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Meran nicht gesichert, ebenso wenig für
Adolf Guggenberger, der sich eigentlich
auch nicht
„Kopf über Hals nach Lienz
binden will“
(Ostern 1926).
Trotzdem, Lienz blieb für ihn eine wich-
tige Destination, nicht nur wegen seiner
Familie, sondern vor allem auch wegen der
zufriedenstellenden Auftragslage bezüg-
lich seiner Porträtkunst. Allen voran das
gehobene Lienzer Bürgertum aus Politik
und Wirtschaft, aus dem Kulturbereich und
der Ärzteschaft mit deren Familien erach-
teten es als zeitgemäße Avance an deren
Popularität, sich akkurat aber nicht über-
zeichnet darstellen zu lassen und eigentlich
– und das ist ursächlich auf die unabding-
bar fein nuancierte Maltechnik von Adolf
Guggenberger zurückzuführen – einer
durchwegs subtil authentischen Charakte-
risierung mit teilweise neusachlichen Ten-
denzen zuzustimmen.
Porträt und Landschaft – offene
Präsentation und Zurückhaltung
In der Lienzer Kunsthändlerin Mathilde
Wiedner, die die gleichnamige Kunsthand-
lung in der Muchargasse Nr. 2 führte und
sich nach ihrer Heirat in den 1930er-Jahren
Egger-Sigwart nannte
8
, fand Guggenberger
eine sehr gewogene Ausstellungskuratorin,
die, heute betrachtet, keinen geringen Anteil
an dessen Prominenz für sich verzeichnen
konnte. Die Konterfeis des Zahnarztes Hans
Wunderer (1925), des Kustoden des Muse-
ums „Agunt“ Wladimir Labler (1925), des
Malers Karl Hofmann (1925), des Lienzer
Bürgermeisters Josef Anton Rohracher, des
Sägewerksbesitzers Vergeiner/Fischwirt
(1926), oder der Mitglieder der Lienzer
Familien Jaufer, Bstieler, Gander, B(P)ich-
ler u.v.a. mehr kamen in den Schaufenstern
der Kunsthandlung zur Präsentation bzw.
dienten als Reputation der Porträtkunst.
Und wie offen war nun Adolf Guggen-
berger für die Landschaftsvedute? Eigent-
lich gelang es ihm gerade in diesem Metier
einem überbordenden Naturalismusgedan-
ken entgegen zu treten und der für die
1920er- und 1930er-Jahre typisch veran-
kerten Bipolarität der Kunstströmungen –
national überhöhter Naturalismus versus
Abstraktion – ein weiteres Zeichen seiner
beinahe naiven Unabhängigkeit zu setzen.
Die meistens doch eher kleinformatigen
Landschaftsdarstellungen fallen durch ihre
fahrige Pastosität auf und sie markieren ihre
Wertstellung immerhin mit einer eigen-
ständigen, wenig verherrlichenden, kon-
trastierend expressiven Farbgebung. In dem
Sinn zählen Gebirgslandschaften, Ausbli-
cke auf eine Stadt, Straßenzüge, Wegpartien
ebenso zu Guggenbergers Repertoire.
Seine Ausstellungsaktivität gestaltete
sich – was überliefert ist – im Grunde ge-
nommen doch sehr eingeschränkt. Neben
der Kunsthandlung Mathilde Wiedner
(Egger-Sigwart), die ihn mehrmals präsen-
tierte, gab es zu seinen Lebzeiten 1926 und
1929 eine Schau im Lienzer Museum
„Agunt“, auch wurde dort unmittelbar nach
seinem Tod 1933 eine Gedächtnisausstel-
lung arrangiert, die ähnlich konzipiert war
wie die des 1926 verstorbenen Malers Karl
Hofmann. Diese wurde damals nämlich
von Adolf Guggenberger und dem Vorarl-
berger Maler Georg Ligges
9
, der in Lienz
für kurze Zeit als Zeichenlehrer am Privat-
gymnasium der Augustiner-Chorherren
unterrichtete, organisiert und aufgebaut!
Von weitaus überregionalerer Bedeutung
war aber die im Oktober 1933 von Prof.
Josef Manfreda
10
kuratierte und betreute
Gedächtnisausstellung im Rundsaal des
Tiroler Landesmuseums in Innsbruck, die
schließlich bis jetzt als letzte Retrospektive
des Malers Adolf Guggenberger gilt. Sie-
ben Jahre vorher, am 13. April 1926
schrieb er an Sofie:
„Mir kommt halt vor,
ich soll mich jetzt noch nicht teilen, da ich
in der Malerei gerade erfreulich im Ent-
wickeln bin und so möchte ich, doch die-
selbe nicht unterbrechen. Als Maler ist es
zwar nicht sicher, aber vielleicht ist doch
Talent genug in mir, daß ich mir binnen
einem Jahr bewußt bin, ob ich es weiter
bringe als ein gewöhnlicher akademischer
Maler, oder nicht …“
Nun, wie es sich für
seine Lebensgeschichte fügte, muss nicht
unbedingt elegisch unterlegt werden, denn
die Bewertung seiner hinterlassenen res-
pektiven Arbeit geschieht nicht durch Be-
urteilung der Umstände der Entstehung,
sondern in Wirklichkeit allein durch die
Betrachtung dessen, was wir sehen!
Anmerkungen:
1 Auszug aus dem Trauungsbuch der Stadtpfarre St.
Andrä, Lienz, Nr. 95, Trauungs-Register tom. V, fol.73.
2 Walter Peinsipp, Nachruf Adolf Guggenberger, in: Lien-
zer Nachrichten, Jg. 1933, Nr. 28 (14. Juli), Seite 7f.
3 Sämtliches autografisches Material zwischen Adolf
Guggenberger mit Sofie Stotz, seiner Verwandtschaft
und anderen Institutionen umkreist die Jahre zwischen
1916 und 1933 und befindet sich in Privatbesitz. – Hier
dankt die Autorin der in der Schweiz lebenden Ver-
wandtschaft von Adolf und Sofie Guggenberger für die
ausführlichen Erzählungen und die Bereitschaft, das
Dokumentationsmaterial für die Veröffentlichung zur
Verfügung zu stellen!
4 Vgl. Meinrad Pizzinini, Lienz. Das Große Stadtbuch,
Lienz 1982, Seite 348ff.
5 Walter Peinsipp, ebenda.
6 Es ist nicht gesichert, dass A. G. 1929 in München
diverse Malkurse besuchte, vielmehr wird in Briefen der
Besuch als Vorhaben mehrfach angedeutet.
7 Walter Peinsipp, ebenda.
8 Vgl. dazu eine historische Aufnahme der ehem. Ge-
schäftsfassade von Meinrad Pizzinini in OHBl, 64. Jg.,
Nr. 10-11/1996, Seite 4.
9 Lienzer Nachrichten, Jg. 1926, Nr. 31 (6. August), Seite
3. – Zwanziger/Dreissiger, Oswald Baer, Georg Ligges
et al., Katalog zur Ausstellung Vorarlberger Landesmu-
seum Bregenz, 22.7.-29.8. 1993.
10 Vgl. Innsbrucker Nachrichten, 80 Jg., 1933, Nr. 265 (16.
November), Seite 8 – Innsbrucker Nachrichten, 80 Jg.,
1933, Nr. 269 (21. November), Seite 5. Der Briefwech-
sel mit Josef Manfreda und Albin Guggenberger, die
Ausstellungsliste und eine Sammlung von Unterschrif-
ten der Besucher befinden sich in Privatbesitz.
Fotodokumentation und Bildmaterial:
Eleonora Bliem-Scolari
OSTTIROLER
NUMMER 4/2012
4
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autorin dieser Nummer: Mag.
phil. Eleonora Bliem-Scolari, A-6020 Inns-
bruck, Dr.-Stumpf-Straße 45a; E-Mail:
el.bliem-scolari@gmx.at.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
„Im Ländisgebiet“ in der Schweiz; Öl auf Leinen, 28 x 38,5 cm, datiert 1928.
(Privatbesitz)
Aus dem Skizzenbuch von 1922: „Schifah-
rer“; Tusche, lasiert auf Papier, Blatt 16 x
12 cm.
(Privatbesitz)