Seite 4 - H_2004_08-09

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 8-9
Die Gruppe der
Faltenwespen
innerhalb
der Hautflügler mit den Familien Echte
Wespen, Lehmwespen und Honigwespen
(Vespidae, Eumenidae, Masaridae) hat
ihren Namen davon, dass sie in Ruhelage
ihre Flügel der Länge nach falten können,
das fällt im allgemeinen kaum auf. Wohl
aber sind diese Tiere wegen der gelb-
schwarzen oder gelb-schwarz-roten Fär-
bung sehr bekannt, dazu die grauen oder
gelben Nester und vor allem die Stechlust
und die Schmerzen nach dem Stich. Im
Laufe der letzten Jahrzehnte wurden viele
Belege gesammelt, bestimmt und aufge-
listet, sodass eine Zusammenfassung
möglich ist und begründet erscheint.
Die Hornisse
(Vespa crabro): größte Art
bis 3,5 cm, Weibchen und Männchen noch
größer, relativ selten, in den letzten Jahren
bei uns eher zunehmend, ihr Stich ist
wenig zu fürchten, weil viel weniger
aggressiv, Schmerzwirkung wie bei ande-
ren Arten, 3 Stiche töten keinen Menschen
und 7 keineswegs ein Pferd! (SCHMID
2002). Große gelbe Nester in Dachböden
und hohlen Bäumen, auch alten Specht-
höhlen oder im Inneren von großen Kabel-
trommeln.
Aus der Gattung
Langkopfwespen
vier Arten, alle wenig häufig, vor allem die
Nester:
Die
„Kleine Hornisse“
oder Mittlere
Wespe (D. media): relativ selten, volkrei-
che Nester immer frei hängend an Bäumen
oder in Sträuchern.
Die
Norwegische Wespe
(D. norwe-
gica): ein „Waldtier“, meist werden Ein-
zeltiere auf Blüten gefunden, die Art hat
sogenannte boreo-alpine (arkto-alpine)
Verbreitung: in Skandinavien, in Finnland
bis zum Eismeer, auch in Schottland, dann
erst wieder in den Alpen bis Nordspanien,
fehlt aber in Südeuropa.
Die
Sächsische Wespe
(D. saxonica):
von der vorigen Art schwer zu unterschei-
den, aber die Brusthaare seitlich gelblich;
Nester ursprünglich in Baumhöhlen,
manchmal auch frei, heute mehrfach
Kulturfolger, daher in Dachböden,
Vogel-Nistkästen u. ä.
Die
Waldwespe
(D. sylvestris): vor-
wiegend in Südeuropa, Nordafrika. Bei
uns wie die vorige Art eher einzeln auf
Blüten, im hügeligen Gelände und in
Waldgebieten. Geht offenbar nie an
Süßigkeiten oder Fleischwaren.
Von den brutschmarotzenden
Kuckucks-
wespen
drei interessante, aber durchaus
seltene Arten. Allen drei Arten gemeinsam
ist: sie bilden nur Männchen und Weib-
chen aus, also keine Arbeiter (unvollkom-
mene Weibchen), bauen kein eigenes Nest,
das überwinterte Weibchen dringt in ein
fremdes Nest ein und tötet dort die Köni-
gin, die Eier werden abgelegt, die Maden
(Larven) von den Wirtstieren versorgt,
ganz wie beim Vogel Kuckuck.
Die
Falsche Kuckuckswespe
(Doli-
chovespula adulterina): bisher wenige ver-
streute Funde: an 11 Fundpunkten 7 Weib-
chen, 4 Männchen, vom Stadtgebiet
Lienz bis Obermauern, Schleierfall, De-
banttal und Raner Alm. Die Art schma-
rotzt bei der Sächsischen Wespe; der deut-
sche Name ist unrichtig.
Die
Wald-Kuckuckswespe
(D. omissa):
schmarotzt bei der Waldwespe. Bisher nur
ein einziges Weibchen: Lienz bei den
Dosag-Häusern 22.7.1964.
Die
Österreichische Wespe
(Vespula
austriaca): auch nur vereinzelt, schmarotzt
bei der Roten Wespe. Häufigste Art dieser
Gruppe: an 14 Fundorten 17 Männchen
und 5 Weibchen. – Alle 3 Arten in den
Monaten Juli bis August.
Die Gattung der
Kurzkopfwespen
um-
fasst bei uns nur 3 Arten:
Die
Gewöhnliche (oder Gemeine)
Wespe
(Vespula vulgaris): sehr häufige
Art, brütet unter- und oberirdisch in Hohl-
räumen, in ganz Europa, häufig und auch
gefürchtet, weil relativ angriffslustig.
Die
Deutsche Wespe
(V. germanica):
Diese Art wurde bereits 1758 vom
schwedischen Naturforscher Carl von
Linne (1707 – 1778), dem Begründer der
internationalen Benennung aller Tiere und
Pflanzen mit lateinischen oder latinisierten
Namen, beschrieben. Sie ist im typischen
Fall an drei kleinen schwarzen Punkten auf
dem gelben Kopfschild erkennbar. Ihre
grauen Nester mit mehrfacher Hülle aus
fein zerkautem Holz und Speichel baut sie
in möglichst geschlossenen Räumen,
ober- und unterirdisch, ganz ähnlich der
Gemeinen Wespe. – Ein bisher einmaliger
Fund wurde 2003 mitgeteilt aus Unter-
assling: im Dachboden des Hauses Nr. 21
(Fam. J. u. P. Unterweger, Kurzbericht im
Osttiroler Boten 16.10.2003, S. 34), ein ty-
pisch kugeliges, kopfgroßes Nest mitten in
der Tiroler Krippe. Unter der Krippenhülle
war die Brutkammer für das überwinterte
Weibchen, die Wespenkönigin, bestens
geeignet. – Dieser einmalige Fund war der
eigentliche Anlass, alle diese Arten aufzu-
listen. – Im übrigen ist auch die Deutsche
Wespe weit verbreitet und häufig, dem
Verhalten nach ähnlich V. vulgaris, beide
in Haushalten und Gastgärten lästig.
Die
Rote Wespe
(V. rufa): relativ oft
anzutreffen, vor allem in mittleren Höhen-
lagen, in Waldgebieten, gut kenntlich
schon im Gelände durch Rotfärbung an
der Basis des Hinterleibs.
Alle angeführten einheimischen Arten
sind in Bezug auf ihre Färbung recht vari-
abel und im freien Gelände kaum kennt-
lich. Für den gesunden Menschen ist der
Alois Kofler
Über die EchtenWespen des Bezirkes
Hornisse.
Alle Fotos: A. Kofler
Deutsche Wespe (Nest in Gödnach beim Pondorfer 1999).
Deutsche Wespe (Gödnach: Oberflächenstruktur).