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Zarte Rüben als Herbstgemüse – einfach im

Garten kultivierbar!

Beim Bücherei-Café am 4.11.2018 waren diesmal verschiede-

ne Sorten von Speiserüben und Roten Rüben aufgetischt.

Unter den Speiserüben war eine Rarität zu finden: die Asslin-

ger Rübe. Sie zog besondere Aufmerksamkeit auf sich.

Während das Rübenkraut in Assling bekannt und beliebt ist,

war es für viele BesucherInnen vollkommen neu, dass man die

„Ruibn“ (bei uns auch als „Gratscharuibe“, „Soachruibm“,

„Krautrübe“ etc. bekannt) roh und frisch mit einem Butterbrot

genießen kann. Die flachen, tellerförmigen Asslinger Rüben

haben einen Durchmesser von bis zu 15 cm, wenn sie zu

Rübenkraut verarbeitet werden. Für den Frischverzehr werden

die Rüben geerntet, wenn sie noch ganz klein, jung und zart

sind. Da ist der Geschmack mild und die Konsistenz knackig.

Die Rüben für Rübenkraut werden spätestens Mitte August

gesät, für den Frischverzehr kann hingegen laufend bis Ende

September gesät werden. Nach der Aussaat bilden die Rüben

zuerst lange Zeit nur Blätter aus. Wenn man es gar nicht mehr

vermutet, bilden sich plötzlich doch noch Rübchen, aber dann

in einem rasanten Tempo (Daher auch der Spruch „Die Buibn

wochsn frisch wia die Ruibn“).

Die kurze Vegetationszeit der Rübe, die lange Erntedauer bis

in den Dezember und der zarte Geschmack machen diese Rüb-

chen zu einem hervorragenden Frischgemüse für den Herbst.

Ungewöhnlich, aber möglich ist auch die Aussaat im zeitigen

Frühjahr, von März bis April. Dann kann ab Juni, in einer Zeit,

in der frisches Gemüse rar ist, geerntet werden.

Die Asslinger Rübe wird schon seit mehreren Generationen in

der Gemeinde vermehrt. Die Techniken der Saatgutvermeh-

rung und die Erhaltung von alten, lokalen Sorten sind aber

stark bedroht. Gab es vor etwa 70 Jahren noch viele bäuerliche

Betriebe in ganz Osttirol, die Herbstrüben anbauten, und die

auch ihr eigenes Saatgut herstellten, ist der Anbau heute auf

einige bäuerliche Betriebe beschränkt – darunter der wohl

bekanntesten Osttiroler Rübenbauer Richard Bachmann, vul-

go Öberst in Dörfl. Für die Saatguterhaltung der Rüben, die

erst im zweiten Jahr blühen und Saatgut bringen, ist besonde-

res handwerkliches Wissen notwendig.

Nicht nur in Osttirol ist das Handwerk der Saatgutgewinnung

gefährdet und viele alte Osttiroler Sorten werden nicht weiter

vermehrt. Die

Food and Agriculture Organisation

der Verein-

ten Nationen schätzt, dass weltweit 75 Prozent der Sorten von

Kulturarten verloren sind. Auf diesen Verlust der Vielfalt an

Pflanzensorten wollen wir in dem Asslinger Interreg-Projekt

BioColAlp aufmerksam machen und die Bevölkerung dazu

einladen, das Handwerk der Saatguterhaltung wieder auszuü-

ben.

Saatgut der Asslinger Rübensorte wird ab Frühjahr in der

Bücherei zum Verleih aufliegen – Informationen wie daraus

dann wieder Saatgut produziert werden kann, wird dem Saat-

gut beigelegt werden oder kann bei den Mitwirkenden des Pro-

jektes nachgefragt werden.

Gemeinsam Vielfalt feiern – ohne Grenzen

In der Provinz Belluno (Italien) wurde Ende November ein

„Erntedankfest“ der etwas anderen Art gefeiert: ein Fest unter

dem Motto

Chiamata a Raccolto

, in dessen Mittelpunkt die

Vielfalt der Kulturarten und –sorten stand. Mit diesem Fest

verbunden waren Vorträge, Musik und Essen aus regionalen

biologischen Zutaten. Höhepunkt war aber der alljährliche

Tauschmarkt für samenfestes Saatgut, zu dem der Verein

Col-

tivare Condividendo

die Freunde, Liebhaber, Verehrer und

Vermehrer von Saatgut eingeladen hatte.

Nachdem die bisherigen Veranstaltungsorte in den vergange-

nen Jahren mit der steigenden Anzahl der Besucher zuneh-

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12/2018

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„e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit

Interreg-Projekt „BioColAlp - Vielfalt erhalten und fördern“

Speiserüben (Brassica rapa) in vier verschiedenen Sorten – darunter

die Asslinger Rübe - und Rote Rüben (Beta vulgaris) in vier verschie-

denen Sorten

Anton, Jonas und Tobias probieren die Asslinger Rübe - ein wahrlich

ungewöhnliches Gemüse.