Seite 24 - Gemeindezeitungen

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10/2014
„Spontanheilung
ist der Aus-
druck, den wir Mediziner ver-
wenden, wenn etwas passiert,
was wir nicht verstehen: Der
Körper selbst hat die Erkrankung
zum Verschwinden gebracht, das
ärztliche Tun konnte dazu keinen
erkennbaren Beitrag leisten.
Das ist zunächst einmal eigent-
lich nicht wundersam, und auch
nur aus dem Blick von uns Medi-
zinern „spontan“, wenn wir mei-
nen, Krankheiten gingen nur durch unsere Intervention
vorüber. Unser Körper ist mit vielen Systemen versehen, um
Bedrohungen durch Krankheit und Verletzung zu überstehen.
Wunden werden durch bluten gereinigt, desinfiziert und durch
den Aufbau neuen Gewebes wieder verschlossen; Knochen-
brüche wachsen wieder zusammen; Angreifer wie Bakterien
und Viren werden mit fiebrigen Aktivitäten der Immunabwehr
unschädlich gemacht. Auch die meisten akuten Erkrankungen
verschwinden in der Regel von selbst – mit oder ohne Thera-
pie. Dennoch glauben Mediziner wie Patienten meist, eine
Therapie hätte zur Genesung geführt.
Etwas anders ist es wohl bei schweren Erkrankungen, die sich
wie unaufhaltsam weiterentwickeln und sehr oft zum Tod füh-
ren. Krebs, der bereits in vielen Organen Metastasen abgesie-
delt hat, gehört dazu, aber auch rheumatische Erkrankungen
und viele Autoimmunerkrankungen gelten als nicht heilbar.
Die Medizin hat diesen Leiden nur Hinhaltendes entgegenzu-
setzen. Und dennoch gibt es Menschen, die solche Erkrankun-
gen überwinden und wieder gesund werden. Die Medizin
bestreitet das, hält solche Fälle für ein Resultat von Fehldiag-
nosen. Aber es gibt inzwischen genug stichhaltige Belege für
„Wunder“-Heilungen. Menschen, die von den besten Medizi-
nern als aussichtslos eingestuft werden, sind selten, aber doch
bisweilen nach einiger Zeit plötzlich gesund.
Wie konnte es hier zur Heilung kommen?
Eigentlich müsste die medizinische Forschung mit all ihren
Arsenalen recherchieren und analysieren, was die Umstände
und Faktoren sind, die Spontanheilungen bei schweren
Erkrankungen möglich machen. Denn daraus ließe sich ablei-
ten, mit welchen Maßnahmen die Selbstheilungskräfte so
mobilisiert werden können, dass Spontanheilungen häufiger
geschehen. Die gezielte Mobilisierung dieser Selbstheilungs-
kräfte wäre ein sensationeller Fortschritt in der Medizin.
Doch davon ist wenig zu bemerken. Die medizinische For-
schung ist fest im Griff der Medizin-Industrie, allen voran der
Pharma-Industrie. Großzügige Mittel gibt es für alle For-
schungsbereiche, in denen verkaufbare Produkte als möglicher
Vorteil herausgefiltert werden können. Doch wer soll For-
schung finanzieren, als deren Ausfluss vielleicht nur Mental-
techniken und vernünftige soziale Beziehungen propagiert
werden? Die Industrie nicht, das ist ihr auch nicht vorzuwer-
fen. Aber das der Staat sich so weit aus der Forschungsfinan-
zierung zurückgezogen hat, ist sehr wohl zu kritisieren.
Apoptose nennen Biologen den natürlich programmierten
Zelltod, der sich täglich rund 50 Milliarden mal in einem
menschlichen Körper ereignet: Die Zelle wird glasig,
schrumpft und löst sich schließlich auf. Sie wird von neuen
jungen Zellen ersetzt. Dieser Tod ist überlebenswichtig. Weil
nicht jede Zellteilung genau nach Plan verläuft, schleichen
sich beim Kopieren der DNA nach und nach mehr oder weni-
ger große Fehler ein. Ohne das Absterben der Zellen würden
sich solche Erbgutschäden häufen und zu unerwünschten Fol-
gen wie etwa Zellwucherungen oder Funktionsstörungen in
Organen führen. Eine davon kennen wir unter dem Sammelbe-
griff Krebs.
Krebs entsteht jeden Tag tausendfach in jedem Menschen
durch Kopierfehler bei der Teilung der Zellen. Diese sind
genetisch so verändert, dass sie sich unentwegt weiterteilen.
Und noch wesentlicher: Das Zelltodprogramm ist bei diesen
Zellen abgeschaltet. Sie vermehren sich also unentwegt wei-
ter, ohne wie eine normale Zelle eines Tages zugrunde zu
gehen.
Ein gesundes Immunsystem wird aber mit diesen verrückt
gewordenen Zellen jederzeit fertig. Negativer Stress dagegen
schwächt das Immunsystem.
Carl Simonton und seine Frau Stephanie beschäftigten sich
mit den Ergebnissen der Motivationspsychologie – sie suchten
nach Wegen, “den Glauben der Patienten in eine positive
Richtung zu lenken“, und begannen, mit einer Methode zu
experimentieren, in der sich ihre Patienten zusätzlich zur kon-
ventionellen medizinischen Behandlung ihren Heilungspro-
zess mehrmals täglich intensiv vorstellten. Die Überlegung
war verständlich: Die meisten Menschen sind imstande mit
der Kraft ihres Willens Blutdruck oder Pulsfrequenz zu beein-
flussen, wie etwa mit Biofeedback gezeigt werden kann.
Warum sollte das beim Immunsystem nicht funktionieren?
„Im Wesentlichen ist die Visualisierung ein Zustand vollkom-
mener Entspannung, indem sich der Patient das ersehnte Ziel
oder Behandlungsergebnis bildlich vorstellt“, beschreibt
Simonton den Ansatz. Diese und ähnliche Methoden des Men-
taltrainings und der Autosuggestion können für viele Patienten
begleitend zur konventionellen Behandlung die Heilungschan-
cen deutlich erhöhen.
Auch Gebete sind ein meditativer Akt. Spiritualität jeder Art
kann helfen, die innere Struktur des Menschen wieder in
Balance zu bringen.
Jedoch Gebete an einen strafenden Gott haben sich sogar als
gesundheitsschädlich erwiesen sagt der Innsbrucker Psycho-
Neuro-Immunologe Christian Schubert:
Es gibt Studien, die zeigen konnten, dass Religion auf der
einen Seite sehr positive Effekte haben kann, aber in dem
Moment, in dem das ganze in Richtung Angst kippt und in
Richtung Strenge und
Schuld, gibt es auch deutlich negative Effekte, auch auf die
Gesundheit.
“Da war ich wieder gesund”
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner