GZ_Tristach_2021_12

10 Die Geschichte des Stroms in Tristach Dez. 2021 W ann in Osttirol die erste Glüh- birne brannte, lässt sich nicht exakt sagen. 1907 ging in Kals ein E- Werk in Betrieb, vermutlich das erste Osttirols. „ Die Kalser waren mit dem elektrischen Licht sehr zufrieden, und lobten die Beleuchtung der bei- den Kirchplätze und des Friedhofes, “ schreibt die Lienzer Zeitung im März 1907. Am Land war aber nicht die Sehnsucht nach dem Licht am größten, sondern der Strom sollte die schwere körperliche Arbeit mittels Motoren er- leichtern. Schon Ende des 19. Jahrhunderts dachte die Stadt Lienz daran, Strom aus dem Tristacher See zu gewinnen. Dazu aus dem Buch der Stadt Lienz: „ Schon 1889 war eine Wiener Firma mit der Stadtgemeinde zwecks Errichtung ei- nes E-Werkes in Verhandlung gestan- den. Die benötigte Wasserkraft hätte mindestens 100 Pferdestärken betra- gen müssen und der Tristacher See hät- te sie liefern sollen. Für die Firma wäre die Rentabilität bei der sicheren Ab- nahme von 400 Glühbirnen gegeben gewesen … Es war auch bereits trium- phierend betont worden, dass Lienz die erste Stadt mit elektrischem Licht sei. “ Verschiedene Umstände verhinderten dieses Vorhaben. Die Stadt errichtete das städtische Elektrizitätswerk und be- kam 1909 Strom aus dem Debantbach. Noch ehe in Lienz die ersten Lam- pen brannten (Dezember 1909) ging in Hopfgarten, Ortsteil Dölach, das erste strombetriebene Sägewerk, die Wald- hofsäge in Betrieb. Die Defregger waren eifrige E-Werk- Bauer. Sie nutzten den Strom nicht nur für Licht und den An- trieb von Motoren, sondern auch kreativ, zum Beispiel ließ Josef Blassnig, Ras- nerbauer aus Hopfgarten am Karfreitag 1913 ein fünf Meter hohes Holzkreuz mit Glühbirnen erstrahlen. In Tristach befasste sich Johann Oberhuber , der Großvater unseres Or- ganisten Klaus Oberhuber und seiner Geschwister, schon in der letzten De- kade des 19. Jahrhunderts engagiert und kenntnisreich mit dem elektrischen Strom. Dazu aus den Aufzeichnungen seines Sohnes Willibald: „ Der Plan zur Erbauung eines eigenen E-Werkes, der besonders vom langjährigen Schulleiter Johann Oberhuber mit viel Eifer und Idealismus betrieben wurde, scheiterte an der Verständnislosigkeit maßgeb- licher Gemeindeführer für die wirt- schaftliche Bedeutung des Seebachls. “ Ein weiterer Hinweis über das umfangreiche Wissen Oberhubers fin- det sich in der Brixner Chronik vom 4.9.1900. „In Lienz fand die Ver- sammlung des Katholischen Arbeiter- vereins statt ... Herr Lehrer Oberhu- ber von Tristach hielt hierauf seinen Schlussvortrag über Elektrotechnik. Seine hervorragende Schulung auf die- sem Gebiet stellte er das sprechends- te Zeugnis dadurch selbst aus, dass er anhand einer selbst gefertigten Dyna- momaschine seine Erklärungen geben konnte. Das elektrische Licht, womit er den Saal erhellte, weckte in seinen Zuhörern wohl allgemein den Wunsch nach dieser schönen, bequemen und billigen Beleuchtung.“ Vom städtischen Elektrizitätswerk Lienz ist im Wasserkraftkatalog ver- merkt: Bau und Eröffnung Leitung Erleuchtung Die Geschichte des Stroms in Tristach Hauslampe früher (hier: beim Veidler) Hauslampe Schneider Dachständer

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