Seite 4 - H_2008_01

Basic HTML-Version

Nach Kriegsschluss konnte Gander wie-
der als Dienstmann arbeiten. Zum Trans-
port schwerer Lasten schaffte er sich einen
Vierrad-Brückenwagen an, mit dem auch
schwere Lasten, wie 700 kg schwere
Weinfässer zur Firma Santa, die Papierrol-
len zur Druckerei Mahl, die Eisenwaren zu
Max Keller, Getränke der Firma Santa
und die Frachten zum Krankenhaus hinauf
gezogen werden konnten. Gegen Ende der
Dienstzeit verwendete Gander auch ein
Moped mit Anhänger. Für besonders große
Transporte warb er den Pferde-Fuhrwerker
Stramitz an, dessen Bauernhof in der Nähe
des heutigen Volkshauses stand. Johann
Gander verstarb nach längerem Leiden am
15. November 1957.
Zugleich mit ihm arbeiteten folgende
Dienstmänner:
Modling
(Messinggasse),
Franz Hörmann
,
Guggenberger
(Debant).
Einige neue Dienstmänner kamen hinzu:
Josef Gander
, etwa seit 1945;
Josef Ver-
geiner
,
Stephan Güttler
,
Unterguggenber-
ger
(Debant),
Alois Spöttling
.
Über Jahrzehnte übten mehrere Mitglie-
der der
Familie Drexel
das Dienstmannge-
werbe aus. Edmund Drexel sen., geboren
1902, kam von Vorarlberg (Dornbirn) nach
Osttirol zum Bau der Großglockner-Hoch-
alpenstraße. Er arbeitete zunächst am
Bahnhof Lienz und kam dann durch Johann
Gander in das Dienstmann-Gewerbe. Die
Gewerbe-Berechtigung erhielt Edmund
Drexel sen. im Jahre 1937 (Zl. 825/6, 17. 3.
1937). Auch er hatte für seine Arbeit den
Zweirad-Kippwagen und ein starkes Waf-
fenrad mit Anhänger.
Er musste im Krieg einrücken und kam
1945 zurück. Während des Krieges über-
nahm seine Frau mit den beiden Söhnen
die Dienstmann-Tätigkeiten, um den Be-
trieb am Leben zu erhalten. Im letzten
Kriegsjahr wurde auch der ältere Sohn
Edmund zur Wehrmacht eingezogen. Er
kam noch zur Schlacht um Berlin zurecht,
wurde schwer verwundet und geriet in
russische Gefangenschaft, wo er operiert
wurde. Dem 18-Jährigen gelang es, der
Gefangenschaft zu entkommen und sich in
einem langen Marsch zu Fuß bis in die
Heimat durchzuschlagen, wo er im Herbst
eintraf. Ebenso kam auch sein Vater heim,
und das Dienstmanngewerbe wurde mit
dem alten Lieferwagen fortgesetzt, gele-
gentlich zusätzlich mit dem starken Waf-
fenrad samt Anhänger. Im Jahre 1950
suchte Drexel Edmund jun., geboren 1927,
um das Dienstmanngewerbe an, erhielt es
aber erst nach Ablehnung des Einspruchs
der anderen Dienstmänner im Jahre 1951
zugeteilt – nachdem Julius Maier, gestor-
ben war (BH Lienz, 8. 11. 1951; Zahl II-
1646/11). Mit der Genehmigung des
Kleingewerbes konnte er bald ein kleines,
dreirädriges Lieferauto einsetzen und effi-
zienter arbeiten. Im Jahre 1954 kaufte
Edmund Drexel jun. den Lkw von der
Transportfirma Franz Meirer und erwarb
dazu die nötige Gewerbeberechtigung für
Lkw-Transporte. Sein Vater arbeitete in
dieser Zeit mit ihm zusammen als Dienst-
mann. Ein schwerer Schlag für die Firma
Drexel war der Tod des Vaters durch einen
Unfall im Jahre 1963 (Gewerbe erloschen:
13. 5. 1963; BH Lienz, Zl. II- 951/1). In
den folgenden Jahren entwickelte sich die
Firma Edmund Drexel zusammen mit dem
Bruder Helmut durch eine Reihe von
Großaufträgen, vor allem durch die Über-
nahme aller Transporte unter schwierigs-
ten Bedingungen für den Bau der Felber-
tauernstraße bis zum Durchbruch des Tun-
nels. Die Schließung des Betriebes –
zuletzt mit sechs Lkw‘s und zwei Zement-
Silos – erfolgte im Jahre 1991.
Einer der letzten Dienstmänner in Lienz
war
Josef Vergeiner,
geboren 1918 in Burg-
Vergein, Gemeinde Assling. Er kam bald
nach dem Zweiten Weltkrieg nach Lienz,
war beim Stollenbau des TIWAG-Kraft-
werkes in Debant tätig und dann, etwa ab
1948, mehrere Jahre als Rettungsfahrer. Die
Dienstmann-Tätigkeit begann er zwischen
1958 und 1960 mit einem kleinen Fahr-
zeug, Marke Vespa mit Aufbau. Im Jahre
1964 folgte nach dem Ankauf eines VW-
Transporters die Anmeldung des Frächter-
Gewerbes. Mit einem zusätzlichen Auto
war ein weiterer Ausbau der Frächterei mit
Transporten über größere Strecken mög-
lich. So führten ihn die Aufträge öfters nach
Genua, um Ladungen von Schiffen zu über-
nehmen. Leider wurde in den 1970er-Jah-
ren der Gesundheitszustand Josef Vergei-
ners immer schlechter, sodass er im Jahre
1976 seine geliebte Tätigkeit aufgeben
musste An den Folgen einer Staublunge,
die er sich nach dem Krieg bei einem Stol-
lenbau der TIWAG zugezogen hatte, starb
er allzu früh im Jahre 1977.
Einer der wenigen noch lebenden
Dienstmänner von Lienz ist
Stephan
Güttler,
geboren 1922 in Himmelberg bei
St. Veit in Kärnten. Er kam nach dem
Zweiten Weltkrieg nach Lienz, wo er sich
als Dienstmann betätigte. Nach mehreren
Jahren trat er bei der Transportfirma „Treu“
ein, die ihren Standort am Güterbahnhof
hatte. Nach seiner Tätigkeit als Dienst-
mann gründete er eine eigene, kleine Firma
für den Handel und die Zustellung von
Elektro- und Haushaltsgeräten.
Ein zweimaliger Schlaganfall setzte der
Berufsarbeit ein jähes Ende. Seit mehreren
Jahren lebt Stephan Güttler im Lienzer
Seniorenheim.
Das Ende der Dienstmänner in Lienz
Der Einsatz von Kraftfahrzeugen brachte
für dieses Gewerbe den großen Um-
schwung und schließlich sein Ende: Die
neuen Firmen, wie „Eisen-Rumpold“, be-
dienten sich nur mehr kurze Zeit der Dienst-
männer, um z. B. das Betoneisen vom Zug
ins Depot in Bahnhofsnähe zu liefern, hatten
aber bald ihre eigenen Lastautos; Die Hotels
und Gasthöfe hatten ihre Portiere oder
Kleinbusse, welche die Gäste versorgten.
OSTTIROLER
NUMMER 1/2008
4
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors: OSR Alois Heinricher,
Hauptschuldirektor i. R., A-9900 Lienz, Roter
Turm-Weg 1.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Stephan Güttler aus Him-
melberg in Kärnten, Dienst-
mann seit 1946.
Das erste Transportfahr-
zeug Güttlers mit den beiden
Söhnen.
Ed-
mund
Drexel
jun.,
Dienst-
mann
ab
1951,
Ende
der
Fräch-
terei
1991.
Dank
Für erhaltene Auskünfte dankt der
Autor herzlich der Bezirkshauptmann-
schaft Lienz, Gewerbe-Abteilung, Frau
Ploner und den Damen und Herren Eva
und Josef Unterkreuter, OSR Johann
Gander, Elsa und Josef Kratzer, Edmund
Drexel jun., Josef Vergeiner, Helmut
Oberegger und noch zahlreichen Lien-
zern, die bereitwillig Auskünfte gegeben
haben. – Vielen Dank auch für die Be-
reitstellung der Fotografien, die durch-
wegs von privaten Autoren stammen.