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Nummer 6/2002
70. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Die Kosaken im und nach dem
Zweiten Weltkrieg
Was die Geschichte über die
Kosaken zu berichten weiß
Niemand weiß so recht, woher sie kom-
men und wer sie sind.
Von Anfang an weiß jeder, der mit
ihnen zu tun bekommt, dass mit ihnen
nicht zu spaßen ist. Unbändig ist ihr Frei-
heitsdrang.
Sie gehören keiner Rasse oder Volks-
gruppe an. Es sind Steppenvölker, Split-
tergruppen oder Volksstämme, die in Jahr-
hunderten durch die große Völkerpforte
zwischen Asien und Europa gekommen
sind. Es sind die, die den großen Zu-
sammenprall jeweils überlebten, zurück-
blieben und sich allmählich zu Kosaken-
stämmen herausbildeten. Man nennt
diese leicht bewaffneten Reiter ohne Pan-
zer und Helm auf Tartarisch „Gosak“ bzw.
„Kosak“ (= Grenzschutz).
Die Kosaken spielten eine wichtige Rolle
bei der Ausdehnung des russischen Reiches
und sicherten im Süden des europäischen
Rußlands, im nördlichen Kaukasus und
zum Teil entlang der asiatischen Grenze
des Reiches als Wehrbauern die Grenzen.
1582 bis 1584 eroberte der Ataman Jermak
Timofjewitsch Sibirien und übergab es dem
Zaren Iwan IV., dem Schrecklichen.
Die Kosaken sind keine Nation. Sie nen-
nen sich meist nach den Flüssen, an denen
sie wohnen: Donkosaken am Don, Kuban-
kosaken am Kuban, Terekkosaken am
Terek, Astrachankosaken an der Wolga,
Uralkosaken am Ural, Saporoscherkosa-
ken am Djnepr usw.
Vielleicht haben sich die ersten Stanizen
schon gebildet, als um 375 die Hunnen ur-
plötzlich aus den Steppen hervorbrachen
und die Goten aus ihrem Siedlungsraum
zwischen Karpaten und Don aufscheuch-
ten und nach Westen abdrängten. Viele
wurden abgeschnitten. Die Zurückgeblie-
benen kämpften verbissen um ihre Freiheit
oder gingen unter.
Vielleicht waren diese die ersten Kosa-
ken, denn die Kosaken haben eine ähn-
liche Beziehung zu den Flüssen wie die
Goten, die ihren großen König Alarich
unter den Wogen des Busento begruben,
damit keines Menschen Hand ihn in seiner
Ruhe störe.
Während der Oktoberrevolution 1917
und im Bürgerkrieg kämpfte der Großteil
Abtransport der Kosaken in Lienz/Peggetz, Gemälde (3 x 6 m) von Sergej G. Korolkov im „Kosakenhaus“ in New York, 1957. – Der
Künstler hat die von ihm selbst erlebte Szene vom 1. Juni 1945 in einem eindrucksvollen Gemälde festgehalten. Sein dokumentarischer
Wert wurde unterschiedlich beurteilt: Der britische Oberst Malcolm bezeichnete das Bild als „töricht“ und als „Karikatur“. Major
Davies hingegen sah es als „ziemlich wahrheitsgetreu“ an, während Ivan Tschongov meinte, das Bild spiegle die Greueltaten der bri-
tischen Soldaten „nicht im richtigen Ausmaß“ wider.
(Originaldruck im Pfarrarchiv St. Andrä/Lienz)