Seite 18 - VP_2012_05

Basic HTML-Version

WIRTSCHAFT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MAI/JUNI 2012
18
Wirtschaftsmeldungen
„Die Ratifizierung zeigt, dass
man die nachhaltige Entwick-
lung der Alpen als besonderen
Lebensraum nun auch in Rom
ernst nimmt und bereit ist, die-
ses Gebiet besonders zu be-
achten“, meint Flavio Ruffini,
Direktor des Umweltressorts
des Landes. Dafür sei ein jahre-
langes Werben und Sensibilisie-
ren notwendig gewesen:
„Obwohl Italien die Alpenkon-
vention mit unterzeichnet und
auch bereits ratifiziert hat,
haben sich die verschiedenen
Regierungen zehn Jahre lang
davor gedrückt, die Umsetzungs-
protokolle zu ratifizieren und
damit für das Staatsgebiet
rechtskräftig zu machen.“
Nochmals warten
Der Ressortdirektor begrüßt
besonders die Ratifizierung der
Umsetzungsprotokolle zu
Energie, Raumplanung und
nachhaltiger Entwicklung. „Sie
enthalten die Kernbereiche
einer umweltschonenden
Entwicklung des Lebens- und
Wirtschaftsraums Alpen“, so
Ruffini, der zudem darauf ver-
weist, dass – außer der
Schweiz – alle anderen Alpen-
länder die Protokolle bereits vor
Jahren ratifizierten.
Ein Wermutstropfen bleibe die
noch ausstehende Gültig-
machung des Verkehrsprotokolls
der Alpenkonvention. „Dieses
Protokoll ist wieder am Druck
der entsprechenden Interes-
sensvertreter gescheitert.“ Eine
Ratifizierung dieses Protokolls
würde den Bau großer Alpen-
transversalen für den motori-
sierten Straßenverkehr unter-
sagen „und damit ein- für alle-
mal immer wieder auftauchende
Schreckgespenster wie die
Alemagna zu Grabe tragen“, ist
Flavio Ruffini überzeugt.
Südtirols Straßennetz umfasst
eine Länge von 2.700 Kilo-
metern, was der Distanz
Bozen-Moskau entspricht.
Davon sind knapp 60 km als
Tunnels und Steinschlaggale-
rien angelegt. Insgesamt gibt
es 192 Tunnels und zwölf
Steinschlaggalerien. Von den
Tunnels sind 175 beleuchtet,
während die restlichen noch
über keine Beleuchtung verfü-
gen. „Vor allem in Berggebieten
sind Tunnels oft der einzige
Weg, um akzeptable Steigun-
gen und Kurvenradien zu
garantieren“, betont Volkmar
Mair, Direktor des Landesamtes
für Geologie und Baustoffprü-
fung. „Sie bergen allerdings
große Herausforderungen in
Bezug auf die Sicht- und Licht-
verhältnisse, auf das Platzan-
gebot sowie Wartungsarbeiten.“
Nutzen für gesamten
Alpenraum
Deshalb rief man das Interreg
IV-Projekt „Innovative Beläge
und Beleuchtung für Tunnel“ ins
Leben, an dem Südtirol gemein-
sam mit Tirol beteiligt ist. „Die
visuelle Leistungsfähigkeit, das
Fahrverhalten und das subjektive
Sicherheitsempfinden werden
durch die Helligkeit und Lichtver-
teilung im Tunnel maßgeblich be-
einflusst. Diese wiederum hän-
gen nicht nur von den Beleuch-
tungseinrichtungen im Tunnel,
sondern auch von den Ober-
flächeneigenschaften der Tunnel-
wände und der Fahrbahn ab“,
führt der Direktor des Landes-
amtes für Geologie und Bau-
stoffprüfung aus.
Mehr Sicherheit durch
Licht
„Um die Sicherheitsstandards
in Tunnels noch weiter zu
erhöhen, sollen daher verschie-
dene Beleuchtungssysteme, der
Einsatz von Energiesparlampen,
die Behandlung der Tunnel-
wände mit innovativen Materia-
len und der Einbau von verschie-
den hellen Straßenbelägen ge-
prüft werden.“ Diese Arbeit soll
in einen einheitlichen Standard
für Tunnelbeleuchtung für Tirol
und Südtirol münden, der auch
Gültigkeit für den gesamten
Alpenraum haben kann“, betont
Volkmar Mair.
„Schreckgespenst“ Alemagna Autobahn.
Alpenkonvention fast durch
Italien hat nun acht der neun Durchführungsprotokolle
der Alpenkonvention ratifiziert. Der Wermutstropfen:
die immer noch fehlende Gültigmachung des Ver-
kehrsprotokolls, das den Weiterbau der Alemagna-
Autobahn verhindern könnte.
Bisher galt: Eine Film- oder
Serienproduktion konnte geför-
dert werden, wenn sie in Süd-
tirol gedreht wurde. Vorausset-
zung war die Garantie des so
genannten Südtirol-Effekts. Das
heißt: die Produktionsfirmen
mussten garantieren, dass
mindestens 150 % der Förder-
summe im Land reinvestiert
würde, also etwa über das
Anheuern von heimischen Büh-
nen- oder Maskenbildnern, Ka-
meraleuten oder Versorgungsfir-
men. Diese Schiene bleibt auch
künftig bestehen. „In sie fließen
jährlich 1,5 der insgesamt 5 Mio €,
die wir für die Filmförderung be-
reitstellen“, erklärt Landes-
hauptmann Luis Durnwalder.
Weitere 3,5 Mio €
Zweite Schiene der Filmförde-
rung ist künftig die Förderung
heimischer Talente. Diese
Schiene soll mit 2,5 Mio € jähr-
lich ausgestattet werden und
zum Ziel haben, heimischen
Filmschaffenden die Möglichkeit
zum Durchbruch zu verschaffen.
Letzte Schiene – ausgestattet mit
1 Mio € im Jahr – ist die Förde-
rung von Filmdokumentationen
zu Südtirol spezfischen Themen.
Filmförderung x 3
Neben in Südtirol gedrehten Spielfilmen und Serien
werden vom Land Südtirol nun auch heimische
Talente und Dokumentationen zu Südtirol spezifi-
schen Themen finanziert.
Gemeinsam zu mehr Sicherheit in Tunnels
Die Straßentunnels in Südtirol und Tirol sollen sicherer werden. Zudem will man die
Energieeffizienz erhöhen. In den nächsten drei Jahren soll nun das Interreg IV Italien-
Österreich Projekt „iBBT“ einiges dazu beitragen. Kosten: 820.000 €.
Astat-Kurzmeldungen
• Südtirols Einwohnerzahl nimmt
kontinuierlich zu und liegt derzeit
bei rund 511.750 Einwohnern.
Verantwortlich ist fast allerorts
der Geburtenüberschuss und –
in einem weit größeren Ausmaß
– eine positive Wanderungsbi-
lanz. Die Alterung der Südtiroler
Gesellschaft schreitet trotz des
Zuzugs junger Menschen aus
dem Ausland und steigender
Geburtenzahlen der Immigran-
tinnen voran. Der Ausländer-
anteil beträgt derzeit 8,7 %.
Das 820.000-€-Projekt soll Tunnels in Südtirol und Tirol sicherer
machen.