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NUMMER 7-8/2006
74. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
1. Ein kaum besuchtes Kämmerlein
Im elften Stock des so genannten
Geiwi-Turms der Universität Innsbruck
schlummert in einem wenig besuchten
Kämmerlein ein Kleinod volkskundlicher
Wissensbeschaffung: In mehreren Kartei-
schränken befinden sich, säuberlich sor-
tiert, die die Republik Österreich, Südtirol
und Liechtenstein betreffenden Frage-
bögen des
Atlas der Deutschen Volkskunde
(ADV)
.
Dass der Dornröschenschlaf dieser meh-
rere tausend Zettel umfassenden Sammlung
bislang nur von gelegentlichen Umzugs-
oder Umräumaktionen gestört wurde, liegt
vielleicht auch an der politischen Brisanz
des Materials und dem daraus resultieren-
den ablehnenden Verhalten einiger Wissen-
schaftler: Mit dem zwischen 1929/30 und
1935 durchgeführten Projekt wollte die
Not-
gemeinschaft der Deutschen Wissenschaft
eine „
wichtige und wesentliche Schicht des
Volkstums“
1
dokumentieren.
Dafür wurden fünf, jeweils etwa 50
Hauptfragen umfassende Fragebögen ver-
schickt. Auf deren Grundlage sollten Ver-
breitungskarten traditionell volkskund-
Karl C. Berger
Der Bezirk Lienz im Atlas der
Deutschen Volkskunde – ein Einblick
Rautkaser im Winkeltal, Außervillgraten, um 1929.
(Alle Bildvorlagen ADV Archiv Innsbruck)