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OSTTIROLER
NUMMER 1-2/2005
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HEIMATBLÄTTER
retischen Abhandlungen ist das lebendige
Werk eines Künstlers wert, der darin die
Kunst der Vergangenheit mit der Kunst der
Gegenwart zu einer glücklichen Einheit
verbindet.“
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Weit weniger bekannt als die
Deckengemälde in St. Jakob sind Oberkof-
lers Malereien in den Friedhofsarkaden
von Hopfgarten, entstanden 1937. Auch
sie wurden von Unterkircher in einer aus-
führlichen Beschreibung gewürdigt
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.
Gegen Ende seines Lebens kehrte Unter-
kircher noch einmal zu seinen persön-
lichen Wurzeln zurück. Der Aufsatz „Vom
alten Defereggen“, erschienen drei Jahre
vor seinem Tod, kann gleichsam als geis-
tiges Vermächtnis an seine Heimat gelten.
Er beginnt mit der Geschichte der eigenen
Vorfahren, die sich in der mündlichen
Familientradition bis in das frühe 19. Jahr-
hundert zurückverfolgen ließen. Sie waren
vor allem in der Landwirtschaft und im
Hausierhandel tätig. Sein Heimathaus
mütterlicherseits war das Haus Jagerreith
in Feistritz (Nr. 13), ein Gebäude, das seit
einigen Jahren unter Denkmalschutz steht.
Unterkircher erzählt vom kulturellen und
vom religiösen Leben, vom Brauchtum
und von der Schule, die in seiner Biogra-
phie eine besondere Rolle spielte. Breiten
Raum nehmen die Deferegger Spezialitä-
ten, wie „Plente“, „mogene Blattlen“,
Strauben oder Mus ein. Unterkirchers
Schilderungen zeichnen sich durch liebe-
volles Eingehen auf kulturgeschichtlich in-
teressante Details ebenso aus wie durch
persönliche Erlebnisse und köstliche
Anekdoten. Diese kleine Deferegger Kul-
turgeschichte würde es verdienen, in ir-
gendeiner Form neu aufgelegt zu werden,
etwa als eigenständiges Bändchen in der
Serie „Deferegger Kostbarkeiten“.
Dass Unterkircher seiner Heimat bis zu-
letzt verbunden blieb, zeigen wohl am bes-
ten seine Schlussworte:
„Auch ein alter
Deferegger
[er meint damit sich selbst]
freut sich an einem wohnlich eingerichte-
ten Zimmer (…); er freut sich, daß es
neben den wieder gut markierten Wegen
Straßen gibt, bis hinauf zu den Berghöfen,
und elektrisches Licht und fließendes Kalt-
und Warmwasser. Nicht Heimweh nach
diesen alten Zeiten ist es – ,Nostalgie‘
nennt man es heute –, das ihn in all diesen
Erinnerungen kramen läßt, nur der Ge-
danke, mit wie wenig man einmal zufrie-
den sein konnte und mußte und wie man
trotzdem fröhlich war. Und er wünscht der
heutigen Generation, daß sie mit dem vie-
len, das sie besitzt, ebenso fröhlich sei.“
Friedhofsarkaden in Hopfgarten i. D.: Werke der Barmherzigkeit, von Johann Bap-
tist Oberkofler (Foto: Gemeinde Hopfgarten i. D.).
Allerheiligenkapelle Virgen. Figur des Hl. Antonius des Abtes. Es handelt sich um eine
Photographie von F. Unterkircher aus seiner Dissertation über die kirchliche Kunst und
Kultur vor 1400 in Osttirol (Repro: ÖNB).
Matrei, St. Nikolaus während der Frei-
legung der ursprünglichen Ausmalung
durch den Restaurator Franz Walliser
(BDA Wien, Bildarchiv N 119.388).
Verzeichnis der Süd- und
Osttirol betreffenden Publikatio-
nen Franz Unterkirchers
(chronologisch geordnet)
a) Südtirol (in Auswahl)
Einiges über Antholz, Der Schlern 3 (1922)
369f. [erschienen unter dem Pseudonym
Konradin,
scheint jedoch im Werkver-
zeichnis bei E. Irblich, Codices Manu-
scripti 15/7 (1990) 83 auf].
Von Burgen und Schlössern [in Südtirol],
OHBl 1928/1, 9-14 [erschienen unter
dem Studentennamen „Laurin“].
Aus der alten Klosterbibliothek von Maria-
Steinach, Der Schlern 23 (1949) 243-245.
Der Zöllner am Eisack bei Bozen, St. Kas-
sian-Kalender 253 (1957) 68-72.
Der heilige Candidus von Innichen, Der
Schlern 49/3 (1975) 137-140.
Das karolingische Sakramentar von Trient
für Säben geschrieben?, Der Schlern 51
(1977) 53-60.
Nie kehrst du wieder, goldene Zeit. Matura
vor 55 Jahren in Alt-Brixen – Romanti-
sches Gestern und Nüchternes Heute, Do-
lomiten Nr. 277, 6. 12. 1977, 4.
Wissenschaftspflege in Neustift seit 1850,
Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissen-
schaft, Sonderheft 47, Innsbruck 1980,
127-132.
Das Missale von Karnol (Bibliothek des
Priesterseminars Brixen, Codex B 22 [Nr.
67]), Der Schlern 54 (1980) 129-139.
Vier Brixner Fragmente, Der Schlern 59
(1985) 726-734.
Kalendarium vom Kloster Sonnenburg aus
dem Mittelalter, Der Schlern 61 (1987)
306-322.
Das unvergessene Cassianeum. Aus den
Erinnerungen eines Brixner Scholaren /
Spartanische Erzierung und Studentenhu-
mor / Frohe Chorknaben und Lateinschü-
ler, Dolomiten Nr. 236, 13. 10. 1987, 15f.