Seite 4 - H_2004_10-12

Basic HTML-Version

wächst Hubert Huber in seiner neuen Auf-
gabe rasch zum populären „Stadtvater“
heran. – Bei der Bürgermeisterwahl nach
drei Jahren, im Mai 1965, gilt er allgemein
bereits als profilierter Politiker, der – wie
die Salzburger Nachrichten (1965, Nr. 129)
schreiben – seine Stadt „in der Tasche“ hat.
Bei den Gemeinderatswahlen 1968 erringt
er einen glänzenden Sieg. Bei den Wahlen
von 1974, 1980 und 1986 gewinnt seine
Liste die absolute Mehrheit.
Es ist selbstverständlich, dass nicht alles
Positive, das zwischen 1962 und seinem
Rücktritt vom Bürgermeisteramt 1994 in
Lienz geschehen ist, ausschließlich Hubert
Hubers Verdienst ist. Herausforderungen
und Anregungen der politischen Opposition
sind ihm immer wichtig, da sie zum Funk-
tionieren eines demokratischen Systems
unerlässlich sind. Die ziemlich stabilen po-
litischen Verhältnisse im Gemeinderat und
der hohe Konsens der Parteien erbringen in
seiner langen Amtszeit großartige Leistun-
gen für Lienz. Er selbst ist überzeugt – und
sagt dies auch offen –, dass bei aller poli-
tischen Gesinnung der menschliche Aspekt
immer im Vordergrund stehen müsse.
Bgm. Hubert Huber ist immer bestrebt,
auch die Leistungen der Mitarbeiter in der
Gemeindeverwaltung ins richtige Licht zu
rücken. Er betont, dass es an ihnen liegt,
die zahlreichen Vorhaben in rechtlicher, fi-
nanzieller und technischer Hinsicht vorzu-
bereiten und auch durchzuführen. Immer
wieder dankt er ihnen für ihre Treue und
Loyalität.
Bgm. Hubers Kontaktfreudigkeit gegen-
über potenziellen Mitfinanziers lässt das
von der Gemeinde eingesetzte Steuergeld
bedeutend anwachsen und manche Wege
zur Umsetzung wichtiger Vorhaben ebnen.
Diese Fähigkeit gewinnt besonders an
Bedeutung, als Hubert Hubers politischer
Aktionsradius über Lienz weit hinausge-
schoben wird.
Abgeordneter in Innsbruck und Wien
Im Jahr 1965 wird Bürgermeister Hubert
Huber als einer der Abgeordneten des
Bezirks Lienz in den Tiroler Landtag ge-
wählt; dies heißt, dass er das Vertrauen der
Bevölkerung in hohem Maß genießt. Diese
Aufgabe nimmt er durch fünf Jahre wahr,
bis er 1970 Franz Kranebitter als Ost-
tiroler Abgeordneten zum Nationalrat in
Wien ablöst. Bis 1986 nimmt er die Mühe
auf sich, sehr oft zwischen Lienz und der
Bundeshauptstadt zu „pendeln“, was einen
Dauereinsatz mit hohen Belastungen be-
deutet. Bei der Ausübung der Mandate in
Innsbruck und Wien ist Bürgermeister
Huber immer bemüht, im Interesse von
Stadt und Bezirk Lienz zu wirken.
Ein Schwerpunkt der Arbeit im Landtag
liegt auf der Behebung der ungeheuren
Schäden, die die Hochwasserkatastrophen
der Jahre 1965 und 1966 im Bezirk ange-
richtet haben, sowie bei der Einrichtung
des Katastrophenfonds und der Erreichung
von finanziellen Mitteln aus diesem
Fonds. Großer Einsatz gilt auch den Auf-
gaben des Wasserschutzbaus und der Er-
schließung des ländlichen Raums im
Bezirk. – Auch nachher, als Mandatar im
Hohen Haus in Wien, hat Bgm. Huber viel
Gelegenheit, die übrigen Volksvertreter für
die teils schwierigen Anliegen des Bezirks
Lienz zu sensibilisieren und dadurch für
Stadt und Bezirk vieles zu erreichen.
Ein engagierter Politiker wie Hubert
Huber erlebt in seiner Laufbahn viele Höhen
und Tiefen. Sehr positiv schätzt er ein, als
Bürgermeister und Nationalratsabgeordneter
viele interessante Persönlichkeiten kennen
zu lernen. Der Umgang mit nationaler und
internationaler Prominenz wird rasch erlernt.
Ein glänzendes Beispiel ist der stilvolle
Empfang von Ex-Kaiserin Zita mit Beglei-
tung am 3. September 1983 in Lienz.
Wohnbau und kommunale Probleme
Es hängt sicherlich mit Hubert Hubers
sozialer Gesinnung zusammen, wenn ihm
die Lösung des Wohnungsproblems ein be-
sonderes Anliegen ist. Die Stadtgemeinde
überträgt die Funktion des Bauherrn ver-
schiedenen Baugesellschaften und -genos-
senschaften wie der Gemeinnützigen
Hauptgenossenschaft des Siedlerbundes
Innsbruck, der Gemeinnützigen Bau- und
Siedlungsgenossenschaft Frieden, der Tiro-
ler Gemeinnützigen Wohnungsbau- und
Siedlungsgenossenschaft, der Neuen Hei-
mat usw., hat aber zur Bautätigkeit wesent-
lich angeregt und vielfach Baugründe be-
reitgestellt. Insgesamt, auch durch die
Stadtgemeinde selbst, werden in Bürger-
meister Hubers Amtszeit gegen 2.000
Miet- und Eigentumswohnungen errichtet.
Die Siedlungen mit den meisten Wohnein-
heiten entstehen am Moarfeld im Norden
und am Terlagofeld imWesten des engeren
Stadtgebiets. Im Süden, im Anschluss an
die Pfarrsiedlung, wird die Kranewitsied-
lung errichtet. Insgesamt wird der bisherige
Gebäudestand im Stadtbereich verdichtet
wie durch die Wohnanlage in der Dolomit-
enstraße, die Wohnanlage Neuer Platz usw.
Der rege Wohnbau bringt aber auch Pro-
bleme mit sich: Neuanlage von Straßen
und Straßenregulierungen. Damit geht viel-
fach der notwendige Ausbau des Kanalnet-
zes parallel voran. Unter großem Kosten-
aufwand weitet sich das Kanalnetz alljähr-
lich aus, da sich der Abwasseranfall rasch
vermehrt, was natürlich Umweltschutzpro-
bleme ergibt. Bereits im Jahr 1970 wird der
erste Hauptsammler für ein zu errichtendes
Klärwerk südlich des Dölsacher Bahnhofs
gebaut, mit dessen Errichtung 1981 begon-
nen wird. Die Stadt Lienz ist auch
treibende Kraft bei der Gründung des
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
72. Jahrgang – Nummer 10-12
Links: Prominenz beim Bezirksschützenfest Lienz 1963 (v. l.): Hubert Huber, Bürgermeister der Stadt Lienz, Ök.-Rat Franz Krane-
bitter, Abgeordneter zum Nationalrat, Landeshauptmann Dr. Hans Tschiggfrey, Hofrat Dr. Walter Zebisch von der Tiroler Landesre-
gierung – Rechts: Hubert Huber als Abgeordneter zum Nationalrat in Wien inmitten seiner Tiroler Kollegen; Aufnahme von 1974.
Kaiserin Zita in Begleitung des Lienzer
Bürgermeisters H. Huber im Hotel
Traube; links Bezirkshauptmann HR Dr.
Othmar Doblander; 3. September 1983.