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OSTTIROLER
NUMMER 8-9/2010
4
HEIMATBLÄTTER
Die Überschrift soll weder schlecht noch
recht klingen. Viele Gebrauchsnamen
sind eben schon längst erfunden, doch
weniger bekannt. Einzelne davon sollen
kurz erwähnt, erläutert oder auch darge-
stellt werden. Immer geht es darum, Name
und Objekt gedanklich zu vereinen und
wieder zu trennen.
Die
Teufelsfratze
hat vom Krampuslau-
fen höchstens eine Namensanleihe. Diese
Bezeichnung ist gut aus dem Bild ablesbar
und irgendwie verständlich. Nur sehr ver-
sierte Zoologen kennen den Namen,
Schnaken-Spezialisten haben damit immer
zu tun. Furcht vor den langbeinigen zuge-
hörigen Insekten muss man nicht haben,
die Erklärung beruhigt auch noch:
Im Boden lebende Larven der Schnaken
oder Stelzmücken (Familie: Tipulidae)
haben einen langgestreckten, rundlichen,
segmentierten Körper und am Hinterende
sehr charakteristische Fortsätze. Das vor-
gelegte Stück aus Osttirol wurde von H.
Deutsch, Lavant, meisterhaft abgebildet,
das wurde vom Spezialisten dieser Familie
DI. Vogtenhuber, Linz, bestätigt, das Tier
bestimmt (
Tipula livida
) und zugleich als
neue Art für Osttirol deklariert! Von welt-
weit 4.000 Arten kennt man in Deutschland
150 Arten von Schnaken, die größten er-
reichen etwa 50 mm Flügelspannweite.
Viele sind grau oder braun gefärbt, andere
auch schwarz-gelb, stechen nicht, lecken
nur offene Säfte. Die meist sechs Stück die-
ser Fortsätze sind artspezifisch, selten rück-
gebildet und imWasser bei der Atmung be-
hilflich durch Zusammenklappen und Ein-
Die einzige Art von Fangschrecken in
Österreich (in Osttirol nicht zu erwarten)
hat den sinnigen Namen
Gottesanbeterin
(
Mantis religiosa
). In wärmeren Gebieten
kennt man 1.800 Arten, die nächsten Ver-
wandten sind Schaben, die übernächsten
Heuschrecken, das ist aber schon weit ge-
griffen. Allen gemeinsam sind Merkmale
von Insekten mit unvollkommener Ver-
wandlung, also ohne Puppenstadium.
Daher ähneln schon die Larven den Er-
wachsenen. Der deutsche Name weist
etwas auf den Artnamen „
religiosa
“ hin,
denn die Tiere haben eine auffällige Ver-
haltensform. Bei ihrer Lauer auf Beutetiere
werden die Vorderbeine gehoben und nach
vorne-oben gerichtet, wie Arme mit beten-
den Händen. Ist die Beute in Reichweite
werden die Beine nach vorne geschleudert,
es öffnen sich scherenartige stark bezahnte
Teile und fassen das Tier, das anschließend
verzehrt wird. – Eine künstlerische Gestal-
tung mit effektvollem Anblick fanden wir
auf der Red Bull-Ausstellung 2005 in Salz-
burger Flugplatz im Hangar 7.
Der
Schraubenzieher
(
Rostra vertigi-
nosa
): sehr praktisches Werkzeug bei
Hausmeistern, Bastlern, eher bei Nicht-
akademikern und allen, die nicht zwei
linke Hände haben. In unserem Falle nur
ein Beispiel für fantasievolle Verwertung
zugunsten eines kleinen Vogels. In „Halb-
ritters Tier- und Pflanzenwelt, Ein Beitrag
zur Naturgeschichte für alle Schichten des
Volkes, mit vielen Illustrationen des Ver-
fassers“, einem sehr empfehlenswerten
Büchlein finden sich viele Neuschöpfun-
gen mit Beschreibungen samt lateinischer
Nomenklatur: der Deuter: Vogelartiges
Wassertier (
Demonstrator simulans
), Beiß-
zängerling (
Forceps mordax
), Kurzfüßiger
Pfeifenraucher (
Fumatorium foetidum
),
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Anschrift des Autors dieser Nummer:
Hofrat Dir. Mag. Dr. Alois Kofler, Meraner
Straße 3, A-9900 LIenz.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße
2 a.
„Teufelsfratze“: Schnakenlarve.
Fotos: H. Deutsch
Gottesanbeterin: Junst-Handwerk.
Foto: H. Deutsch
Alois Kofler
Teufelsfratze und Gottesanbeterin:
ungleiche Kleintiere
schluss einer Luftblase. Einige Arten kön-
nen bei Massenauftreten auch in Gärten
schädlich werden (Wiesen-, Kohlschnacke).