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Nummer 11/2003
71. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Meinrad Pizzinini
50 Jahre Volkshochschule Lienz
Im November 1953 wurde die Lienzer VHS gegründet
1
Das Jubiläumsjahr
der VHS Lienz neigt sich
dem Ende zu
Die VHS Lienz kann auf 50 Jahre er-
folgreiche Arbeit im Dienst der Er-
wachsenenbildung zurückblicken. Viel
Idealismus gehört dazu, eine solche
Institution über einen so langen Zeit-
raum wettbewerbsfähig zu erhalten.
War sie in den Anfängen der Erwach-
senenbildung die fast einzige Einrich-
tung dieser Art, so änderte sich die
Lage in den letzten Jahren erheblich.
Im heurigen Jubiläumsjahr, das mit
einer Festveranstaltung in der Tam-
merburg eingeleitet wurde, fühlte sich
die Leitung der Lienzer VHS in beson-
derem Maß dem Logo des gemeinnützi-
gen Vereins, „Wissen für alle“, ver-
pflichtet. Fortbildungen wurden in vie-
len Bereichen angeboten: Gesellschaft
und Kultur (Reisen, Vorträge, Theater,
Führungen, Lesungen), Naturwissen-
schaft, EDV, Kreativität, Kochen, Kör-
per und Gesundheit. Den größten Teil
des Kursangebotes nehmen die Spra-
chen ein. Zurzeit werden sechs Spra-
chen unterrichtet. Das mit Exkursionen
nach Bozen und Hall begonnene Pro-
jekt „Städte Tirols“ findet im nächsten
Jahr seine Fortsetzung. Die mehrtägige
Jubiläumsreise unter der bewährten
Führung von Dr. Meinrad Pizzinini
führte zu den kulturellen Schätzen
Istriens.
Dass sich viele Lernwillige immer
wieder für die VHS entscheiden, ist
erfreulich und liegt vermutlich am ent-
sprechenden Angebot, an der sehr be-
mühten Lehrerschaft und wohl nicht zu-
letzt auch an den günstigen Kursbei-
trägen.
Bewährtes beizubehalten und neue
Impulse zu setzen soll auch in Zukunft
das Motto der Leitung sein.
Lilly Papsch,
Leiterin der Volkshochschule Lienz
Hofrat Dr. Gerhard Rief, Vizepräsident der Volkshochschule Tirol, bedankt sich bei Lilly
Papsch, Leiterin der VHS Lienz, anlässlich der Festveranstaltung in der Tammerburg
am 28. Feber 2003.
Foto: Erwin Palfinger
Die Art der Bildungsarbeit wie sie die
Volkshochschule verkörpert, ist bereits in-
soferne faszinierend, als sie eine sympathi-
sche Art der Wissensvermittlung darstellt,
nämlich auf völlig freiwilliger Basis der
„Schüler“. Für die „Lehrer“ stellt es eine
Herausforderung dar, „Schüler“ unter-
schiedlichen sozialen Standes, Alters und
mit verschiedenen bildungsmäßigen Vor-
aussetzungen zu „unterrichten“, wobei ei-
gene Erkenntnisse weniger einem Fachpu-
blikum, sondern interessierten „Laien“ wei-
ter gegeben werden können.
Anfänge der Erwachsenenbildung in
Österreich, Tirol und Lienz
Es ist einleuchtend, dass man bei der
Feier des Bestehens einer Institution
durch ein halbes Jahrhundert auch einen
historischen Rückblick wagt. – Es besteht
schon seit sehr langer Zeit für Erwachsene
die Möglichkeit, außerhalb der Schule und
neben der beruflichen Fortbildung ihr Wis-
sen – auch teils ganz praxisbezogen – zu
erweitern entsprechend der sinnvollen
Maxime „Wissen ist Macht“. In der zwei-
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen die
Initiativen zu einer im Vergleich zu heute
allerdings sehr eingeschränkten Weiter-
bildung zunächst entweder unter politi-
schem oder konfessionellem Einfluss:
Zum Beispiel gab es den „roten“ Arbei-
terbildungs-Verein oder den „schwarzen“
Katholischen Gesellen-Verein. Von dieser
Entwicklung war auch Lienz nicht ausge-
nommen.
Unabhängig, mit den im Prinzip selben
Zielsetzungen, wie sie heute die Volks-
hochschule (VHS) besitzt, arbeitete die
„Urania“, die nach Berliner Vorbild 1897
in Wien als populärwissenschaftliche
Institution gegründet worden ist. Das 1910