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das Bußgewand der Heiligen, das ihr der
Heilige Franz von Assisi (1226) geschenkt
hat. Es befindet sich seit 1803 in Ober-
walluf im Rheingau. Das Arm-Reliquar
der heiligen Elisabeth aus dem Jahre 1236
ist in Bensdorf-Sayn. Weitere Reliquien
gelangten nach Halberstadt und Udine
sowie nach Ungarn, Wien, St. Petersburg,
Assisi und in den Vatikan.
Aufgrund einer altehrwürdigen Stiftung,
die bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht,
wird jedes Jahr am Tag der hl. Elisabeth
von Thüringen, dem 19. November, in der
Kapelle von Schloss Tirol eine Gedächt-
nismesse zelebriert. Dies geschieht in Er-
innerung an die Tiroler Landesfürsten aus
dem Stammhause Tirol und Görz und aus
dem Hause Habsburg. Sogar in der Zeit der
bayerischen und französischen Besatzung
wurde daran nicht gerüttelt. Bis zum
Tiroler Landesgedenkjahr 1984 nahm die
Öffentlichkeit allerdings kaum Notiz von
dieser Feierlichkeit. Seit 1984 jedoch wird
dieser Elisabeth-Tag auf Schloss Tirol über
Initiative des damaligen Kulturreferenten
in der Südtiroler Landesregierung, Landes-
rat Dr. Anton Zelger, in sehr festlicher
Weise begangen. Diese zweigeschoßige
Elisabeth-Kapelle auf Schloss Tirol wurde
in der Zeit von 1342 bis 1350 unter Grä-
fin Margarethe Maultasch ausgemalt.
Frühgotischer Tierfries, romanisierender
Mäanderfries und ein germanisches Flecht-
band kommen dort vor. In den Darstellun-
gen von Heiligen, aus dem Leben Christi
(Anbetung der Könige, Kreuzigung) und
Mariens vereinen sich deutsche Frühgotik
und italienische Kunst. Der Flügelaltar
von Schloss Tirol (1370-1372) stammt von
einem Wiener Hofmaler, jetzt im Tiroler
Landesmuseum in Innsbruck. Die ge-
schnitzte Madonna mit Kind ging verloren.
Elisabeth, die Landgräfin von Thürin-
gen, ist eine der bekanntesten Heiligen des
deutschen Sprachraumes. Auf eindrucks-
volle Weise gelang es der Heiligen, die
Standesschranken ihrer Zeit zu durch-
brechen und das Wort Gottes in die
konkrete Tat der Nächstenliebe umzu-
setzen. Eines der wenigen Worte, die von
der hl. Elisabeth überliefert sind, lautet:
„Ich habe euch immer gesagt, dass wir die
Menschen froh machen müssen.“
Anmerkungen:
1 Otto Wimmer/Hartmann Melzer, Lexikon der Namen
und Heiligen, 4. Aufl., Innsbruck 1982, S. 242 f.
2 Wilhelm Baum, Die Grafen von Görz in der europäi-
schen Politik des Mittelalters, Klagenfurt 2000, S. 185 f.
– Meinrad Pizzinini, Gräfin Euphemia von Görz-Tirol,
in: Konstatia Auer/Manfred Scheuer (Hgg.), Starke
Frauen in der Kirche Tirols, Innsbruck 2008, S. 21-27.
3 Walter Frodl, Ein neues Tafelbild des Malers Simon von
Taisten, in: Veröffentlichungen des Museum Ferdinan-
deum, Bd. 20/25, Jg. 1940/45, Innsbruck 1947, S. 93 ff.
– Franz Kollreider, Die Dreifaltigkeitskapelle in Schloss
Bruck bei Lienz (= Christliche Kunststätten 90), Salz-
burg 1971, S. 1 ff. – Josef Franckenstein, Simon von
Taisten. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte der Spätgotik
im Pustertal, phil. Diss., MS, Innsbruck 1976, S. 159.
4 Josef Weingartner, Neuaufgestellte Kunstdenkmäler
in der Pfarrkirche zu Lienz, in: Mittelungen der k. k.
Zentralkommission für Denkmalpflege, Folge 3/11, 1912,
S. 206-210 – Ausstellung Maximilian I. Innsbruck,
Katalog des Landes Tirol, Innsbruck 1969, S. 38 – Mein-
rad Pizzinini, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982,
S. 126.
5 Fürstlich görzische Residenz-Statt Lienz und dero Ge-
genden. Untersucht von Anton Roschmann, in: Osttiroler
Heimatblätter, 4. Jg., 3/1927, S. 37 ff., Anmerkung – Josef
Stadlhuber, Die kirchlichen Zustände in Lienz nach den
Seelsorgsberichten und Visitationen des 17. Jahrhunderts,
in: Osttiroler Heimatblätter, 20. Jg., 6-7/1952.
6 Franz Kollreider, Zur Maximilian-Ausstellung in Inns-
bruck, in: Osttiroler Heimatblätter, 37. Jg., 7/1969.
7 Salzburger Nachrichten, 10. Juli 2007, S. 11.
8 Rheinischer Merkur, 2007, Nr. 48, S. 25.
OSTTIROLER
NUMMER 1/2012
4
HEIMATBLÄTTER
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer:
HR Dr. Heinz Wieser, A-6020 Innsbruck,
Dr. Glatzstraße 2/II.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2 a.
Hll. Andreas und Elisabeth auf den
Außenseiten eines von Maximilian I.
gestifteten Flügelaltars, ehemals aufge-
stellt in der görzischen Kapelle im linken
Seitenschiff der Pfarrkirche St. Andrä in
Lienz; Werk eines einheimischen (?)
Künstlers, um 1505/1510.
(Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck)
Foto: Museum Schloss Bruck
(Christoph Gaggl)
St. Elisabeth, Teil einer hochgotischen
Figurengruppe, um 1430, aus einem
Schreinaltar stammend. Heute ist die
Statue zusammen mit Maria mit Kind
und St. Barbara an der Vorderseite der
Empore der Stadtpfarrkirche St. Andrä in
Lienz angebracht.
Foto: Heinz Wieser