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CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MAI/JUNI 2012
24
Die Florianijünger in Winne-
bach reizte es bereits in den
1940er-Jahren einmal an der in-
ternationalen Feuerwehrolym-
piade als Vertreter Südtirols teil-
zunehmen. Man besorgte sich
die Wettkampfbücher aus Wien,
die den Angriff beschrieben,
und sicherte sich die Bestäti-
gung, dass Südtirol unter italie-
nischer Flagge an Olympischen
Bewerben teilnehmen darf.
1959 war es dann soweit. Die
aufgestellte Wettkampftruppe
Winnebach begann zu trainie-
ren. „Allerdings nur im Schritt-
tempo! Bis ein Funktionär aus
Osttirol einmal vorbeikam und
rief: ‚Des miasst laafn, als
wenns ums Leben gangat!‘“,
lacht der heutige Kommandant
Jürgen Bergmann (37).
Gemeinsam mit den
Welsbergern
Schon bald schlossen sich die
Welsberger dem Vorhaben an.
Sie riefen ebenfalls eine Wett-
kampftruppe ins Leben. Vom 22.
bis 26. Juni 1961 durften die Flo-
rianijünger dann international
bei der „FF-Olympiade“ in Bad
Godesburg nahe Bonn zeigen,
was sie draufhaben. „Da die Feu-
erwehrmänner in dieser Zeit nur
einen ‚Lodenrock‘ besaßen, er-
hielt die Wettkampftruppe sogar
Hosen, was damals eine Selten-
heit war“, erzählt Bergmann.
Mit der Dampflok ging es
dann nach Bad Godesburg, ge-
schlafen wurde im Zelt. „Und
das unmöglich Scheinende ge-
lang: Die Wettkampftruppen aus
Winnebach und Welsberg er-
reichten das Abzeichen in Gold.“
Als Belohnung gab es auf Initia-
tive eines Funktionärs des Lan-
des für die Winnebacher FF eine
neue VW-Pumpe. Sie „durften“
sich somit von der alten „Aspi-
Pumpi“ endlich trennen.
Immer noch schlagkräftig
Die Winnebacher nahmen
später nochmals an zwei
„Olympiaden“ teil – 1972 in
Brünn (Tschechien). Dort hol-
ten sie sich Bronze. 1982 erziel-
ten sie in Böblingen (Deutsch-
land) Bestzeit und wurden somit
Olympiasieger. „Auch heute
noch verfügt die FF Winnebach
mit ihren 36 Mann über eine
schlagkräftige Gruppe, die
heuer erneut die Qualifikation
für die internationalen Bewerbe
anstrebt“, so Bergmann.
Die FF Winnebach besteht im
Übrigen schon seit 114 Jahren.
So steht es in der Chronik ge-
schrieben. Und auch, welch
schwere Einsätze die FFWinne-
bach – so wie anderen Feuer-
wehren auch – immer wieder zu
bewältigen hatte. Wie etwa vom
17. bis 21. August 1966.
Aus der Vergangenheit
Durch lang anhaltende Regen-
fälle schwollen alle Bäche be-
drohlich an. „Vier Tage lang
stand die Wehr pausenlos im Ein-
satz und konnte ein Ausbrechen
der reißenden Fluten verhin-
dern, was andernorts, wie etwa in
Welsberg, nicht gelang. Doch es
dauerte nicht lange, dann drohte
die nächste Katastrophe“, heißt
es in der Chronik. Von 4. bis 7.
November 1966 erlebte man –
wie an mehreren Orten des Lan-
des – in Winnebach ein Über-
schwemmungsinferno: Am 4.
November wurde um 19 Uhr mit
Sirene und Kirchenglocken
Alarm gegeben. Durch heftige
Schnee- und Regenfälle waren
die Stromleitungen unterbro-
chen. Es schüttete ohne Unter-
lass. Besonders gefährlich wurde
der Grabenbach, da sich im an-
grenzenden Gelände gewaltige
Risse öffneten und folglich
immer wieder Muren abrutsch-
ten. Auch der Walder- und Kant-
schiederbach wälzten riesige
Materialmengen daher. Die
Trinkwasserleitung wurde er-
neut streckenweise freigelegt
und unterbrochen. Das Loreto-
bachl wütete seit 1882 niemals
mehr so wie in diesen Tagen. Das
Loretokirchl wurde von den
herabstürzenden Erdrutschen und
Bäumen nahezu bis zum Dach
hinauf verschüttet, und vermurt
wurden auch die Straßen und die
Bahnlinie. Tag und Nacht kämpf-
ten die Wehrmänner gegen das
Toben der Naturgewalten.
FF Winnebach:
Schlagkräftig einst und jetzt
Die Freiwillige Feuerwehr in Winnebach besteht seit weit über 100 Jahren.
Sie ist – gemeinsam mit der FF Welsberg – die erste Gruppe in Südtirol, die
erstmals an einer internationalen Feuerwehrolympiade teilnahm. Auch
heuer strebt sie wieder eine Qualifikation für internationale Bewerbe an.
Die Gruppen von Welsberg (l.) und Winnebach
(r.), die sich an den internationalen
Wettkämpfen in Bad Godesberg
(1961) beteiligten.
Der Kampf der Winnebacher Gruppe bei den
internationalen Wettkämpfen in Böblingen
(1981).
Die über die Ufer getretene Drau gräbt sich
ein Flussbett entlang der Gebäude der Staats-
grenze.