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zen. Die Klapper hintern Altar tragen.
Leuchter neben Sakristeitüre.“
Am Gründonnerstag fanden um 5 Uhr
früh eine Segenmesse und um 7 Uhr das
Hochamt statt. In diesem Rahmen wurde
das Allerheiligste beim Kreuzaltar ausge-
setzt und die Zeremonie der Fußwaschung
vorgenommen. Um 7 Uhr abends betete
man am Kreuzaltar den Rosenkranz mit
anschließender Stationsandacht.
Am Karfreitag wurde die liturgische
Feier um 7 Uhr früh am Hochaltar begon-
nen, beim Kreuzaltar fortgesetzt, und von
hier aus wurde das Allerheiligste zum Hei-
ligen Grab übertragen. Hier fand um 7 Uhr
abends auch der Rosenkranz mit Stations-
andacht statt.
Der Dienst am Karsamstag begann mit
dem Assistieren bei der Aussetzung des
Allerheiligsten beim Heiligen Grab um
4.15 Uhr! Später folgten Feuer- und Tauf-
wasserweihe. Um halb Acht Uhr abends
wurde die Auferstehung beim Heiligen
Grab gefeiert. Die Gottesdienstordnung
wurde in nahezu unveränderter Weise bis
in die Mitte des 20. Jahrhunderts beibe-
halten. Weiß kommentierte den erstmali-
gen Dienst als Mesner in der Karwoche
mit den Worten:
„Laus Deo, daß die
Woche, auf die ich mich so sorgte, doch
ohne besondere Verwirrung vorüber
ging. Deo gratias!“
Nachträglich hielt er
noch einige wichtige Bemerkungen zum
Aufstellen des Heiligen Grabes fest, Re-
zepte der Farben für die Oster- oder Grab-
kugeln und die Kosten des Aufstellens.
Die Abkürzungen bedeuten fl = Gulden,
x = Kreuzer:
„Den hl. Grab-Aufmachern, Beleuchtern
und Abräumern hat der Mesner für die
Tagschicht à 28 x à Person gegeben, Jau-
sen und Landwein u. Brot.
Ohne Brot dafür ausgelegt
2 fl 24 x
fürs Sammeln gehen
1 fl 24 x
Ministranten
54 x
Fürs Läuten
24 x
Den Mägden fürs Spülen
und Kehren
1 fl 12 x
Für Farben und Nägel
12 x
Extraauslagen
1 fl 24 x
8 fl 24 x“
Nummer 2-3 – 70. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Kästen auf der Empore gelagert waren, aus
der Kirche entfernt werden; monatelang
lagen sie im Freien hinter der Mauer im
Widumgarten und haben dabei Schaden er-
litten. Die Holzbalken des Gerüstes wurden
anderweitig verwendet bzw. aufgeschnitten.
Die Haken und Ringe in den Wänden des
linken Seitenschiffes, an denen das Gerüst
befestigt werden musste, wurden herausge-
rissen. – Auf Heilige Gräber wurde damals
von kirchlicher Seite wenig Wert gelegt,
waren sie nach der Liturgiereform, ausge-
hend vom II. Vatikanischen Konzil, nicht
vorgesehen. Das wertvolle Heilige Grab
von St. Andrä schien für immer verloren. Es
wurde aber nicht vergessen. In einem auf-
rüttelnden Zeitungsartikel
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(1977) mit
dem Titel „Sind die ‚Heiligen Gräber‘ tot?“
zog Michael Forcher traurige Bilanz über
das Verschwinden zahlreicher Heiliger
Gräber:
„Sie wurden oft aus Unverständnis
und Dummheit bewußt zerstört oder gingen
ganz einfach verloren.“
Er konnte den da-
maligen Abt des Stiftes Wilten, Prälat Alois
Stöger, mit sehr verständnisvollen Worten
zitieren: Das Heilige Grab
„... sollte in das
österliche Geschehen einstimmen, Kindern
das Verständnis erleichtern, die Liturgie be-
gleiten und untermalen: ‚Nur ersetzen darf
es sie nicht.’“
Besonders hat Forcher auch auf die Ret-
tung des Lienzer Ostergrabes hingewiesen.
Es dauerte aber noch rund zehn Jahre, bis
es dazu kam. In dankenswerter Weise hat
sich der Lions Club Lienz unter dem Prä-
sidenten Komm.-Rat Theodor v. Hibler
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,
zugleich Mitglied des Pfarrkirchenrates
von St. Andrä, des kulturgeschichtlich be-
deutenden Heiligen Grabes angenommen.
Die Initiative musste letzlich vom Pfarr-
kirchenrat unter Dekan Cons. Josef Huber
ausgehen.
Im Mai und im Oktober 1986 langten
Kostenvoranschläge ein
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. Im Gegensatz
zu einer Wiener Restaurierungswerk-
stätte arbeitete die Werkstätte der Gebr.
Pescoller in Bruneck wesentlich preisgüns-
tiger, weshalb man dieser den Vorzug
geben wollte. Der Landeskonservator für
Tirol, HR Dipl.-Ing. Josef Menardi,
stellte den Lienzer Initiativen gegenüber
Die Gesamtkosten für Aufstellung und
Betrieb des Heiligen Grabes beliefen sich
also bei ca. achteinhalb Gulden. Eine
Sammlung, die am Dienstag nach dem Pas-
sionssonntag
19
durchgeführt worden war,
hatte nach der Eintragung von Pfarrmesner
Weiß mehr als elf Gulden erbracht, weiters
Sachspenden wie Öl und Kerzen. Das heißt,
dass die Unkosten zur Gänze von der Be-
völkerung selbst getragen wurden!
Anton Zollers Heiliges Grab in St.
Andrä wurde bis 1967 aufgestellt. Damals
konnte der ganze Ablauf des Aufstellens
fotografisch festgehalten werden
20
. 1967
war auch noch das ursprüngliche Gerüst,
von dem ein Balken in Einkerbung die Da-
tierung „1752“ trug, erhalten. Nach den
Aussagen des damaligen, seit 1925 amtie-
renden Pfarrmesners Gabriel Forcher
sen., lief alles mit einer Regelmäßigkeit
ab, die sich aus der jahrzehntelangen Pra-
xis ergab und schon aus dem Mesnerbuch
des Josef Weiß von 1845 eine gewisse Be-
stätigung erfährt. In Verbindung mit dem
Heiligen Grab hatten sich gewisse „Eh-
renämter“ herausgebildet, wie sie sich bei
brauchmäßigen Handlungen ergeben:
Zum Beispiel brachte immer der „Unter-
brunner“-Bauer aus Patriasdorf am Mon-
tag in der Karwoche in der Früh die Ge-
rüstteile, die in der Nähe gelagert waren.
Sie wurden noch an diesem Tag zu-
sammengebaut und mit den Kulissen ver-
sehen. Für Dienstag waren die letzten Ar-
beiten und die Installationen anberaumt,
für Mittwoch das Färben der Kugeln, was
geradezu an alchemistische Praktiken er-
innerte, da die Farbpanscherei im dunklen
Gewölberaum des Mesnerhauses (Pfarr-
gasse 7) vor sich ging, um nicht vom
Tageslicht irritiert zu werden. Schließlich
musste die Abstimmung nach einem ganz
bestimmten Farbplan erfolgen. Am Grün-
donnerstag war das Heilige Grab fertig!
Beschädigung und Rettung
des alten Kulturgutes
Bei der Restaurierung von St. Andrä im
Jahr 1968, die der Autor miterlebt hat,
mussten die Kulissenteile, die in großen