Seite 8 - H_2004_08-09

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 8-9
In Österreich wählen der Naturschutz-
bund, das Institut für Naturschutz und
andere Gesellschaften und Vereine Tiere
oder Pflanzen aus, die besonderen Schutz
und vermehrte Beachtung verdienen. Im
Jahre 2000 war dies der größte öster-
reichische Schmetterling: das Wiener
Nachtpfauenauge, im Jahr darauf der mehr
bekannte Alpenbock unter den Käfern,
dann folgten 2002 die Libellen: Quell-
jungfern (in Österreich drei Arten), 2003
der kaum bekannte Bachhaft (Osmylus
fulvicephalus), ein Netzflügler, der
wegen seiner Flügeladerung einer Libelle
gleicht, einen gelblichen Kopf hat und
zahlreiche dunkle Fleckchen auf den Vor-
der-Flügeln.
Die einheimischen
Netzflügler
(in wei-
terem Sinn) sind noch wenig bekannt: die
Familien der Schlammfliegen, Kamel-
halsfliegen, Florfliegen, Staubhafte,
Blattlauslöwen, Bachhafte und Ameisen-
löwen umfassen in Osttirol nicht ganz 60
Arten. Die Namen „Fliegen“ in diesem
Falle sind falsch. Die Flügel sind meist
gleichförmig breit mit reichem Klein-
geäder, in Ruhe dachartig gefaltet, die
Mundteile beißend, daher räuberisch,
fressen z. B. Blattläuse, seltener Pollen.
Fast alle sind nachtaktive Landtiere.
Der
Bachhaft
als einziger Vertreter die-
ser Familie in Europa ist weit verbreitet,
manchmal in größerer Zahl an Lichtfallen
und unter Brücken, die Larven leben zu-
erst im Wasser und später am Rande von
Gewässern. Die Abbildung zeigt ein
Weibchen, das am 26. Juli 1986 in Eich-
holz/Lengberg am Licht gefunden und von
H. Mair aus Heinfels überbracht wurde.
Ein weiterer Eigenfund ist datiert mit Juni
1966 am Tristacher See-Zufluss, der
nächste Fund in Kärnten war in Greifen-
burg; die Verbreitung für ganz Europa
zeigt die Karte.
Die Spinnenforscher erkoren 2003 die
eingewanderte
Große Zitterspinne
(Pholcus phalangioides, in Osttirol nur aus
Tristach und Lienz-Stadt bekannt), sie
wird wegen der bis 5 cm langen Beine oft
mit Weberknechten verwechselt. – Baum
des Jahres 2004 wurde die Weißtanne,
Arzneipflanze 2004 die Pfefferminze,
Vogel 2004 auch bei uns der Zaunkönig.
Insekt des Jahres 2004 in Österreich
ist der Segelfalter (Iphiclides podalirius).
Er ist aus allen Bundesländern bekannt,
aber für Osttirol vorerst immer noch frag-
lich, weil zu älteren Angaben keine Belege
bekannt sind. In den Osttiroler Heimat-
blättern 1970 Nr. 1 hat der Autor gemel-
det: Lienz-Stadtgebiet, einmal beobachtet
(A. Kofler), Eingang zur Galitzenklamm
(A. Heinricher), dazu ein Foto aus Nordti-
rol von Dr. W. Retter. Gemäß der Abbil-
dung ist das große Tier leicht kenntlich
und nicht zu verwechseln. In diesem Fall
ist also die Mitarbeit aller Interessierten
gefordert und willkommen. Die ebenfalls
abgebildete Raupe nährt sich nach ver-
schiedenen Angaben von Blättern am
Schlehdorn, der Weichselkirsche oder der
Traubenkirsche.
Alois Kofler
Insekten der Jahre 2003 und 2004
Jedes Jahr werden von verschiedenen Institutionen die Menschen zum Gedenken aufgerufen: z. B. Jahr der Bibel, des Süß-
wassers, des Kindes, für Behinderte, dazu noch eine Reihe von Gedenktagen z. B. Tag des Apfels, der Frau, der Arbeit, der
Nichtraucher, Welt-Tierschutztag, AIDS-Tag, am bekanntesten Muttertag und Vatertag.
Segelfalter (rechts) samt Raupe (oben).
Erwachsene Larve vom Bachhaft, etwa 20 mm lang
(nach HONOMICHL 1998).
Bachhaft-Weibchen aus Lengberg/Eichholz, Flügelspannweite
40 bis 50 mm.
Fotos: H. Deutsch, Lavant
Verbreitungskarte vom Bachhaft in Europa (nach ASPÖCK
1980).