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NUMMER 7/2009
77. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Vielen Naturbeobachtern ist er be-
kannt, doch die wenigsten haben ihn ge-
sehen: den Eisvogel.
Durch seine prächtige Färbung ist er un-
verwechselbar: Scheitel und Flügel schil-
lern türkis, Rücken und Bürzel sind strah-
lend blau und die Unterseite ist warm
orangebraun. Von der Größe einer Gold-
ammer, weist er einen gedrungenen Kör-
perbau auf, ist kurzschwänzig, aber lang-
schnäbelig (Abb. 1).
Hier wird über sein Vorkommen im Be-
zirk Lienz nach den Beobachtungen der
Autoren in den Jahren 1996 bis 2008 be-
richtet. Weitere Beobachtungen werden
gerne entgegen genommen. Ältere An-
gaben folgen am Schluss.
Verbreitung in Osttirol
Die meisten Beobachtungen (64 von 71
Exemplaren) stammen von der Drau zwi-
schen Debant und Nörsach (vom Wart-
schenbach-Teich bis zur Klingenlaue nahe
Bezirksgrenze). Die wenigen verbleiben-
den gelangen an der Isel zwischen Huben
und Oberlienz, dem Tristacher See und
dem Tassenbacher Speicher. Vom Virgen-
und Defereggental sind keine Beobachtun-
gen bekannt.
In Osttirol enden die Feststellungen der
Art bei einer Seehöhe von 1.070 m (Tas-
senbacher Speicher). Dabei handelt es
sich aber in Mitteleuropa nur in Ausnah-
mefällen um Brutnachweise. Diese liegen
selten über 650 m NN (G
LUTZ VON
B
LOTZ
-
HEIM
& B
AUER
1980). Aber Strichvögel
können bis zu 2.000 m Höhe vorkommen
(D
ALLA
T
ORRE
& A
NZINGER
1896/97).
Lebensraum
Der Lebensraum im beschriebenen Ost-
tiroler Verbreitungsschwerpunkt bietet
noch naturnahe saubere Gewässer wie
Reste unverbauter Bäche, Lauen genannt,
oft im Auwald gelegen, sowie aufgelas-
sene Kiesgruben, zu Teichen umgestaltet.
Alle weisen klares Wasser auf und eisfrei
sind neben den Lauen noch ein bis zwei
Teiche. Die Lauen im Auwald weisen ge-
ringe menschliche Störung auf.
Die beobachteten 71 Individuen vertei-
len sich auf die Gewässertypen:
Teiche, oft ehemals Kies- und
Schottergruben ………………………48
Bäche und Lauen ……………………15
Fluss: Isel, Drau ………………………3
Stausee: Tassenbacher Speicher ………3
Tristacher See …………………………2
Dabei ist aber zu bedenken, dass an Tei-
chen häufiger beobachtet wurde und sie
sind übersichtlicher als Bäche und Lauen.
Der Eisvogel ist ein Ansitzjäger. Über-
hängende Zweige und Wurzeln an der
Steilwand amWasser sind seine Jagdwar-
ten, die er bevorzugt aufsucht. Als Stoßtau-
cher erbeutet er Fische unter 10 cm Länge.
Ein
Brutplatz
wurde in Osttirol noch nie
gefunden. Er muss mehr als 1 m hohe
senkrechte Erdwände aufweisen, in denen
die Bruthöhle im „Eigenbau“ gegraben
wird. Sie wird stets sehr versteckt angelegt
und besteht aus einer 0,5 bis 1 m langen
Niströhre, die von der Einflugöffnung
leicht ansteigt und in einem Nestkessel
endet. Das Angebot an solchen Niststand-
orten ist sehr gering.
Jahreslauf/Phänologie
Im Verbreitungsatlas „Die Brutvögel
Osttirols“ gilt der Eisvogel als ehemaliger
Brutvogel (M
ORITZ
& B
ACHLER
2001). In-
zwischen besteht kein Zweifel mehr, dass
Abbildung 1: Eine Familie von Eisvögeln.
Foto: Jakob Zmölnig
Annemarie Bachler – Dieter Moritz
Der Eisvogel (Alcedo atthis) in Osttirol
Vogel des Jahres 2009