, St. Jakob, am
Beginn des Wasser-Erlebnisweges am
Rande des Fichtenwaldes am rechten
Schwarzach-Ufer, am 10. Juni 2000, nur
wenige Stück. – Ein weiterer Fundort soll
im Debanttal sein (pers. Mitt. H.
Deutsch, Lavant). Weitere Beobachtungen
sind durchwegs zu erwarten.
Kahler Fichtenspargel,
Buchenspargel
(Monotropa hypophegea) – in Österreich
nur diese eine Gattung der Familie Fich-
tenspargelgewächse (Monotropaceae).
Auffallende Pflanze ohne Blattgrün,
blassgelb, vollparasitisch, Moderpflanze in
Wäldern, Name vom Standort und den
emporstehenden, gelblichen Stengeln mit
10 bis 25 cm Höhe. – Die beiden Klein-
arten dieser Gattung sind ungenügend be-
kannt, die zweite Art (M. hypopitys) hat
behaarte Blüten in größerer Zahl pro
Traube und auch behaarte Stengel. – Beide
Arten kommen in Osttirol vereinzelt vor
(s. POLATSCHEK Bd. 3, 2000).
Fundort: Unteres Drautal, westlich
Thal-Assling beim Weidenbrünnl, mitten
im Fichtenwaldbereich etwa 20 Pflanzen
am 2. August 1999 auf begrenzter Fläche
von Wohnzimmergröße. Begleitarten
waren: Netzblatt oder Kriechstengel
(Goodyera repens, Orchidee), Breitblatt-
Stendelwurz (Epipactis helleborine,
Orchidee), Birngrün (Orthilia secunda,
Wintergrüngewächse),
Berg-Wachtel-
weizen (Melampyrum sylvaticum, Ra-
chenblütler); dazu flächendeckend das
Große Kranzmoos (Rhytidiadelphus tri-
quetrus), Fichten und Jungtannen. Unter-
grund ist Kalkschotter.
Schmalblättriger Hohlzahn,
Hanf-
nessel (Galeopsis angustifolia) (Lippen-
blütler, Lamiacaae; in Osttirol aus dieser
Gattung sechs Arten, zwei Rassen, ein
Bastard).
Der Name stammt von den beiden auf-
stehenden hohlen Höckern am Schlund der
Krone. Neben den Kennzeichen der Fami-
Wasser-
flöhe:
Linsen-
krebschen
(Mess-
strecke
100
mikro-m).
Mikro-
Fotos:
B. Gut-
wenger
Strudel-
würmer:
Doppel-
augen-
Strudel-
wurm
(Mess-
strecke
100
mikro-m).
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Os
Einzelfun
Fichtensp