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OSTTIROLER
NUMMER 8-9/2009
4
HEIMATBLÄTTER
Die Zuordnung von Pflanzen und Tieren
zum natürlichen System samt eindeutiger
Benennung wird mit zunehmender Arten-
zahl schwieriger und zugleich gibt es öfter
Änderungen der offiziellen Nomenklatur.
Dadurch ist die Bearbeitung von Flora und
Fauna erschwert. Gute Artenkenntnis ist
daher immer erforderlich.
Bei den Blütenpflanzen ist beim Vorlie-
gen ganzer Pflanzen die Benennung durch
vielfache und gute Literatur erleichtert.
Einzelfrüchte kann man nach Fotos nicht
immer sicher erkennen, da wäre die Mit-
nahme der ganzen Pflanze oder wichtiger
Teile nötig, ein Einzelfoto im Gelände ist
vielleicht zu wenig. Gleiches gilt für Tiere,
besonders wenn sie klein sind!
Vorgestellt werden hier nur wenige,
meist auffällige oder seltenere Arten von
Wildpflanzen. Alle Bilder stammen vom
Spätsommer oder Herbst 2009 und gelten
als Hinweis zu Beobachtungen im Ge-
lände und zum Wundern über die Vielfalt
der Natur. Die Reihung der Arten erfolgt
nach P
OLATSCHEK
(1997 bis 2001).
Eibe
(
Taxus baccata
) (Familie: Eibenge-
wächse: Taxaceae).
Immergrüner Nadelbaum, bis 17 m,
Blätter weich, Blüten in den Blattachseln.
Frucht sehr auffällig: Steinkern mit leuch-
tend-rotem Mantel (Arillus) zur Reifezeit,
vorher grün. Durch frühere Kahlschläge
heute recht selten, im Alpenraum bis
1.400 m. Nur der rote Arillus ist essbar,
schmeckt honigsüß, sonst sind alle Pflan-
zenteile giftig (Alkaloid: Taxin), für ein
Pferd sollen 250 g tödlich sein. – Der
Baum wächst sehr langsam, wird mehrere
hundert Jahre alt, ist aber innen immer faul,
daher ist die Zählung aller Jahresringe un-
möglich. Auf demWeg zum Schwarzboden
bei Thal wurden Bohrkerne entnommen
und mikroskopisch ausgezählt, eine ein-
fache Schlussrechnung ergab etwa 1.100
Jahre, das ist nicht verlässlich, denn auch
Berechnungsformeln sind nicht bekannt.
Altersangaben für Eiben aus Schottland
nennen 4.000 Jahre, „vielleicht auch
9.000“, letzteres wäre durch die Radio-
karbon-Methode zu korrigieren.
Alpen-Heckenkirsche
(
Lonicera alpi-
gena
) (Fam.: Geißblattgewächse: Caprifo-
liaceae).
Strauch bis 3 m, Blätter gestielt mit 8 bis
12 cm langer Spreite. Frucht eine Doppel-
beere: 1 cm dick, kugelig, rot, einzeln an
langem Stiel; für Menschen „ungenießbar
bis giftig“, von Vögeln gefressen und
dadurch verbreitet. – Schattenpflanze in
Buchen-Mischwäldern und Schlucht-
wäldern, im Alpenraum bis fast 2.000 m.
In Osttirol mehrere Streufunde.
Blaue Heckenkirsche
(
Lonicera caeru-
lea
) (Fam.: Geißblattgewächse: Caprifolia-
ceae).
Sommergrüner Strauch bis 2 m, Blätter
ganzrandig weich, hellgrün; Frucht
schwarzblau bereift, längliche Doppel-
beere weil 2 Fruchtknoten eines Blüten-
paares vollkommen verwachsen sind.
Weit verbreitet von 600 bis 2.600 m. Bee-
ren schmecken ähnlich wie die Heidel-
beere, gelten als ungenießbar (giftverdäch-
tig ?), für Gebirgsvögel wichtige Nahrung.
Die verwandte Schwarze Heckenkirsche
(
Lonicera nigra
) hat weiße Blüten und
schwarze nur am Grunde verwachsene
Beeren (ebenfalls giftig ?).
Roter Hartriegel
(
Cornus sanguinea
)
(Familie: Hartriegelgewächse: Cornaceae).
Strauch bis 3 m, Zweige dunkelrot zwei-
kantig, Blätter breit zugespitzt, ganzrandig,
im Herbst auffallend blutrot verfärbt. Erb-
sengroße blauschwarze Steinfrucht, giftig!
Vor allem in Kalkgebieten bis 1.500 m, im
Lienzer Talboden nicht selten. Nächstver-
wandte Art: Kornelkirsche (
Cornus mas
):
Blüten gelb, Früchte rot, ganz reif essbar,
aber herb. Das Holz sehr gesucht für
Drechsler z. B. Spazierstöcke, früher für
Speere, Langbögen (schon bei Homer ge-
nannt). Die Früchte („Dirndln“-Baum)
wurden schon in der Steinzeit gegessen
und vergoren.
Erdbeerbaum
(
Arbutus unedo
) (Fami-
lie: Krähenbeerengewächse: Arbutaceae).
Strauch oder Baum bis 5 m, Blätter glän-
zend derb; Früchte einmalig: anfangs gelb,
dann grün schließlich hochrot mit auffal-
lend warziger Oberfläche, senkrecht am
Zweig stehend. In Osttirol bisher nur ein-
mal beobachtet, offenbar seltene Park- und
Gartenpflanze, die auch den Winter über-
stehen kann, sonst im ganzen Mittelmeer-
raum über die Atlantikküste bis Irland. –
Nächste Verwandte: einheimische Gattung
Alois Kofler
Kleine Auswahl einheimischerWildfrüchte
Eibe: Nikolsdorf: Schloss Lengberg.
Erdbeerbaum: Nußdorf-Debant: Fa. KIKA
Parkplatz.
Alpen-Heckenkirsche: Lavant.
Blaue Heckenkirsche: Tristach:
Instein Alm 1.650 m.