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10/2014
Senioren auf zweitägiger Exkursion
Eine lehrreiche Reise in die jüngere
Zeitgeschichte von Friaul-Julisch
Venezien: 16.-17. September 2014
Obmann Pepe und das Team des Ass-
linger Seniorenvereins haben diese
Fahrt ausgezeichnet vorbereitet und
begleitet. Ihnen gilt schon vorweg ein
herzliches Dankeschön.
Jeder einzelne Besichtigungspunkt hät-
ten einen eigenen Bericht verdient, wür-
den aber den Rahmen hier wohl
sprengen. Deshalb verzichten wir auf
lange Worte wie gut das Essen und die
Unterkunft waren und erzählen von
einem Ausflug der vielleicht etwas
anderen Art.
Unser erster Aufenthalt war Longarone.
Hier passierte 1963 die größte Katastro-
he in Italien zu Friedenszeiten. Bis Mitt-
woch, 9. Oktober 1963 war Longarone
ein schöner Ort mit blühendem Leben -
einen Tag später ein Schlammsee, unter
dem sich alles Leben begraben hatte.
Die Führung unserer Gruppe übernah-
men zwei Zeitzeugen. Beide waren bei
der Katastrophe durch glückliche
Fügung nicht im Ort, hatten aber dabei
die gesamte Familie sowie ihr ganzes
Hab und Gut verloren.
Der Staudamm „Vajontklamm“ (Bild),
der ursprünglich 200 m hoch geplant
war, wurde letztendlich gegenüber der
ersten Planung 261m hoch und erreichte
eine Kronenbreite von190 m.
Bereits am 4. November 1960 ereignete
sich vom Monte Toc ein 700.000 Kubik-
meter großer Erdrutsch, der sich in den
schon zum Teil gefüllten Stausee ergoss.
Dieser erste Rutsch blieb ohne größere
Folgen. Der Stausee wurde trotz War-
nung der Geologen weitergebaut und
befüllt.
Am Katastrophentag, dem 9. Oktober
1963 um 22.39, änderte sich das Leben
der Bewohner nahe des Stau-
sees. In einem einzigen Block
lösten sich binnen Minuten 260
Millionen Kubikmeter (Die
Anbruchlinie hatte eine Länge
von 2,5 km) Erd- und Felsmas-
sen vom Monte Toc und stürz-
ten in den bereits 240 Meter
tiefen Stausee. Der Bergsturz
verdrängte in einigen Minuten
50 Millionen Kubikmeter Was-
ser, sodass eine Fontäne von
bis 200 Meter in die Höhe
schoss und die Wassermassen
sich durch die Vajontschlucht den Weg
nach Longarone bahnten. Die Folge
waren 1909 Todesopfer aus 772 Fami-
lien sowie ein unermesslicher Schaden
an Häusern und Kultur in den Orten
oberhalb des Stausees und vor allem im
Ort Longarone und des Piavetals. Der
Staudamm selbst hat die Was-
serflut ohne größeren Schaden
überstanden.
Die Aufbauarbeit sind nach 50
Jahren, soweit dies überhaupt
möglich ist, abgeschlossen.
Beeindruckend ist die Kirche,
die auf ehemaligen Standort
errichtet wurde. Im Unterge-
schoß wurde ein Museums-
raum eingerichtet.
Anschließend reisten wir über das Celin-
tal weiter. Früher führte die Straße zum
Großteil knapp neben dem Bach in einer
in den Felsen gehauenen Trasse. Dies
war ein gigantisches Fahrerlebnis. Lei-
der führt heute die Straße fast aus-
schließlich durch Tunnels.
Nördlich von Spilimbergo besuchten wir
den Obstbaubetrieb Lanz.
Der weichende Bauernsohn Willi Lanz
aus Schabs in Südtirol erwarb in den
60iger Jahren in dieser Gegend landwirt-
schaftliche Gründe mit eher schlechter
Bodenqualität, die zusätzlich noch in
hagelgefährdetem Gebiet lagen und
begann dort erfolgreich den Aufbau von
Obstkulturen. Bereits 1972 kamen die
Tiroler LandwirtschaftsmeisterInnen zu
ihm auf Exkursion.
Lanz war einer der ersten, der die Obst-
kulturen unter Hagelnetze heranzog.
Heute bewirtschaftet sein Sohn Hannes
130 ha Eigengrund und Pachtflächen,
davon ca. die Hälfte mit Weinreben, die
andere Hälfte Äpfel und Birnen. Die
Weinreben werden zur Gänze selber
verarbeitet und als Marke „LANZ“ ver-
marktet. Lanz betreibt unmittelbar neben
seinem Anwesen einen Verkaufsstand
und auch den bei uns bekannten Stand-
ort in Schabs. Willi Lanz, wie sein Sohn
Hannes, pendeln mit ihren Familien
noch immer jedes Wochenende in einer
dreistündigen Autofahrt in ihre Heimat
nach Schabs.
Der Tempel (nach unseren Verständnis
Kombination aus Kirche und Gedenk-
stätte) von
Carnacco
war unser nächstes
Reiseziel.
Der nationale Tempel ist der „trostspen-
denden Madonna“ geweiht und wurde
Willi Lanz mit dem legendären Josef Willi von der LLK
Kirche von Longarone
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