GZ_Oberlienz_2019_12

OBERLIENZerlesen 35 Hoia in Summa houn i amol gschaug wos es en die Ackare und in die Gartne olls froa Unkraut gib. Gsechn houn i allerhond, und a ofotografiat. Mitn Glanz Heinrich houn i mi nocha amol zsommgsetzt weil i gewisst houn, dass der die Unkreiter kennt, und zwoar sou wie mans en Dialekt sog, und wie se nocha a noch da Schreibe hoassn. Do wan amol die Hienapanzne (Vogelmiere), die Moltn (Melde), des Rindergros (Quecke), die Klettn (Klettenlaubkraut) und die Kralwüazn (Girsch). Des sein lei oanige wos ma do a sou zsommgebrocht hom. Ban Rousskimml und die oltn Büebn hom ma a nit gewisst wie dei richtig noch da Schreibe hoassn. Do wa fein, wenn des oana wissat und mia sogn tat. Natierlich gibs nou viel Unkreiter, oder Beikreiter wie se a ghoassn wean, und wenn deis do a wos wissat und uns sogat wa ma woll fröeh. Weil so ane Gewachse wos die Bauan nit gean en Feld und Ocka und die Leit nit gean in die Gartne hom gibs jo woltan viel. Oberlienzer Dialekt von Hannes Schneeberger reichen Gehöften wurde eine gute Marende hergerichtet, dazu waren aber nur die „schönen“ Perchten eingeladen. Das Perchtenspringen wurde zwischen 20. und 25. Jänner gehalten („um sanct Sebastian fängt der Baum zu treiben an, um Pauli Bekehr drehts sich s‘Würzl in der Erd‘“). Man glaubte, es gäbe keine gute Ernte, wenn das Perchtenspringen nicht gehalten werde. Im Jahre 1857 gab es in Lienz noch ein „aufgeschriebenes“ Perchtenspiel (Mahlschedl). Franz Jakober erzählt, daß 1872 mit behördlicher Bewilligung das letzte Perchtenspiel im Dorf aufgeführt wurde, wobei die „wilden“ Perchten ganz weggelassen werden mußten. Diese wilden oder schiechen Perch- ten waren jedes Jahr aufgetreten, sie zogen aber bei Nacht um, wenn die „schönen“ Perchten nicht ausrück- ten. Da gab es gelegentlich allerhand Ausschreitungen. Viele der alten Perchtenmasken gingen bei einem Hausbrand im Jahre 1872 zugrunde. Nur neun holzgeschnitzte Masken, darunter zwei „Schönperchten“ sind erhalten geblieben. Von Florian Gutternig gesammelt, kamen acht Masken durch Johann Schneeberger vulgo „Zeiner Hansl“ (gestorben 18.2.1975) als Geschenk in Gemein- debesitz. Eine Maske befindet sich im Stadtmuseum Bozen. Von einem tragisch verlaufenen Perchtenspiel erzählt Franz Jakober: In Oberlienz versammelten sich einst die Perchtenspieler am Abend und kamen nach Lesendorf um dort den sogenannten „Probesprung“ über den Brunnen zu machen. Man hatte die Spieler abgezählt, doch da sprang zuletzt noch ein Perchte über den Rohrstock des Brunnens hin- weg. Das vermochte sonst kein Sterblicher. Augenblicklich flohen die Spieler in wilder Flucht ausein- ander und rissen sich die Larven vom Gesicht. Ein Spieler lief in den Wald hinein. Von dem wilden Percht verfolgt, kam er bis zu einer Ebene, wo der Arme tot hinfiel, ohne die Larve vom Gesicht ge- bracht zu haben. So fand man ihn. Weil aber ein mit der Larve verstor- bener Percht nicht in geweihte Erde gelegt werden durfte, wurde er dort begraben. Heute noch heißt dieser Ort die „Berchtlebene“. Der Name „Perchte“ wird vom ger- manischen „die Glänzende, die Leuchtende“ abgeleitet. Die Vereh- rung dieser Lichtgestalt äußerte sich ursprünglich im rituellen Tanz im Sinne einer Einladung an die Frau Perchta, sie möge an diesem festli- chen Spiel Gefallen finden und den Fluren Fruchtbarkeit schenken. Der Verlust des religiösen Sinnes dieser Festlichkeiten bewirkte das Ober- handnehmen der „Schiech-Perchten“ und die Wandlung des Glaubens an die „wilde Perchte“. Aus dem Buch „Chronik von Oberlienz“ von Emma Totschnig und Peter Lobenwein vom Jahr 1978. © Ernst Zeiner

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