Seite 4 - H_2005_06

Basic HTML-Version

OSTTIROLER
NUMMER 6/2005
4
HEIMATBLÄTTER
lung hinauszuzögern. „Die Strategie des
Zusammenbringens lässt sich bis in die
dialogische Struktur der Gemälde verfol-
gen, ihrer Komposition in zwei oder mehr
Felder“
7
, wird Eders Konsensbereitschaft
im 1999 zur Ausstellung „Zeitzeichen“ in
der Kunsthalle Prisma in Arbon erschiene-
nen Katalog beschrieben.
„Bereits als Kind war es eine meiner liebs-
ten Beschäftigungen, am Lienzer Schloss-
berg Beeren zu pflücken, eins ums andere,
bis der Behälter voll war. Im Grunde genom-
men eine reine Geduldsübung …“
Zwischen 1988 und 1999 verbrachte
Othmar Eder mehrmonatige Arbeitsaufent-
halte in der Klause VI der Schweizer Kar-
tause Ittingen, in der neben anderem eine
größere Holzschnitt-Serie in jener Kunst-
halle in Arbon ausgestellt wurde. Seine
Affinität zum Ruhigen, zum einfach Kon-
zipierten, das im Prinzip mit der höchsten
Spannung konform geht, ließ gerade in
einem durch das Schweigegelübde gepräg-
ten Umfeld ausgesprochen sensible Werke
entstehen, die
„keiner Wiederholung
unterworfen waren“
.
Auszeichnungen, Preise, Präsentationen
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen,
wie 1989 das Rom-Stipendium des Öster-
reichischen Bundesministeriums für Unter-
richt und Kunst, 1993 das begehrte Paris-
Stipendium des Kantons Zürich, 1995 das
Chios-Stipendium des Landes Tirol, 1996
der Förderpreis des Landes Tirol, 1999 der
Kunstforum-Preis Montafon des Landes
Vorarlberg und schließlich 2001 der
Deutsch-Schweizerische Kunstpreis zu
500 Jahre Kanton Schaffhausen, bestätigen
sozusagen als offizielle Rahmung Othmar
Eders Kunstauffassung. Die über Jahr-
zehnte kontinuierlich gepflegte und gefor-
derte Ausstellungspräsenz in ausgesuchten
Galerien, Räumen und Hallen in Öster-
reich, der Schweiz, Deutschland und Spa-
nien beweisen seine Tendenz, sich weiter
nach vorwärts zu entwickeln und dabei
sein Publikum immer wieder aufs Neue
überraschend zu überzeugen. Als ebenso
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift der Autorin dieser Nummer:
Mag.-phil. Eleonora Bliem-Scolari, A-6020
Innsbruck, Dr. Stumpf-Straße 45 a, E-Mail:
el.bliem-scolari@gmx.at
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Othmar Eder im Februar 2005: Gerade die Zuwendung zur Technik des Holzschnittes
räumt dem Kunstschaffenden in drucktechnischer Hinsicht ein interessantes Bearbei-
tungsspektrum ein, nämlich als Folge des Übereinanders Zeitgefilde zu definieren.
Zwei alte Fotografien als Fundstücke zum zweiteiligen Objekt arrangiert, beweisen die
variable Betrachtungsbreite des Alltäglichen. Fundstücke-Objekte, 17 x 23 x 9 cm, Fotos
auf Karton, 2004.
spannend bestückte Ausstellungsorte seiner
Arbeiten in Lienz zeigen sich neben dem
Museum Schloss Bruck 1991 und 1998,
die „Architekturwerkstatt Jungmann“
2000, der „Kunstraum Franz Takacs“ 2003
und schließlich gemeinsam mit Maria Buß-
mann 2005 die „Kunstwerkstatt Lienz“.
Der Kunstverein Kärnten zeigte im No-
vember/Dezember letzten Jahres im Künst-
lerhaus Klagenfurt eine mit „Schöne Aus-
sichten“, Malerei und Zeichnung betitelte
Schau, und ebenso in Folge der Mitglied-
schaft bei der Tiroler Künstlerschaft, wer-
den im September 2005 in der Innsbrucker
„Stadtturmgalerie“ wiederholt die Räum-
lichkeiten für eine Einzelausstellung zur
Verfügung gestellt. Als Mitglied bei der
„Xylon“, der Schweizer Vereinigung der
Holzschneider, erhält Eder die Möglichkeit,
an der für 2005/06 geplanten jurierten Wan-
derausstellung, die von Reutlingen aus nach
Winterthur und St. Pölten in weitere Städte
führen soll, teilzunehmen. Einer Einzelaus-
stellung im Kunstraum St. Johann in Tirol
im Dezember 2005 folgt im Planungsrah-
men ein weiteres Projekt mit dem Titel
„Winterreise“ 2006 in der Zürcher
galerie
und poesie
von Susanna Rüegg. Ebenfalls
für 2006 steht in der Städtischen Galerie
von Tuttlingen (D) eine Serie von „Holz-
schnitten“ zur Disposition. Schließlich wird
sich Othmar Eder im kommenden Jahr in
einer großräumig angelegten Arbeit in der
Schweizer „Kunsthalle Wil“ wiederholt
dem Thema Gletscher und Seen zuwenden.
Sein Thema heute sind aktuelle Zeitbil-
der, faktisch Zeichen der Zeit, die genauso
berührend als auch unscheinbar im Lebens-
lauf erscheinen und erst durch den Akt des
Herausarbeitens augenfällig und für uns er-
lebbar werden. Das Archivieren, das opti-
sche Konservieren bedeutet für Othmar
Eder im gleichen Verhältnis dem Vergange-
nen seine Gegenwart zurückzugeben, sie
sichtbar zu bewahren und von der künstle-
rischen Warte aus mit den erzielten skulp-
turalen Effekten auf die Zukunft zu hoffen.
Auf die Frage nach dem Neuen, dem noch
nicht ausgereizten Thema, erhält man vom
Kunstschaffenden eine für seine Person
plausible Antwort:
„Jeder Zyklus, jede
neue Aufgabe erfordert eine andere Heran-
gehensweise, in dem Sinn ist für mich alles
Neue, alles Weitere ein Experiment, ein
Experiment mit spannendem Ausgang…“
Anmerkungen:
1 Conrad Fiedler: Der Ursprung der künstlerischen Thätig-
keit, 1887. In: Ders., Schriften über Kunst, Hans Mar-
bach (Hg.), Leipzig 1896, Seite 187f.
2 Othmar Eder im Gespräch mit der Autorin im Februar
2005.
3 Vgl. Eleonora Bliem-Scolari: Michael Hedwig: Die kon-
templative Vereinigung von Körper und Farbe, OHBl.
Nr. 12, 2003.
4 Walter Crane: Linie und Form, dt. Übersetzung Leipzig
1901, Seite 24.
5 Katalog der Ausstellung „Othmar Eder“, o. J. und o. w.
A., Seite 11.
6 Jean Dubuffet: Anmerkungen für die Schöngeister, 1946.
In: Ders., Schriften, Bd. I, Die Malerei in der Falle:
Antikulturelle Positionen, Andreas Franzke (Hg.),
Bern 1991, Seite 21.
7 Katalog der Ausstellung „Zeitzeichen“, Text: Kathleen
Bühler, Kunsthalle Prisma, Arbon 1999.
Wenn nicht anders angegeben,
stammen die Aufnahmen von Eleonora
Bliem-Scolari.