GZ_Kartitsch_2020_07

Seite 38 Ausgabe 85 Gedichte CHRONISTEN ÅLLTÅG Ins Dorfarchiv isch a Weibile kemm. „Ih muss anfåch då amål Einsicht nehm. Mei´ Nochbår bratet sih ållwa mehr aus, baut ungeniert nachna zuicha zi mei´m Haus. Vielleicht kånn ih åls Grenzbeweis a ålts Bildl findn, dass ih endlich des Gånze kånn unterbindn!“ Zwa Madlan marschiern inna in den Chronikraum. „Bittschian, dörfn mir ins då a bissl umeschaun?“ Då Hochzeitsordner håts ihnen glei ångetån, gånz begeistert fång sie hitz zin Umablattl ån. Ba am Foto steckn sie die Naslan noh tiafa drinn und aner va den Gitschn kimmt drauf in Sinn: „Des waß ih, de zwa wårn zin Heiratn noh går et bereit, a Andreas Hofer Hochzeit ischs giwesn- („Mander, es isch Zeit!“) A Jungbauer kimmt dåher, den Janga volla Plissn, er will die Nåmen va seine påår Waldelan wissen. Sein Ståmmbaum will a Auswärtiger erfåhrn, möchte höarn, wer eppa seine Vorfåhrn wårn. Wieviel Bauern, Rösser, Härpfn, Kapelln san im Ort? Wie ålt isch des Gåsthaus? Aso geaht die Frågerei fort. Jå, jå, so ischs, Chronistn solln hålt går ålls wissen und sinniern af nocht noh weita af ihrm Ruhekissn. Kartitsch, 3. Februar 2019 Hilda Außerlechner Worterklärungen: amål— einmal /zi— zu /ållwa mehr --immer mehr/ nachna --näher/ zuicha--heran/ et --nicht/ Janga --Jacke/ Plissn --Baumnadeln/ eppa --etwa DIE WELT IST VOLLER KLANG Ein zartes Singen erfüllt die Blumenwiese, klangvoll rauscht das Kornfeld in linder Luft, es säuselt der Wind durch der Bäume Gipfel, Rosenblüten beschenken mit Schönheit und Duft. Bienen summen eifrig durch die bunte Weite, zufrieden gurgelt das Bächlein vor sich hin, der Kirchenglocke Ton hallt melodisch durch´s Tal, froh und lustvoll trillernd Vögel ihre Kreise zieh´n. Regentropfen geben mitunter gekonnt den Takt, mischen sich ein in den Rhythmus der Musik, der Wasserfall, mächtig, wild polternd und tosend, fügt sorglos sich ein in seines Daseins Geschick. Glücklich tanzen farbenfrohe Schmetterlinge, erfreuen sich an des Sommers schönster Pracht, Mensch, erheb´ auch du zum Lob deine Stimme: „Gott, wie schön hast du unsere Welt gemacht!“ Hilda Außerlechner

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3