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Wohnhaus wurde wegen Baufälligkeit 1974
abgerissen, das separate „Futterhaus“ blieb
erhalten. Die Vorfahren lebten in Außervill-
graten und Sillianberg. Die Eltern Franz
(19.10.1862–29.12.1943) und Maria geb.
Walder (31.12.1859–19.9.1918) hatten sechs
Söhne und eine Tochter. Als die Mutter
tragischerweise kurz nach Franz Josefs
Primiz im 59. Lebensjahr starb, waren ihr
die Kinder Peter († 1911), Maria († mit
7 Jahren nach Rodelunfall), Paul († 1911)
und Josef bereits vorausgegangen; auch
Alois verstarb früh (1903–1936). Der Sohn
Josef (geboren am 7. März 1895) fiel als
Kaiserjäger im Ersten Weltkrieg am 24. Ok-
tober 1917 am Rombon und liegt im
Heldenfriedhof von Mittelbreth am Predil.
In der Folgegeneration der Eltern Johann
(1896–1968) und Maria Kofler (1895–
1978) musste man leider Gleiches beim
Sohn Johann (26.3.1921–19.1.1945) er-
leben, der im Zweiten Weltkrieg in Ost-
preußen fiel und in Königsberg begraben
wurde. Beide Namen scheinen in den
Arkaden des Bezirkskriegerdenkmals bei
der Lienzer Pfarrkirche St. Andrä auf, dazu
elf bzw. 18 weitere Gefallene allein für Pan-
zendorf in den beiden Weltkriegen.
Entomologisches
Schon vor und während der Kriegsjahre
wirkten die Pfarrer Nikolaus Lechleitner in
Elmen, Josef Ammann in Jungholz und
Hermann Knabl (1880–1940) in Gramais.
Durch die Anregung Knabls waren auch
diese Seelsorger mit dem Oberlehrer Otto
Rief in Tannheim samt Kofler in Forchach
zum Sammeln von Käfern animiert worden
und dann zeitlebens dabei erfolgreich. Sie
wurden vor allem bei der Artenbestimmung
durch Spezialisten und Kenner unterstützt,
dazu war ein reicher Schriftwechsel erfor-
derlich. Alle ihre Ergebnisse finden sich im
zusammenfassenden Werk „Die Käfer von
Nordtirol“ (1950) von Alois Wörndle/Inns-
bruck, der übrigens mit einer Lienzerin, geb.
Fritzer, verheiratet war. Fünf Nachträge dazu
erschienen 1971 bis 2011 (Heiss / Kahlen).
Franz Josef Kofler sammelte vor allem
an seinen Wirkungsorten Forchach und
OSTTIROLER
NUMMER 11-12/2011
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HEIMATBLÄTTER
Schlussteil des
1923 hand-
geschriebenen
Manuskripts zum
Roman „Die
Leiden der Forelle
Finga“.
Alle Aufnahmen
befinden sich in
Privatbesitz.
Die Herkunfts-
stätte von Franz
Josef Kofler, der
familiäre Ochswie-
serhof in Panzen-
dorf; Aufnahme um
1930.
Unbekannter
Fotograf
Schwaz sowie deren Umgebung, vielfach
auch bei seinen Kurzaufenthalten in Hein-
fels, Sillian, Tassenbach oder um Brixen.
Dabei pflegte er zahlreiche persönliche
Kontakte zu anderen Entomologen (Insek-
tenforschern) wie Alois Wörndle/Innsbruck,
Alexander v. Peez/Brixen, Livio Tamanini/
Rovereto und Dipl.-Ing. Karl Koneczni/
Sillian, um nur einige zu nennen. Seine
Sammlung umfasste in wohlgeordneter
Form neben etwa 50.000 Käfern auch
andere Insekten wie Wanzen und Ameisen.
Sie wurde dem Paulinum testamentarisch
überlassen und befindet sich seit 1997 als
Dauerleihgabe im Tiroler Landesmuseum
Ferdinandeum in Innsbruck. Nur die
Dublettenbestände und Nichtkäfer gingen
nach Lienz und dann erneut nach Innsbruck.
Der Wunsch vieler Zoologen und Botaniker
nach Benennung von neuen Arten nach dem
Sammler ging bei ihm für einen kleinen
Dungkäfer an Hirschaas im Außerfern
(
Asphodius kofleri
) und einen Kurzflügel-
käfer von Tassenbach am jetzigen Stausee
(
Lathrobium kofleri
) nur zum Teil in Erfül-
lung – beide Arten wurden wieder einge-
zogen (ebenso der kleine Kurzflügelkäfer
Thinobius kofleri
). Das passiert öfters. Aus
allen Sammelbereichen liegen viele „gute“
bis sehr seltene Einzelfunde vor, die heute
für die Verbreitung von Tieren oder ihr Aus-
sterben Zeugnis geben können.
Der Nachlass – nachhaltiges
Vermächtnis der besonderen Art
Franz Josef Koflers Nachlass umfasst
eine sehr reichhaltige Bibliothek, eine
recht große Käfersammlung sowie zahl-
reiche Werke.
Zu ersterer ist ergänzend seine Korres-
pondenz mit vielen Schriftstellern zu er-
wähnen, die im Nachlass allerdings keine
seiner eigenen Antworten enthält. Meist
handschriftliche Briefe liegen vor von:
Kaplan H. Mang/Brixen (1928); Dr. Franz
M. Willam/Alberschwende, Münster (1933);
Pfarrer Sebastian Rieger „Reimmichl“/Hei-
ligkreuz (1930); Fanny Wibmer-Pedit/Lienz
(1936); Karl Quenzel/Berlin (1939); Oswald
Sint/Kartitsch (1939–1952); Hans Naderer/
Wien (1953–1954); Heinrich Klier/Inns-
bruck (1952); Prof. J. Schatz/Innsbruck
(1935, 1943–1944); Wilhelm Wolf/Wien
(1938); zudem Briefe von ehemaligen Stu-
denten und Maturaklassen.
Als „Jäger und Sammler“ hat ihn der
Direktor des Paulinums Prof. Bernhard
Schretter bei der Eröffnung der wohlfeilen
„Franz Josef Kofler-Bibliothek“ am 1. Ok-
tober 2010 bezeichnet, an der neben vielen
Gästen und Schülern auch die Autoren die-
ses Beitrags teilgenommen haben. Die
Sammlung sollte ja laut Testament von
1961 als Ganzes erhalten bleiben und ist
jetzt in einem eigens dafür sehr sorgfältig
ausgestatteten Raum untergebracht wor-
den. Sie umfasst etwa 5.000 Werke vor
allem klassischer Literatur, viele Gesamt-
ausgaben oder längst vergriffene Auflagen
– von Abraham a Sancta Clara bis Stefan
Zweig. In diesem Raum sollen auch Lite-
raturbesprechungen und Diskussionen im
Rahmen des Philosophicums stattfinden.
Im Zusammenhang mit dieser Neuge-
staltung sei die Veröffentlichung des auto-
biographischen Werkes „Rauhe Sonnseite.