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Bauernhaus verändert, in dessen Oberstock
meine Eltern zur Miete wohnten. Die vor-
dere Hauswand schmückt ein altes Fresko,
die Erweckung des Lazarus
mit dem hoff-
nungsvollen Bibelvers:
Ich bin die Auferste-
hung und das Leben
… Daneben steht noch
heute der älteste Bildstock Tirols mit einem
Bild des heiligen Christoph. Wer ihn einmal
im Leben andächtig ansieht, wird sein Leb-
tag nicht mehr ganz unglücklich sein, so sagt
ein alter Bauernglaube.“
Es wird schon zutreffen, dass Hermann
Wiesflecker nie „ganz unglücklich“ gewesen
ist, vor Schicksalsschlägen aber blieb er
nicht verschont. Noch im Kindesalter, mit
sechs Jahren, verlor er den Vater. Er war aus
Kärnten zugezogen und in Lienz dem Beruf
eines Holzhändlers nachgegangen. Die Mut-
ter stammte aus Rettenbach oberhalb von
Winklern. Im Haus sei es zwar ärmlich,
„aber stets fröhlich“ zugegangen. Schon der
Knabe scheint für geschichtliche Zusam-
Ehrendes
Andenken an den
Lienzer Historiker
Die Stadt Lienz rechnet es sich zur
Ehre, dass Herr em. o. Univ.-Prof. Dr. Her-
mann Wiesflecker aus der Dolomitenstadt
stammt. Wenn er auch hauptsächlich in
der Steiermark wirkte, zum Rektor Mag-
nificus der Grazer Universität aufstieg und
durch seine Erfolge auf dem Gebiet der
Geschichtsforschung weit über die Gren-
zen Österreichs hinaus bekannt und ge-
schätzt wurde, blieb er dennoch seiner
Heimatstadt verbunden. Wenn er sein Fe-
riendomizil am Stronacher Kogel verließ,
war Professor Wiesflecker mit seinem
würdigen Erscheinungsbild hin und wie-
der in der Stadt zu sehen. Mit Dank hat die
Stadt Lienz die ihr vermachte umfang-
reiche Studienbibliothek zur österrei-
chischen Geschichte übernommen.
Zunächst hat sich Hermann Wiesflecker
der Erforschung des einheimischen
Dynastengeschlechts der Grafen von Görz
gewidmet, der Landesherren mit Sitz in
Lienz bzw. auf Schloss Bruck. Er hat we-
sentlich dazu beigetragen, das Geschichts-
bild des mittelalterlichen Lienz zu revidie-
ren. Seine diesbezüglichen wissenschaft-
lichen Ergebnisse kommen auch noch der
heutigen Geschichtsforschung zugute.
Später hat sich Hermann Wiesflecker bis
zu seinemAbleben im September vergan-
genen Jahres der Herrscherpersönlichkeit
von Kaiser Maximilian I. gewidmet.
In Anerkennung seiner Verdienste hat
die Stadt Lienz Herrn Univ.-Prof. Dr. Her-
mann Wiesflecker im Jahr 1978 den
Ehrenring verliehen und wird ihm weiter-
hin ein ehrendes Andenken bewahren. Mit
seinen wertvollen Arbeiten hat er sich
selbst gleichsam ein Denkmal gesetzt.
Dr. Johannes Hibler
Bürgermeister der Stadt Lienz
Durch viele Jahre hat Herr Univ.-Prof. Dr.
Hermann Wiesflecker einen Teil seiner Frei-
zeit, besonders natürlich in den Ferien, in
einem kleinen Paradies am Stronacher
Kogel, von ihm „Wiesfleck“ bezeichnet, ver-
bracht, wo ihn der Autor dieser Würdigung
öfters besuchen konnte. Abgesehen vom wis-
senschaftlichen Werdegang und den selbst
international anerkannten Leistungen soll
hier besonders auf die Verbindung zu seiner
Heimatstadt Lienz und zum Land Tirol ein-
gegangen werden.
Es ist geradezu bezeichnend und in die Zu-
kunft weisend, wenn der später so bedeu-
tende Historiker Hermann Wiesflecker im
geschichtsträchtigen ehemaligen Lienzer
Siechenhaus, einer städtischen Gründung des
13./14. Jahrhunderts, am 27. November 1913
zur Welt gekommen ist. In einer Selbstdar-
stellung
1
schreibt er darüber: „Es hatte sich
inzwischen zu einem recht ansehnlichen
NUMMER 10/2010
78. JAHRGANG
OSTTIROLER
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Meinrad Pizzinini
Zum Gedenken an
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. HermannWiesflecker
Überreichung des Ehrenringes der Stadt Lienz an Univ.-Prof. Dr. Hermann Wiesfecker
durch Bürgermeister NR Hubert Huber, 11. August 1979. Foto: Foto A. Baptist, Lienz