GZ_Praegraten_2020_09

Seite 4 Gemäß dem Motto „Was wächst, kriecht oder fliegt denn hier?“ waren im Rahmen des 14. Tags der Arten- vielfalt im Nationalpark Hohe Tauern ca. 70 Expertinnen und Experten aus diversen Fachrichtungen der Flora und Fauna - vom Käferexperten bis zum Orchideenspezialisten – Mitte Juli zu Gast in Prägraten a.G. Im Fokus stand amWochenende erst- mals das Umbaltal, das nicht nur auf- grund der Umbalfälle mit dem ersten Wasserschaupfad Europas ein High- light ist, sondern es hat sich auch als eindrucksvolles Tal im Rahmen des Tags der Artenvielfakt herausgestellt. Eine Herausforderung für die Wis- senschaft war die Weitläufigkeit des Erhebungsgebietes im rauen Hoch- gebirge. Die Expertinnen und Exper- ten wurden in zahlreichen Betrieben in Prägraten und Virgen, sowie mitten im Umbaltal auf der Clarahütte unter- gebracht – mit Rahmenveranstaltun- gen im Dorfsaal in Prägraten. Gut Ding braucht Weile, aber... Natürlich dauert es – trotz weitgehen- der digitaler Erfassung auf Basis einer App - ein wenig bis alle Expertinnen und Experten ihre Daten aufberei- tet und übermittelt haben, die ersten Rückmeldungen zu den Beobachtun- gen unterstreichen die hohe Biodiver- sität und die „intakte Hochgebirgs- natur“ im Umbaltal und Seitentälern. Im Umfeld der Clarahütte, auf 2.038 Metern Seehöhe, wurden einer ers- ten Schätzung nach über 400 Gefäß- pflanzenarten bestimmt. Diese hohe Biodiversitätsdichte ist beeindruckend - auch aus wissenschaftlicher Sicht. Als eine große botanische Besonder- heit wurde der Nordische Drachen- kopf nachgewiesen. Die wenigen Vorkommen dieser sehr seltenen Pflanze in Österreich liegen in den Bundesländern Kärnten und Tirol. Die Gattung der Drachenköpfe kommt schwerpunktmäßig in asiatischen Ge- birgen und Halbwüsten vor; wenige Arten treten in Europa, Nordamerika und Nordafrika auf. Aber auch bei den Tagfaltern sind Be- sonderheiten trotz der feucht-kalten Wetterlage beobachtet worden. Der Thymian-Ameisenbläuling, der im Er- hebungsgebiet vorkommt, durchläuft eine sehr spezialisierte Entwicklung: Die jungen Raupen fressen zunächst an Thymian und wildem Majoran, nach einigen Wochen hängt ihr Über- leben aber davon ab, ob sie von ganz bestimmten Ameisen gefunden wer- den. Sie sondern zu diesem Zweck ein Sekret ab, das auf diese Ameisen unwiderstehlich wirkt. Die Ameisen tragen die kleinen Raupen dann in ihr Nest, wo diese aber die Brut der Ameisen fressen, bis sie erwachsen sind. „Nachtleuchten“ Einige Expertinnen und Experten im Rahmen der Tage der Artenvielfalt erweisen sich als nachtaktive Men- schen – auf der Suche nach Nachtfal- tern werden Leuchtkörper aufgestellt und als Erstfund im Untersuchungs- gebiet ist nun der Wiesenrauten-Kap- selspanner nachgewiesen – an ein- zelnen Stellen wurden über 70 Arten an Nachtfaltern beobachtet! Biodiversität im Wandel Von den insgesamt 46 nachgewiese- nen Hummelarten in Österreich konn- ten 15 Hummelarten am Erhebungs- tag im Hochgebirge dokumentiert werden. Obwohl sehr viel Eisenhut im Gebiet vorkommt, sind nur weni- ge Eisenhuthummeln im Umbaltal vertreten. Die Ursache ist bekannt: Eine Mücke (Contarinia acontifloris) modifiziert als Parasit die Blüte zu ei- ner dicken Galle (Eiablage), was den Eisenhut in weitere Folge zumAbster- ben zwingt. Der Nationalpark Hohe Tauern möch- te sich an dieser Stelle ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit mit den Betrieben (Vermieter, Catering, Taxi- dienst etc.) vor Ort und der Gemeinde Prägraten bedanken! Von den Teil- nehmerinnen und Teilnehmern wurde die Gastfreundschaft und die Qualität sehr positiv hervorgehoben – einer der wichtigsten Bausteine für eine ge- lungene Veranstaltung. Bericht und Bilder Florian Jurgeit-NPHT 70 Biodiversitätsexpertinnen und Experten zu Gast in Prägraten a.G.

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