GZ_Oberlienz_2022_05

40 Oberlienz erlesen Erinnerungen aus alter Zeit von der Heimat aus der Chronik von Lehrer Franz Jakober 1906/1907 Nordöstlich von Lesendorf soll einst ein weitläufiges Gebäude aus der Römerzeit gestanden sein, das allgemein als Heigl Schloss bezeichnet wurde. Die Bewohner desselben sollen die Leute in Innsbruck le- bende Nachkommen namens Heigl, die auch in den neunziger Jahren (1890 bis 1899) die wenigen Überreste dieses Schlosses besichtiget u. sich als deren einstigen Besitzer Nachkommen erklärten. Im Jahre 1898 ließ der Besitzer des Grundstückes nachgraben und man fand auch verschiedene Geräte aus alter Zeit. Der Direktor des Hofmuseums in Innsbruck war selbst dabei u. nahm diese Sachen mit nach Innsbruck. Es war Hofrat Wiesen. Er bestritt auch die nicht unbedeutenden Kosten der Probegrabung u. beauftragte den Heiglbauer zu weiteren Grabungen, welche er aber infolge unverlässlicher Ar- beiten wieder einstellte. Obgleich die Rui- ne ganz in Ackerfeld umgewandelt wurde, stieß der Bauer 1907 ebenso wie auch 1898 auf sogenannte Wärmewölbungen für die Fußböden, wie sie bei den Römern üblich waren. Schon vor Jahren brach an dieser einer etwas tiefer liegenden Stelle ein Pferd mit dem Fuße durch den Acker- boden das ganze Gebäude hatte allem Anscheine nach eine bedeutende Ausdeh- nung. Ein Tuffstein aus diesem Gemäuer dient als Grabkreuzstein für eine Hei- glbäuerin. Wenn dies Schloss wirklich rö- mischen Ursprunges ist, so ist kein Zweifel, dass die Gegend schon zur Römerzeit hügelig war, oder der Berg Ausläufer hat, auf denen das Schloss und wohl auch die alte Stadt hoch über dem Talboden des heutigen Lienz gestanden sein könnte. Nach den örtlichen Überlieferungen stieß man früher öfters auf unterirdische Hohl- räume. Im drittletzten Acker, welcher zwi- schen den 2 nach Maria Trost führenden Wegen liegt, bohrte man einst mit einem Eisenstecken für einen Kleehüfler (Hiefler) ein Loch. Auf einmal brach das Eisen im Boden durch, entfiel dem Arbeiter u. man hörte ihn eine Zeitlang hinun- terkollern. Das Loch wurde verstopft aber nicht unter- sucht. An einem andern Acker derselben Ge- gend machte man auf einer Mauer einen Zaun, beim Bohren des Loches stieß man abermals auf einen Hohlraum, dessen Boden man mit einer Stange nicht errei- chen konnte. Dieser Acker heißt jetzt noch der Lochacker. Im Jahre 1906 entstand in einem Felde unter der Prappernitze ein paar Meter rechts vom Steige ein Loch ganz von selbst. Unter einem Steine von etwa ¼ m 3 war die Erde oder der Boden eingesun- ken, der Stein sank nach, war aber zu groß u. blieb in der Öffnung stecken, das Loch war trotzdem über ein Meter tief u. fast einen Meter breit. Es ist kein Zweifel, dass man es hier mit einem verschütteten Raume zu tun hat. Nimmt man noch dazu die Ausgrabungen hinter der Pfarrkirche von Lienz, so liegt die Vermutung nahe, dass man die verschütte- te alte Stadt nicht gar so tief unter der jet- zigen Oberfläche zu suchen hat, da man auch in der Nähe von Oberlienz auch römische Münzen gefunden hat. von Gottfried Stotter © Fotos Chronik Oberlienz

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