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Nummer 2/2004
72. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Liebe Freunde
der Stadtpfarrkirche
St. Andrä!
Sie kennen das Jugendlied:
„Kommt lasst uns bauen die Stadt auf
der Höh‘“? Ich möchte Sie aufs herz-
lichste einladen, mit St. Andrä das 800-
Jahr-Jubiläum zu feiern: „Kommt
lasst uns weiterbauen an der großarti-
gen Pfarrkirche auf der Höh‘!“
Wir dürfen nicht vergessen, dass hier
Grundsteine für uns alle gelegt worden
sind. St. Andrä ist sozusagen die
„Stammkirche“ von Lienz!
Natürlich hat sie „Risse“ bekommen,
arbeitet die Erosion am Fundament des
Glaubens. Es gilt immer wieder zu
„flicken“ und auszubessern.
PGR und PKR möchten das Jubi-
läum als Bedenk- und Dankjahr ge-
stalten und dazu ganz Lienz und alle,
die sich St. Andrä verbunden fühlen,
zum bunten Festprogramm von März
bis November einladen. Wir bitten Sie
aber auch, der jubilierenden Kirche
einen „Baustein“ zu schenken. Sie hat
es nach über 30 Jahren Restaurierung
wahrlich „verdient“, in sie „groß“ zu
investieren. Neue Innenbeleuchtung,
bessere Kniebänke und Heizung sowie
ein neuer Kunstführer stehen auf dem
Wunschzettel. Ein Sonderpfarrbrief
wird alle Haushalte in Lienz noch
genau informieren.
Herzenswunsch ist aber besonders,
dass St. Andrä wieder mehr angenom-
men wird und jene „Ehre“ erhält, die
ihr immer schon als Stadtpfarrkirche
zukommt.
Mit herzlichem Segensgruß
Ihr Stadtpfarrer
Cons. Edi Niederwieser
Es darf als Besonderheit gelten, wenn sich
das auf die Weihe des romanischen Kir-
chenbaus im Jahr 1204 Bezug nehmende
Schriftstück erhalten hat. Es ist zugleich das
älteste im Pfarrarchiv aufbewahrte Doku-
ment. Bei einigem Geschichtsverständnis ist
der Gedanke faszinierend, dass der Ur-
sprung dieses Gotteshauses noch viel weiter,
bis in die ausgehende Römerzeit, zurück-
reicht. Seit mehr als 1.500 Jahren also wird
St. Andrä – wenn auch früher in anderer
baulicher Form – von der einheimischen Be-
völkerung besucht!
Von den Apostel-Patrozinien ist jenes
des hl. Andreas nach Petrus nicht nur das
älteste, sondern auch das am weitesten ver-
breitete.
1
(Über seine Biographie siehe
Beitrag von R. Büchner.) Nach der Über-
tragung der sterblichen Überreste des Hei-
ligen von Patras nach Byzanz im Jahr 357
gewann die Kaiserstadt einen mächtigen
Schutzheiligen, dessen Kult sich nun über
den gesamten Osten ausbreitete und auch
in den Westen gelangte. In Rom bestand
bereits seit dem 5. Jahrhundert eine
St. Andreas-Kirche. Das Fest des Apostels
wird seit dem 4. Jahrhundert am 30. No-
vember gefeiert.
2
Andreas wird meistens
mit dem schrägen Kreuz („Andreas-
kreuz“) dargestellt, das zugleich als Ab-
kürzung des Namens Christi in griechi-
scher Schreibweise („X“) hoch verehrt
wurde.
Da die Kontinuität des ältesten Lienzer
Gotteshauses an derselben Stelle bis in das
5. Jahrhundert zurück reicht, darf ange-
nommen werden, dass auch das Kirchen-
patrozinium dasselbe Alter aufweist,
Grundriss der Stadtpfarrkirche St. Andrä mit Eintragung der Vorgängerbauten des
5. Jahrhunderts (Bau I), der Anlage des 10. Jahrhunderts (Bau II) und der romanischen,
1204 geweihten Kirche (Bau III).
(Entnommen den Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum,
Bd. 54, Jahrgang 1974 – Zeichnung Dr. Liselotte Zemmer-Plank)
Meinrad Pizzinini
Stadtpfarrkirche St. Andreas in Lienz
1204 bis 2004
Vor 800 Jahren, am 4. März 1204, wurde der romanische Kirchenbau geweiht