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OSTTIROLER
NUMMER 4/2012
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HEIMATBLÄTTER
lag.“
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Aber, die Fotografie, die hier als
„Grenzgebiet“ beschrieben wird, war tat-
sächlich und von außen stehend betrachtet,
gleichzeitig diskrepanter und doch konti-
nuierlicher Part seines Lebens, das am
3. Juli 1933 in Au im schweizerischen
Rheintal in Folge einer Infektion endete.
In einem aufschlussreichen Brief an seine
aus der Schweiz stammende Freundin Sofie
Stotz tangiert Adolf Guggenberger am
9. Dezember 1920 trefflich seine Lebens-
situation:
„Wir lebten in Hoffnungen, deren
Erfüllung doch weit entfernt war. Aber
warte nur Sofie, noch ist nicht aller Tage
Abend. Es wird sich schon lichten entweder
auf die eine oder andere Seite, Malerei oder
Photo, und ganz leicht möglich alle beide.“
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Es ist nicht uninteressant zu bemerken,
dass der Kunstschaffende wahrscheinlich
aufgrund der Auftragslage regelmäßig sei-
nen Wohnsitz wechselte, wobei Sofie
nicht ständig bei ihm wohnte, was auch aus
der Korrespondenz hervorgeht: Lienz,
Nikolsdorf, Lustenau, Bregenz, Rohr-
schach, Au/Rheintal und Gallspach in
Oberösterreich waren seine Destinationen.
Nun, es ist nicht mehr eruierbar, wann
genau er mit der Lehrausbildung zum
Fotografen begann, wahrscheinlich um
1915; feststeht in jedem Fall nur, dass
Adolf Guggenberger im „Fotografischen
Atelier“ von Maria Egger in der Schwei-
zergasse Nr. 33 in Lienz seine ersten
kurzen Berufserfahrungen machte. Maria
Egger, die Halbschwester von Albin
Egger-Lienz, übernahm nach dem Tod des
Vaters Georg 1907 dessen Atelier, das im
Übrigen zu den ersten fotografischen
Institutionen im Bezirk Lienz zählte.
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Ver-
mutlich war es die Nähe zu Albin Egger-
Lienz, mit dem Adolf Guggenberger im
losen Kontakt stand und dessen Prominenz
als Maler er zeitgemäß respektierte,
jedenfalls entwickelte sich über die Jahre
eine durchaus freundschaftlich prospektive
Verbindung zu Maria Egger, die er
schließlich auch mehrmals – als Fotograf
und als Maler – porträtieren sollte.
Schriftliches und Fotografisches verwei-
sen außerdem gesichert darauf hin, dass
Adolf Guggenberger bis Feber 1916 in der
„Photographischen Kunstanstalt“ von Hans
Möller in der Augustenstraße in München
in Anstellung war und sich mit dem Ver-
dienst dort seine erste Kamera erwerben
konnte. Eine Fotokarte zeugt dokumenta-
risch davon, und er schreibt an seine
Schwester ins Marienheim in Rorschach in
der Schweiz:
„Dies ist eine der ersten Auf-
nahmen mit meinem Apparat, den ich kürz-
lich kaufte – kostete 100 Mark …“.
Beachtenswert ist zudem festzustellen,
speziell was Guggenbergers zielstrebige
Ambitionen betreffen, wie er ständig
darum bemüht war, das Studium der Ma-
lerei wenn nur irgendwie möglich angehen
zu können, worauf eine weitere zeitgleich
entstandene Fotografie mit Selbstporträt-
charakter hinweist, die ihn an der Staffelei
mit Pinsel und Farbpalette beim Kopieren
eines Kaiser-Franz-Josef-Porträts zeigt!
Der Kriegsdienst von
1916 bis 1918 und erste Kontakte
zur Münchner Malerei
Aber, es war der Erste Weltkrieg, der ihn
von 1916 bis 1918 auch in den Kriegs-
dienst beim 4. Regiment der Tiroler Kai-
serjäger einrücken ließ und ihn im Kampf-
einsatz am Monte Ceneri und am Monte
Pasubio in Stellung brachte.
„Am Pasubio
wurde er 1917 verwundet und dann wan-
derte er durch eine Menge von Spitälern,
bis er beim graphischen Fachdienst im
Wiener geographischen Institut landete,
von wo er bald wieder an die Zensurstelle
in Feldkirch einrückte“
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, schreibt Walter
Peinsipp im besagten Nachruf, dessen
Informationen von Guggenbergers Frau
und auch von seinem jüngeren und doch
sehr um die Kunst bemühten Bruder Albin
Guggenberger stammten. Der Bruder
Albin, er war unter anderem Friedhofs-
gärtner in Lienz, zeichnete nicht nur selbst
gerne und signierte die Arbeiten fast iden-
tisch wie Adolf mit „A. Guggenberger“, er
war vor allem unmittelbar nach dem Tod
von Adolf sehr darum bemüht, den künst-
lerischen Nachlass im Namen der Witwe
Sofie in Tirol und besonders Osttirol mit
Gedenkausstellungen zu etablieren.
Wie bereits angedeutet, verbrachte Gug-
genberger noch vor dem Krieg einige Zeit
in München, wo er 1916 die Abendkurse
für Malkunst in der Gewerbeschule bei
Leo Samberger besuchte und dort weniger
mit der traditionellen Münchner Land-
schaftsdarstellung konfrontiert wurde, als
viel mehr Zugang zur typisch lokal ge-
färbten Porträtmalerei Franz von Lenbachs
erhielt. Der Kontakt zu Leo Samberger,
einem Gründungsmitglied der Münchner
Secession, scheint auch in den folgenden
Jahren nicht abgebrochen zu sein, denn
Adolf Guggenberger besuchte 1928 wäh-
rend eines München-Aufenthaltes dessen
Die „Alte Pfarrbrücke mit Spitzkofel“ zeigt als herbstliche Impression die Holzkonstruk-
tion über die Isel und die gegenüber liegende Häuserzeile der Schweizergasse in Lienz; Öl
auf Karton, 29 x 36,5 cm, nicht datiert.
(Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck)
Aus dem Skizzenbuch von 1924: „Tristacher See bei Lienz Tirol mit Schleinitz“; Bleistift
auf Papier, Blatt 11 x 18 cm.
(Privatbesitz)