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die Ausführung wurde mit rund
260.000 S festgelegt.
Leo Ganzer, Franz Walchegger,
Josef Manfreda und auch Hermann
Pedit, der in dieser Zeit als erfolg-
reicher Unternehmer in Lienz tätig
war und sozusagen in dieser
Position das Wort ergriff, machten
Bürgermeister Hubert Huber und
den Gemeinderat mit ihrem Gale-
riekonzept vertraut. Vor allem die
organisatorische Frage nach der
ständigen Betreuung der Ausstel-
lungen stand zur Debatte, nach der
schließlich Leo Ganzer als Haupt-
verantwortlicher genannt wurde.
Zu dieser Zeit kam nun auch der
Vorschlag des Geschäftsführers
der Tyrolia-Buchhandlung in der
Lienzer Rosengasse 3, Dietmar
Kecht, die Räumlichkeiten im ers-
ten Obergeschoß des Geschäftslo-
kals zur Verfügung zu stellen. Die
kunstorientierten Interessen Diet-
mar Kechts als Vertreter der Ver-
lagsanstalt auf der einen und die für
die Stadt kostengünstigere Variante
auf der anderen Seite, ermöglichten
so den zügigen Beginn der Adap-
tierungsmaßnahmen. Dementspre-
chend erfolgte die Beschreibung
der neuen Galerie im ,Osttiroler
Bote‘: „In gelungener Umgestal-
tung (Stadtbauamt und Bauhof)
eines düsteren Hausganges und
zweier Wohnräume im ersten
Stock des aus dem 15. Jahrhundert
stammenden Hauses sind zwei
sehr ansprechende Ausstellungs-
räume gewonnen worden… Die
glückliche Lösung der Beleuch-
tung, in ihrer Wirkung verstärkt
durch die weiße Tünche, gewährt spiege-
lungsfreie Konzentration auf die Ausstel-
lungsobjekte, der Zugang entlang … einer
hohen Gartenmauer im Schatten eines Nuß-
baumes gibt romantische Stimmung …“
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Laut ,Osttiroler Bote‘ sind für die Aus-
stellungen und die Verwaltung der Galerie
ein Kuratorium verantwortlich, das sich
wie folgt zusammensetzte: Drei Vertreter
der Osttiroler Künstlerschaft (Leo Ganzer,
Hermann Pedit, Franz Walchegger), der
Sekretär des Tiroler Künstlerbundes,
Vize-Bgm. Dr. Blecha und Kulturreferent
Prof. Unterweger als Vertreter der Stadt
und Dietmar Kecht.
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Die Städtische Galerie als Teil
der Kulturaufgabe – die Eröffnung am
24. Juni 1964
Die Maxime des Ausstellungskonzeptes
der öffentlichen Galerie waren mit drei
Punkten definiert, die insbesondere mit
den Interessen, im Speziellen der gefor-
derten Ausstellungsmöglichkeit mit Ver-
kaufsoption, der heimischen Kunstschaf-
fenden korrespondieren sollten. Die Städ-
tische Galerie sollte sich außerdem zu
einer Institution mit dynamisch offenem
Charakter entwickeln, in der auch die na-
tionale bis internationale Vielfältigkeit der
Kunstlandschaft dem erwartungsvollen
Publikum nähergebracht wird. Damit er-
füllt sich der dritte Punkt des Konzeptes –
das Interesse für die Gegenwartskunst in
unterstützender Manier zu fördern.
Nummer 6-7 – 72. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
von Werken informiert werden
will!“
Aus dieser Erfahrung heraus pro-
pagierte Leopold Ganzer für die
kommenden Jahrzehnte die Be-
deutung einer offenen Kulturpoli-
tik, in der das Thema Kunst nicht
in ihrer isoliert vergeistigten Form
verstanden werden will, sondern
ohne auf plakative Paraphrasen zu-
rück greifen zu müssen, die Men-
schen für die Inhalte künstlerischer
Ausdrucksformen sensibilisiert
werden.
Nach dem Studium in Wien und
zahlreichen Präsentationen seiner
Arbeiten in Paris, in der Wiener
Secession, in der Österreichischen
Staatsdruckerei, im Landesmu-
seum in Kärnten und der Galerie
Synthese in Wien, kehrte Ganzer in
der Zwischenzeit nach Osttirol zu-
rück, um sich erneut mit den Mit-
gliedern des
„Künstlerbundes“
um ein intensiveres Ausstellungs-
wesen zu bemühen. Bereits im Juni
1962 folgte die erste Personale
Franz Walcheggers im Gebäude
der Handelskammer in Lienz.
Deren Eröffnung nahm der neu im
Amt des Kulturreferenten tätige
Prof. Paul Unterweger vor.
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Eine
entsprechende Kollektive der
Gruppenmitglieder wurde im An-
schluss vorbereitet. Ein weiterer
wichtiger Ort der „visuellen Bege-
gnung“ fand in den vom Kulturamt
zur Verfügung gestellten Räumen
im Erdgeschoß des Iselturms statt,
wo neben Annemarie Ganzer,
Cornelia Mayer auch der junge
Gerhard Wassnig auf Resonanz
stieß.
1964: Vom ersten Entwurf eines
Pavillons bis zur tatsächlichen Ein-
richtung im Tyrolia-Haus
1964 konkretisierte sich nun auch von
Seiten der Stadtgemeinde die Idee der von
der Osttiroler Künstlerschaft schon seit
Jahren geforderte Plan, eine kontinuierlich
bespielbare Galerie einzurichten.
Man kann beinahe von einer kulturellen
Aufbruchsstimmung sprechen, als die ers-
ten Vorgespräche mit den Stadtvertretern
in eine zuversichtlich positive Richtung
steuerten. Aus der heutigen Sicht be-
sonders spannend sind die Entwürfe für
Der erste Ankauf durch die Stadt Lienz: Gerhild Diesner,
Blumenstillleben, 1965, Öl auf Leinen, 65,5 x 40,5 cm.
Am
2. Okto-
ber 1981
konnten
die neuen
Räum-
lichkeiten
beim
alten Rat-
haus mit
einer um-
fassenden
Werk-
schau
Max Wei-
lers eröff-
net wer-
den.
einen geplanten Ausstellungspavillon,
den Leopold Ganzer auf Eigeninitiative hin
bei seinem Freund, den in Wien lebenden
Architekten Walter Benedikt in Auftrag
gegeben hat. Für das schlussendlich visio-
när gebliebene Projekt wäre ein, aus der
Sicht der Organisatoren, idealer Standort
hinter der Liebburg vorgesehen gewesen.
Der Pavillon, als außen weißgetünchter
105 m
2
großer Zentralraum mit mittiger
Lichtkuppel und deckennahen, Molino-be-
spannten Lichtbändern aus Glas, versteht
sich in seiner Planung mit einem kleinen
Büro und Nebenraum als reizvolle Einheit
mit variablem Charakter bezüglich der Be-
stückbarkeit.
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Der Kostenvoranschlag für