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OSTTIROLER
NUMMER 8-9/2009
3
HEIMATBLÄTTER
Zuerst wurde ein Schwarz-Weiß-Bild vor-
gelegt, das erlaubte keine sichere Meinung,
dann folgte der Wunsch um Farbbilder und
Zweige des Baumes. Da war schon vieles
besser, doch ergab die Artzuweisung
Schwierigkeiten, diese wurde dann zustim-
mend vom Botaniker Dr. H. Zwander, Kött-
mannsdorf geklärt: „es spricht nichts gegen
S. pentandra
“ (Brief vom 23.11.2008).
Die Osttiroler Wochenzeitung brachte am
6.11.2008 ein Übersichtsbild von der auffäl-
ligen Pflanze und der verfrühten Beschrif-
tung: „Im Datum geirrt hat sich diese Erle
beim Matreier Tauernhaus. Sie blüht üblicher-
weise erst dann zu Beginn des Jahres, wenn
die Temperaturen deutlich über 5 °C liegen.“
Richtig sind Jahreszeit und Fundort.
Es handelt sich um die Lorbeerweide
(
Salix pentandra
): die Rinde ist glatt und
grau, die Knospen sind kahl und glänzend,
zwei ganz kleine Blättchen zeigten im Mikro-
skop den deutlich fein gezähnten Rand und
vor allem die artspezifischen Blattstieldrüsen,
der Standort an Bach- und Flusstälern stimmt
ebenso wie die geschätzte Baumhöhe (bis
12 m) und die Meereshöhe (etwa 1.520 m bei
der Wohlgemuthalm). Die Kätzchen erschei-
nen von Mai bis Juni (am spätesten von allen
Weiden Europas), die kahlen Früchte mit
einem auffälligen weißen Flaum der Flug-
haare reifen erst im Oktober, der Samenflug
erfolgt zugleich mit dem Laubfall und die
Kätzchen bleiben über den Winter hängen
(S
CHIECHTL
1992 und H
ÖRANDL
1992).
Von den 30 Weidenarten Tirols kennt man
im Bezirk Osttirol imerhin 28, von den leider
sehr häufigen 27 Bastarden aber nur 8, da ist
weitere Forschung notwendig, aber nicht
einfach. Die Lorbeerweide ist nur wenig
bekannt: Obertilliach: Rodarm, Leiten,
Gailufer, Obertilliacher Tal 1.700 m; Sillian:
Arnbach bis Tassenbach 1.150 m, Drauufer;
Innervillgraten: Arntal 1.900 m; Matrei;
Tauernhaus westlich Felbertauerntunnel.
(P
OLATSCHEK
2001) und Matrei: Ortsteil
Berg am Weg zur Raneburgalm 1.810 m
(S
TÖHR
2007).
Weitere Beobachtungen zu solchen und
ähnlichen Spezialfällen sind immer willkom-
men, überhaupt und interessant, wenn die
Klärung trotz Literatur schwierig ist.
Ganz besonderer Dank gebührt Prof. Mag.
Dr. H. Zwander für die Bestätigung dieser
Art und die Bestimmung vieler anderer
Pflanzen, Prof. Mag. R. Domanig, Lienz, für
die Mitteilung näherer Daten und die Über-
bringung von Fotos, vor allem Prof. Mag. B.
Berger, Lienz, der die erste Beobachtung als
Besonderheit erkannte und dann die Farb-
Bilder samt Zweigen lieferte.
Literatur:
H
ÖRANDL
, E. (1992): Die Gattung
Salix
in Österreich
(mit Berücksichtigung angrenzender Gebiete). – Abhand-
lungen der Zoolog.-Botan. Gesellschaften in Österreich –
Selbstverl. Zool.-Bot. Ges. Wien.
P
OLATSCHEK
, A. (2001): Flora von Nordtirol, Osttirol und
Vorarlberg, Bd. 4 – (Salicaceae pp. 52-120). – Hrsg. &Verl.
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck.
S
CHIECHTL
, H., M. (1992): Weiden in der Praxis. Die
Weiden Mitteleuropas, ihre Verwendung und Bestimmung.
– Patzer Verlag Berlin-Hannover.
S
TÖHR
, O. (2007): Notizen zur Flora von Osttirol. – Ver-
öffentlichungen Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
82:195-204.
Zwei Fruchtstände mit Flughaaren und gut
sichtbaren Blatt-Knospen für das nächste
Frühjahr.
Alois Kofler
Herbstkleid von Lorbeerweide
im Tauerntal
Verbrei-
tungs-
karte:
Lor-
beer-
weide
in Vor-
arlberg
und
Tirol. –
P
OLAT
-
SCHEK
(2001):
855:
1526.
Zweige mit Fruchtständen.
Lorbeer-
weide im
Matreier
Tauerntal
vom 16.
Oktober
2008
(Gesamt-
ansicht mit
typischer
Wuchsform
und
Standort
am
Tauern-
bach-
Ufer).
Alle Fotos:
Mag.
Bernhard
Berger