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OSTTIROLER
NUMMER 2-3/2008
3
HEIMATBLÄTTER
Inneren am 26. Oktober mehrere Arbeiter
der Hornisse und etwa zehn Stück des
neuen Urinsekts Streifenfischchen
(Cteno-
lepisma lineata)
.
Die Hornisse legt ihr Nest vorwiegend in
Höhlungen oberirdisch an. Bei fast allen
Hummeln und Wespen muss das einzig
überwinterte Weibchen ganz allein ein
neues Nest aus zerkauten Holzfasern mit
Speichel gemischt bauen, dann folgen Ei-
ablage und Aufzucht der ersten Larven, die
als sogenannte Arbeiter weiterbauen und
die Brut versorgen. Der Stich soll nicht
mehr schmerzen als bei anderen Wespen
oder der Honigbiene, aber länger andauern
und ist für Allergiker wegen des anaphy-
laktischen Schocks immer gefährlich. Die
Hornisse ist bei Störungen wenig aggres-
siv, fliegt aber auch abends bis spät in der
Dämmerung. Aus höheren Lagen liegen
keine Beobachtungen vor. – Der Nestdurch-
messer beträgt 20 bis 48 cm, die Waben-
zahl 5 bis 15, die Zellenzahl 1.500 bis 2.800.
Das untersuchte Nest hatte acht Waben mit
gezählten 1.500 Zellen. Die Tiere fressen
zerkleinerte Insekten aller Art und füttern
damit auch die Larven (Maden). Im Spät-
sommer werden neue Weibchen und Männ-
chen gezüchtet, nur die Weibchen über-
wintern, im Herbst geht die ganze übrige
Brut ein, wie z. B. auch bei den Hummeln.
Die
Wohnungsfischchen
(Zygentoma)
sind mit ca. 250 Arten weltweit verbreitet,
leben meist im Boden, in Ameisen- und
Termitennestern. In Wohnungen lebt vor
allem das weiß glänzende Silberfischchen,
Zuckergast
(Lepisma saccharina)
mit bis
11 mm Länge und kann durch Fraß von
Mehl, Zucker, Samen, Papier, auch Kunst-
seide schädlich werden. Die zweite Art
wäre das Ofenfischchen,
(Thermobia do-
mestica),
das in besonders warmen Räu-
men lebt, in Lienz nur ein Fund. Die dritte
Art ist nun dazu das Streifenfischchen
(Ctenolepisma lineata),
in wärmeren Ge-
genden Mitteleuropas (in Deutschland seit
1945) eingeschleppt, benannt nach
schwarz-weißen Flecken in Querreihen
auf dem Hinterleib, alle drei Arten wurden
bereits 1758, 1873 bzw. 1775 beschrieben,
sind also alte Bekannte. Alle haben lange
Fühler, drei Anhänge am Körperende und
Schuppen am Körper. Durch ihre versteckte
Lebensweise bleiben sie vielfach unbe-
obachtet. – Die Determination besorgte
der Spezialist Univ.-Prof. Dr. E. Christian,
Universität für Bodenkultur in Wien, dafür
ist auch an dieser Stelle herzlich zu danken.
Literatur
(kleine Auswahl):
KEMPER, H. & E. DÖHRING (1967): Die sozialen
Faltenwespen Mitteleuropas. – Verl. P. Parey Berlin/Ham-
burg,180 pp.
MAUSS, V. & R. TREIBER (1994): Bestimmungs-
schlüssel für die Faltenwespen (Hymenoptera: Masarinae,
Polistinae, Vespinae) der Bundesrepublik Deutschland. –
Hrsg.: Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung
(DJN), pp.:1-53, Hamburg.
KEILBACH, R. (1966): Die tierischen Schädlinge Mit-
teleuropas, mit kurzen Hinweisen auf ihre Bekämpfung. –
Verl. G. Fischer Jena, 784 pp.
KOFLER, A. (1988): Analyse eines Hornissen-Nestes. –
Osttiroler Bote 43 (10) vom 10.3.1988, p.4.
KOFLER, A. (2005): Neue Mitteilungen über Keulen-
wespen, Rollwespen und Echte Wespen in Osttirol (Öster-
reich) (Hymenoptera: Sapygidae, Tiphiidae, Vespidae). –
Berichte naturwiss.-medizin. Verein Innsbruck 92:141-160.
WEIDNER, H. (1993): Bestimmungstabellen der Vor-
ratsschädlinge und des Hausungeziefers Mitteleuropas, 5.
Auf.- Verl. G. Fischer, Stuttgart/Jena/New York, 328 pp.
Waben der Hornisse, von vorne:
mit Säulchenverstärkung.
Foto: A. Kofler
Hornissennest in Baumhöhle: Kopie
nach Kemper-Döhring 1967:55.
Wabenansicht: Inneres.
Foto: A. Kofler
Dachboden-Nest von außen.
Foto: H. Deutsch
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzi-
nini. Für den Inhalt der Beiträge sind die Au-
toren verantwortlich.
Anschrift der Autoren dieser Nummer:
Helmut Deutsch, Lavant 45, A-9900 Lienz;
Mag. Dr. Alois Kofler, Meraner Straße 3,
A-9900 Lienz.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimat-
blätter“ sind einzusenden an die Redaktion
des „Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad
Pizzinini, A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.