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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
70. Jahrgang – Nummer 6
der Kosaken auf Seiten der Zarentreuen
gegen die Bolschewiken. Zehntausende in
ihren Hoffnungen enttäuschte Kosaken
wanderten nach allen Teilen der freien
Welt aus, unter ihnen auch General P.N.
Krasnow, weil sie erbitterte Feinde des
Kommunismus waren.
In der Zwischenkriegszeit, nach dem
Sieg der Revolution, hatten die in Rußland
verbliebenen Kosaken schwer zu leiden
durch Verbannung, Erschießung, Hun-
gersnot, Krankheiten und Verfolgungen
aller Art, besonders der russisch-ortho-
doxen Kirche. Vor diesem Hintergrund
kann man den Widerstand der Kosaken
gegen die Repatriierung 1945 gut ver-
stehen: „Besser hier sterben als zurück
nach Rußland!“
Als die deutschen Armeen 1941/42
immer tiefer nach Rußland vorstießen,
sahen die Kosaken in Deutschland einen
möglichen Befreier, liefen über und
kämpften innerhalb der deutschen Wehr-
verbände.
Wer die Kosaken überzeugt und für sich
gewonnen hat, dem sind sie treu bis in den
Tod. Es sind Naturmenschen, die
FALSCH und ECHT sehr gut unterschei-
den können. Sie lassen sich nicht „kom-
mandieren“. Sie wählen sich ihre Führer,
die Atamane, denen sie aber treu ergeben
sind und bedingungslos gehorchen.
Das Schicksal der Kosaken –
Zeittafel
22. August 1941
Das erste bedeutende Überlaufen sowje-
tischer Soldaten zur deutschen Wehrmacht
erfolgte, als der Krieg zwischen Deutschland
und Rußland gerade zwei Monate dauerte.
An der Front, in der Nähe der weißrussi-
schen Stadt Mogilew, empfing Generalleut-
nant Graf Schenckendorff einen Kosaken-
unterhändler, der ihm die Kapitulation sei-
ner Einheit anbot. Es handelte sich um das
436. sowjetische Infanterieregiment, das
unter dem Befehl des Majors Iwan Niki-
tiisch KONONOV stand. Nachdem ihm
Schenckendorff Geleit zugesichert hatte,
versammelte Kononov seine Truppen und
teilte ihnen seine Absicht mit. Iwan
Kononov war als erster Offizier der Roten
Armee geschlossen mit seiner Einheit frei-
willig zu den Deutschen übergelaufen.
Kononov, 1903 im Gebiet der Don-Ko-
saken geboren, hatte eine vorbildliche Mi-
litärlaufbahn in der Roten Armee hinter
sich. Doch er hatte seit der groben Miss-
wirtschaft im Finnischen Krieg über
seine Entscheidung nachgedacht, und
nun war die Gelegenheit gekommen. Kon-
onov und seine begeisterten Kameraden
bildeten das 102. Kosakenregiment. In die-
ser Rolle kämpften sie tapfer gegen die
Rote Armee und die Partisanen. (Tolstoy)
Im Frühjahr 1942
bestimmte das OKH (Oberkommando des
Heeres) das Kommando der 162. Infante-
riedivision zum Aufstellungs- und Aus-
bildungsstab von Ostlegionen. Divisions-
kommandeur war Professor Dr. RITTER
von NIEDERMAYER, ein profunder
Orientkenner, der im Ersten Weltkrieg die
deutsche Afghanistanexpedition geführt
hatte. Sein Nachfolger wurde Generalmajor
RALPH von HEYGENDORFF.
Im September 1942
flog Oberstleutnant HELMUTH von
PANNWITZ im Auftrag des OKH in die
Gebiete am Don, Kuban und Terek, um sich
über die Kosakenfrage zu informieren. Nach
und nach löste von Pannwitz alle Kosaken
aus den Einheiten der 17. Armee heraus und
führte sie dem Lager Cherson zu.
Am 8. November 1942
erhielt von Pannwitz den Oberbefehl über
die Kosakeneinheiten.
Am 21. April 1943
befahl das OKH endlich die Aufstellung
der 1. Kosaken-Division. Es erging Befehl
an alle Armeen, alle Kosakenverbände so-
fort aus der Front herauszuziehen und nach
Mielau = Mlawa in Marsch zu setzen. Ins-
gesamt dürften sich in Mielau zirka 20.000
kriegsverwendungsfähige Männer ver-
Von den Kosaken wurden selbst Kamele mitgeführt; im Bild
Kosaken des 4. Terek-Stavropol Regiments in Verzegnis/Carnia.
Kaukasier am Grab eines Gefallenen in der Carnia. Der Grab-
stein ist heute an der Nordseite der Kirche von Amaro angebracht.
Lidia Federowna Krasnow,
Gattin des Generals; sie liegt auf
dem Friedhof von Walchensee
begraben.
General Pjotr Krasnow.
Major Iwan Nikitiisch Kononov.