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Oberkärntner
VOlltreffer
18. juni 2012
CHrOnik
MEINE
G
ESCHICHTE
Ich werde immer wieder
aufstehen
„Es kommt mir vor, als wäre ich
hingefallen. Aber ich bin wie-
der aufgestanden“, erzählt der
52-jährige
PETER RUPITSCH
aus Spittal.
Ein beschwerlicher Weg liegt hin
ter dem gebürtigen Heiligenblu-
ter. Geboren mit einer Schwer
hörigkeit, stellte sich im Alter von
drei Jahren heraus, dass sein Hör
vermögen nur 20 bis 30 % beträgt.
Zwei Jahre lang besuchte er einen
Sprachheillehrer. Die Eltern ent
schieden sich gegen die Sonder
schule, er besuchte die Volksschu
le und die Hauptschule wie alle
anderen Kinder. „Ich musste viele
Hänseleien ertragen“, denkt Ru
pitsch an diese Zeit nicht allzu ger
ne zurück. Aber wissbegierig war
er damals schon. Und der Natur,
den Bergen verbunden. Sie waren
schon damals sein Rückzugsgebiet.
Unzählige Male nahmen ihn seine
Eltern auf Bergtouren und Wande
rungen mit. Unzählige Bücher ver
schlang er, um seinen Wissensdurst
zu stillen. Dabei ruinierte er schon
in der Kindheit seine Augen. Mit
Hörbrillen, später Kontaktlinsen
und Hörgerät bekam er seine Be
einträchtigungen in Griff. Besuchte
die Handelsschule in Spittal, arbei-
tete 30 Jahre lang als Angestellter
in einer Bank; machte die Studien
berechtigungsprüfung.
Burn out
Im Zuge von Umstrukturierungs
maßnahmen seiner Bank landete
Rupitsch in Klagenfurt. Die Ge
räuschkulisse beim Pendeln und im
Großraumbüro wurde zur Katastro
phe. Vier Jahre hielt er durch, dann
folgte in einem schleichenden Pro
zess der Abbau. „Es fing mit Un-
lust und massiven Schlafstörungen
an, man funktioniert nur mehr, hat
keine Lebensqualität – bis dann
gar nichts mehr geht“, erzählt Ru
pitsch. „Alleine kommst du da nicht
mehr heraus“, ist Rupitsch seiner
Frau Ingeborg und seinem Freun
deskreis dankbar für die Unter
stützung in dieser furchtbaren Zeit.
Therapeuten und Ärzte seien eben
so nötig, man sei ruhelos, verzwei-
felt, Halt suchend, erzählt er von
seinem Genesungsprozess: „1 ½
Jahre hat es gedauert, bis ich zum
ersten Mal wieder durchschlafen
konnte!“ Die Liebe zu seinen Ber
gen kam wieder und ist geblieben.
Auf seinem Lebensweg hat er sie
ben Fünftausender bestiegen, über
30 Mal war er auf dem Großglock
ner, mit seiner Frau ist er den 800
km langen französischen Jakobs
weg in Spanien gegangen. Mitein
ander gehen ist für jede Beziehung
eine Prüfung. „Wir haben gewusst:
Wenn wir es schaffen, in Santiago
di Compostella anzukommen, ist
auch unsere Beziehung gestärkt“,
freut er sich über das gute Gelin
gen. Inzwischen hat Rupitsch auch
das alpine Skifahren wieder ent
deckt. Er ist oft auf dem Goldeck.
Dort scheint die Sonne mindestens
zwei Stunden länger als in Spittal,
das tut seiner Psyche gut.
Schlüsselerlebnis
Eine Reise nach Äthiopien wird zu
einem besonderen Erlebnis. Dort
erkannte er, dass er zum Leben „Ja“
sagen muss und will. Jede Reise be
ginnt mit dem ersten Schritt, und
wer langsam geht, kommt weit.
So „ergeht“ der Spittaler gemein-
sam mit zwei Reisenden und einer
Gruppe Einheimischer die Semien
Mountains, begegnet unzähligen
Tieren, einer archaischen Bergwelt
und nicht zuletzt sich selbst. Er er
kennt: Man kann ruhig ein Einzel
kämpfer sein, das ist er aufgrund
seiner Beeinträchtigung auch. Aber
um im Leben vorwärts zu kom
men, braucht man Menschen und
Freunde. Mit seiner Frau Ingeborg
hat er inzwischen die Ideenwerk
statt „PipuR“ eingerichtet, fotogra-
fiert hobbymäßig und stellt seine
Zeit ehrenamtlich für die Stadtpfar
re, den Österreichischen Zivilinvali
denVerband und das Katholische
Bildungswerk zur Verfügung. Und
hat große Freude daran, dass er zu
einem Vortrag, den er vor kurzem
über seine ÄthiopienReise gehal
ten hat, so viel positives Feedback
bekam.
Gelebte Gastfreundschaft seit 100 Jahren
Vor kurzem feierte der Gast-
hof Postwirt in Seeboden sein
100-jähriges Jubiläum. 1912
kaufte der Urgroßvater des jet-
zigen Inhabers Franz Schmidt
den Betrieb, seither befindet er
sich in Familienhand.
Tourismuslandesrat Achill
Rumpold gratulierte der Unter-
nehmerfamilie bei einem Be-
such und ließ sich den mehr-
fach für Qualität ausgezeichne-
ten Betrieb zeigen.
V. l.: LA Ferdinand Hueter,
die Familie Schmidt und
LR Achill Rumpold.