Seite 1 - H_2007_05-06

Basic HTML-Version

NUMMER 5-6/2007
75. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Als durchaus kontrovers und diskussions-
bedürftig erlebt man die spontane Einstel-
lung zur Frage nach der Kunst im öffent-
lichen Raum. Öffentlich und Raum? Zwei
Begriffe, die sich eigentlich in ihrem Aus-
sagewert aufheben und scheinbar als Ge-
gensatzpaar zu Privat und Unbegrenzt auf-
treten. Wird nun jene Kunst als öffentlich
bezeichnet, die nicht an unseren Wohnzim-
merwänden platziert wird und mit ihren Be-
trachtern intim „dialogisiert“, oder erklärt
der Begriff den dezidierten Besitzanspruch
bzw. das Eigentümerverhältnis? Pamphlet-
artige Schlagzeilen, wie „Raus aus den
Ateliers und rein in die Menge“ gehen im
Grunde genommen am Erfahrungswillen
der jeweiligen Betrachter vorbei, denn die
sprichwörtliche „Kunst für alle“
1
ist in
Wirklichkeit ein euphorisches Bedürfnis
von Organisatoren, Mentoren, Mäzenen und
auch von Kunstschaffenden selbst, sich der
Öffentlichkeit mitzuteilen – der Aspekt der
Zeitlichkeit ist dabei unwesentlich! „Wenn
die Prinzipien der Kunst keine geistige
Konstante der Menschheit sind, sondern Er-
gebnis historischer Umstände und gesell-
schaftlicher Übereinkunft, dann wird die
Frage nach der Öffentlichkeit, die diese
Übereinkünfte zustande bringt und die
gleichzeitig durch diese Kontroverse ge-
prägt ist, immer wichtiger“
2
, weist Stephan
Schmidt-Wulffen auf einen interessanten
Aspekt hin. Das dynamische Verhältnis zwi-
schen dem Betrachter in der Öffentlichkeit,
seinem „Sehenwollen“ und dem Kunstan-
gebot selbst erprobt sich in Galerien, in Gär-
ten und Parkanlagen, auf Plätzen, an Gebäu-
den, in Gängen und Schalterräumen diver-
ser Institutionen stetig aufs Neue.
Übersehenes, Vergessenes und
Momentaufnahmen
Übersehenes und Vergessenes wartet in
aller Öffentlichkeit auf den privaten Be-
schauer, spielt mit der Zeit und seiner Ziel-
gruppe. Beispielhaft dafür stehen die von
acht Künstlern 1992 im Rahmen eines
Elke Maier: Sonnengeflechte. Fronleichnamsbirken, beschichtet mit einer Membran aus
hauchdünn verleimter Zellfaserwolle. Teil der Installation im Museum Schloss Bruck, 2006.
Eleonora Bliem-Scolari
Lienz: Beispiele zeitgenössischer
Kunst im öffentlichen Raum
Georg Planer und Elke Maier: Eine weitere Position im Turm von Schloss Bruck – Kör-
per aus Erde geformt, die an „seelengleichen“ Fäden mit dem Raum verbunden sind.