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OSTTIROLER
NUMMER 2/2006
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HEIMATBLÄTTER
Leben bestimmend sein sollte. Er studierte
an der Leopold-Franzens-Universität
Volkskunde und Geographie und schloss
das Studium 1975 mit dem „Dr. phil.“ ab.
Sein Dissertationsthema bei Univ.-Prof. Dr.
Karl Ilg hatte gelautet: „Hauskunde von
Osttirol“. Ebner hat sich zum ersten Mal
umfassend mit den verschiedenen Typen
und Formen des Hausbaus im östlichen
Pustertal mit seinen Seitentälern auseinan-
dergesetzt, hat dabei nicht Erstarrung, son-
dern Entwicklungen festgestellt und er-
schöpfende Deutungen herausgearbeitet.
Noch vor Abschluss des Studiums hat
Lois Ebner an der Städtischen Handels-
schule in Lienz durch zwei Jahre Geogra-
phie unterrichtet und war ab 1. Juli 1972
zunächst provisorischer und wenig später
definitiver Leiter des Museums auf Schloß
Bruck, das seit seiner Gründung 1943 die
Funktion eines Bezirksmuseums erfüllt,
tätig. Nach seiner eigenen Schilderung
„hauste“ er zunächst auf der Burg in seinem
Büro, wo ein „Bollerofen“ und ein Bett auf-
gestellt wurden. Damit begann auf wenig
spektakuläre Art und Weise nach der Ära
des Museumsleiters Dr. Franz Kollreider
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eine neue „Ära“, die über 30 Jahre währen
sollte, in der Kustos Dr. Lois Ebner zu einer
unübersehbaren und viel in Anspruch ge-
nommenen Institution heranwuchs.
In Kustos Ebners Dienstzeit geschah
sehr viel bezüglich Ausbau von Schloß
Bruck selbst, der Schausammlungen und
der Infrastruktur des Museums. Ab 1978
erfolgte die stufenweise Neuaufstellung der
Sammlungen. 1981 richtete er eine Sonder-
galerie ein, bestehend aus drei Räumen;
später wurde sie um Teile des Bergfrieds
erweitert bzw. im Jahr 2000 ganz in diesen
verlegt. In dieser Galerie gab er besonders
jungen, aber auch renommierten Künstlern
speziell aus dem Bezirk Lienz die Mög-
lichkeit, sich zu präsentieren. Diese Gale-
rie auf Schloß Bruck erwies sich als ausge-
zeichnete Ergänzung zur Städtischen Gale-
rie, durch Jahrzehnte erfolgreich geleitet
von Gerhard Wassnig. Neben einer – von
den bewilligten Geldern abhängigen –
Sammeltätigkeit und dem Ausbau der
Museumsbibliothek erreichte Ebner die
Restaurierung vieler Objekte, besonders
der Arbeiten des großen Tiroler Malers
Albin Egger-Lienz. Als im Sinne einer um-
fassenden Denkmalpflege das ganze Areal
um Schloß Bruck saniert wurde, initiierte
Kustos Ebner die Anlegung eines „Kreit-
lachgartls“ mit altüberlieferten Nutz- und
Zierpflanzen, was damals als besondere
Attraktion angesehen wurde.
Im Hinblick auf die große Landesausstel-
lung des Jahres 2000 wurde die ganze Burg
neu konzeptioniert und in monatelanger Ar-
beit um- und ausgebaut, was für den Kustos
durch Auslagerung der gesamten Museums-
bestände, Übersiedlung des Büros in andere
Räumlichkeiten usw. besonders bei der in
den letzten Jahren angeschlagenen Gesund-
heit eine hohe Belastung darstellte. Gerade
in solch schwierigen Zeiten hat er bei seiner
Familie Halt gefunden. Er hatte 1972 Ma-
rianne Wieser, ebenfalls aus der Gemeinde
Kartitsch stammend, geheiratet und sehr
stolz war er auf die 1986 geborenen Zwil-
linge Doris und Lukas.
In Lois Ebners Dienstzeit wurden auf
Schloß Bruck mehrere große Ausstellun-
gen veranstaltet, in die er immer auf irgend
„Wiese“, ein Doppelhaus, in ungefähr 1 km Entfernung vom Ortszentrum von Kartitsch;
es diente zwei Familien als Wohnstätte; hier kam Lois Ebner zur Welt, und hier ver-
brachte er seine Kindheit (1956).
Foto: Peter Bodner
Die
Familie
von Lois
Ebner:
Die
Eltern
Georg
und
Maria
Ebner
geb.
Egger
mit ihren
Kindern;
der
kleine
Lois am
Arm der
Mutter
(1943).
Foto:
Josef
Ebner
eine Weise involviert war. Es fanden statt
die Tiroler Landesausstellung „Deferegger
und sein Kreis“ (1987), die Jubiläumsaus-
stellung „750 Jahre Stadt Lienz 1242 –
1992“, die Landesausstellung „ca. 1500 –
Leonhard und Paola. Ein ungleiches
Paar“ (2000) und die Ausstellungen der
beiden Folgejahre, bei denen Albin Egger-
Lienz im Mittelpunkt stand.
Volkskundliche Ausstellungen trugen
zur Gänze seine Handschrift wie „Kleine
Andachtsbilder – Zeichen der Volksfröm-
migkeit“ (1983) oder „Die vergessenen
Himmel – Wallfahr(t)en in Osttirol“
(2003), seine letzte, sehr gelungene und
für ihn charakteristische Arbeit im Dienst
des Museums.
Kustos Dr. Lois Ebner hat sozusagen
„von Amts wegen“ sehr viel publiziert:
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Neuauflagen des Führers durch das
Museum auf Schloß Bruck und eine Viel-
zahl von Vorworten zu den von ihm durch-
geführten Kunstausstellungen, z. B. zu
Oswald Kollreider, Jos Pirkner, Lois
Salcher, Hermann Pedit, Georg Reitter,
Hannelore Nenning, Maria Romay usw.
Einen Beitrag hat er meistens auch für die
Kataloge der Großausstellungen auf Schloß
Bruck verfasst. – Zahlreich waren seine
Aufsätze zum Geschehen im Museum auf
Schloß Bruck bezüglich Veränderungen
oder Neuerwerbungen. Die Werbung für das
„Haus voll schöner Dinge“ – wie er sich
gerne ausdrückte – hat auch die Bevölke-
rung erreicht. Er konnte alljährlich mit be-
merkenswerten Besucherzahlen aufwarten,
die nicht nur durch die Touristen, sondern
auch durch Einheimische, besonders auch
die Schulen, zustande kamen.
Natürlich hing es geradezu verpflichtend
mit seiner beruflichen Arbeit, die er auch als
„Berufung“ aufgefasst hat, zusammen,
wenn er in Zeitschriften und Zeitungen zu
aktuellen Problemen des heimischen Kul-
turlebens, des Denkmal- und Heimatschut-
zes Stellung bezogen hat. Diesbezüglich
spannt sich der Bogen von den „Perspekti-
ven einer Dorfgemeinschaft“ (1971) über
die „Bedeutung der Musikkapellen heute“
(1973), „ZumWandel der bäuerlichen Haar-
tracht in Osttirol“ (1989) bis zu „Volks-
kundlich-historische Streiflichter“, den