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Nummer 4-5 –– 69. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Über Pflanzen und Tiere des Feuchtge-
bietes „Brühl“ bei Matrei wurde schon ein-
mal (Osttiroler Heimatblätter 11/1999) be-
richtet und auf die Schutzwürdigkeit ver-
wiesen, weil wir in Tallagen nur mehr
vereinzelte freie, halbwegs naturbelassene
Wasserflächen finden und dadurch die Er-
haltung aller dort vorkommenden Lebens-
Formen, eben auch der mikroskopisch-
kleinen immer notwendiger erscheint.
In den Folgejahren wurde das Gebiet
mehrmals besucht und am 1. September
1999 Wasserproben zur mikroskopischen
Untersuchung durch den Zweitautor ent-
nommen. Damit wird erstmals die Mikro-
flora und Mikrofauna vorgestellt und aus
dieser Sicht eine Beurteilung vorgenom-
men.
Die Umgebung dieses Tümpels ist
Weidegebiet, das bedingt reichlich orga-
nische Verunreinigung. Einige Pflanzen
wie der Igelkolben sind verschwunden, im
und am Wasser finden sich nur häufige
Arten mit wenig ökologischen Ansprüchen
(durchwegs euryök). Ausgenommen in
faunistischer Sicht ist das Vorkommen
einer für Osttirol neuen Wasserwanze
(Wasserläufer: Gerris asper); diese lang-
beinigen Formen sind den Gartenteichbe-
sitzern gut bekannt, weil sie schnell und
fleißig an der Wasseroberfläche entlang
laufen. Die genannte Art ist bisher vom
Wiener Becken, Burgenland und Nordtirol
bekannt, das Tier wurde verglichen mit
Exemplaren der Sammlung, die am 26.
Feber 1966 in Stans bei Schwaz gesam-
melt wurden. Das Tier der Brühl hat das
Datum 14. März 1999 und beweist einmal
mehr, dass diese Art als erste im Früh-
jahr erscheint, sie überwintert als fertiges
Insekt.
Das Wasser ist oberflächlich noch klar
durchsichtig, aber schon nach etwa 10 cm
Alois Kofler – Bernhard Gutwenger – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Die Brühl braucht Hilfe
Rädertierchen: Teleskop-Rädertier (Messstrecke 100 mikro-m).
Mikro-Fotos: B. Gutwenger
Kieselalgen: Schiffchen-Kieselalge (Messstrecke 50 mikro-m).
ist nur mehr schwarzer Faulschlamm zu
finden, der stark nach Schwefelwasserstoff
(wie faule Eier) riecht (verursacht durch
die Beggiatoa-Algen) und daher als biolo-
gisch tot anzusehen ist.
Mikrofauna und Mikroflora (nach B.
GUTWENGER, briefliche Mitteilung
Feber 2000):
Untersuchungsmethoden: die chemi-
sche Untersuchung wurde mit einem
Handphotometer durchgeführt.Die Was-
serproben wurden mit einem Planktonnetz
mit Maschenweite 56 mikro-m entnom-
men und im Hellfeld bestimmt.
Chemische Analyse: pH-Wert 7, Phos-
phat 0.07 mg/l, Ammonium 0.12 mg/l, Ni-
trat 0.5 mg/l, Nitrit 0.06 mg/l.
Mikroflora (Pflanzen) in Probe 1
(Tümpelrand mit Wasserlinsen: „Lemna-
Tümpel“):
Kieselalgen: Kahn-Kieselalge (Cym-
bella helvetica), Bauchige Kanahn-
Kieselalge (Cymbella ventricosa), Stiel-
chen-Kieselalge (Gomphonema sp.),
Stab-Kieselalge (Synedra ulna), Wurm-
Kieselalge (Eunotia lunaris), Schiffchen-
Kieselalge (Navicula cuspidata), Rippen-
Kieselalge (Pinnularia major).
Grünalgen: Band-Zieralge (Pleurate-
nium trabecula).
Mikrofauna (Kleintierwelt) in Probe 1
(Lemna-Tümpel):
Schalenamöben (Testacea): Spitzen-
Schmelztierchen (Difflugia acuminata)
Strudelwürmer (Planaria): Doppelau-
gen-Strudelwurm (Castrella truncata)
Rädertiere (Rotatoria): Zangen-Rädertier
(Cephalotella sterea), Teleskop-Rädertier
(Rotaria neptunia)
Wasserflöhe (Cladocera): Linsenkrebs-
chen (Chydorus sphaericus)
Larven von Tastermücken (Dixa) und
Eintagsfliegen (Cloeon)
Mikroflora in Probe 2 (mit viel Schwe-
fel-Bakterien:„Beggiatoa-Tümpel“):
Bakterien (Schizomycetes): Weißes
Schwefelbakterium (Beggiatoa alba)
Blaualgen (Cyanobakterien): eine
Schwingalge (Oscillatoria sp.)
Kieselalgen (Diatomeae): Nadel-Kiesel-
alge (Synedra acus), Kahn-Kieselalge
(Cymbella helvetica), Kräftige Flügel-Kie-
selalge (Surirella robusta splendida), eine
Schiffchen-Kieselalge (Navicula cuspi-
data), Rippen-Kieselalge (Pinnularia
major), Krug-Kieselalge (Amphora per-
pusilla).
Grünalgen (Chlorophyta): Schrauben-
alge (Spirogyra sp.)