Seite 15 - H_2006_10-12

Basic HTML-Version

Nach 1930 fiel der Besitz der Familie
Unterweger zu. Im Obergeschoss waren
Mietwohnungen für Familien.
1963 gelangte das Objekt in den Besitz
der Stadt Lienz, die es 1982 im Zuge eines
modernen Flächenwidmungskonzeptes ab-
reißen ließ.
Badhaus an der „Stadt-Mühlwühr“
Östlich der Spenglerei Zimmermann
steht eines der ältesten Häuser von Lienz:
das Schattanek-Haus mit südseitigem Gar-
ten hinter einer alten Mauer, früher „Bau-
hofer-Haus“ genannt. Es war das städtische
Badhaus aus dem 16. Jahrhundert.
Zur Geschichte dieses Hauses:
Im Jahre 1744 erwarb Johann Scheitz,
Bürger und Balbierer, von Michl Zwerger
das gemeine Stadt- und Badhaus bei der
Spitalmühl (BP 117). Sein Nachfolger war
Johann Gualbert Scheitz, Stadtchirurg und
Ratsbürger († 1797).
Nach dem Schattanek-Haus gab es an
der Wiere ein kleines Schöpfwerk zur Be-
wässerung des Gartens, der zum Haus
Max Keller gehörte. (Max Keller bemühte
sich auch um Abgeltung bei der Auflas-
sung der Wiere.)
Nagelschmiede
Östlich vom Badhaus stand an der Wiere
eine Schmiede mit hohem Kamin, der noch
nach dem Zuschütten der Wiere zu sehen
war. Es war dies eine Nagelschmiede, wel-
che der Firma Koczuvan gehörte. Bis vor ei-
nigen Jahrzehnten gab es das Eisenwaren-
Geschäft „Koczuvan‘s Erben“ in der Andrä
Kranz-Gasse. Anstelle der Nagelschmiede
steht heute das City-Center (Bereich Ge-
schäft Gustl Gander).
Hofmühle, zuletzt Zmölnig-Mühle
mit Standort südlich der Liebburg. Sie
war bis zum Jahre 1500 im Besitz der Gör-
zer Grafen, von 1501 bis 1652 der Freiher-
ren v. Wolkenstein-Rodenegg.
1583: Mühl und Säge gehören zum
Schloss ob dem Hofgarten.
1775: Die Gerichtsherrschaft besaß die
Hofmühle mit 3 Gängen, dabei auch eine
Sagmühle;
von 1653 bis 1783 waren die Anlagen
im Besitz des Königlichen Haller Damen-
stiftes.
Im Jahre 1788 erfolgte die Versteigerung
der Herrschaftsgüter mit Hofmühle als
Sägewerk an Rosa Baumgartner vlg.
„Hansler Säge“; südlich davon der Holz-
lagerplatz.
Als Nachfolger scheinen dann Johann
Bodner und Franz Bodner als Besitzer auf.
Im Jahre 1846: Andreas Bodner, Müller,
als Besitzer.
Im Kataster 1859 wird die Anlage als
Hofmühle an der Drauwiere geführt.
Die Ausstattung der Hofmühle: zwei
Räder, dazu die „Spitalmühl“ mit einem
Rad, ebenso die „Müllermühl“.
Ab 1925 wurde die Anlage von Thomas
Zmölnig gepachtet und wieder zu einer
Mühle umgebaut. Sie hieß deshalb zuletzt
„Zmölnig Mühle“.
Im letzten Kriegsmonat 1945 wurde sie
OSTTIROLER
NUMMER 10-12/2006
HEIMATBLÄTTER
Aufnahme der früheren Nagelschmiede der Fa. Koczuvan, um 1965; wenige Jahre vor-
her wurde die Trasse der Wiere zugeschüttet, am Bild ziemlich verwildert. Heute befindet
sich an dieser Stelle das City-Center.
Foto: M. Pizzinini
Alte Nagelschmiede, an der ehemaligen Wiere gelegen, 1965. Foto: Dr. F. Kollreider
Das inzwischen längst verschwundene Gebäude der Hofmühle in einer Aufnahme aus
dem Jahre 1965.
Foto: Dr. Franz Kollreider
Die Liebburg mit Kapelle und südlich
davor liegendem Turm und die Hofmühle
an der Wiere, Ausschnitt aus der Feder-
zeichnung mit Darstellung der abgebrann-
ten Stadt Lienz, 1609. (Innsbruck, Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum)
Foto: M. Pizzinini
15