Seite 35 - Gemeindezeitungen

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Rund ums Dorf
12/2014
Seit 01. September 2005 wurde ich bestellt als
Pfarrprovisor hier in der Pfarre Ober -und
Untertilliach, als Nachfolger des verstorbenen
Pfarrers Karl Assmair. Ich wurde wohl aufgenom-
men von allen Pfarrgemeinden. Schnell habe ich
festgestellt, dass nicht nur die Landschaft, sondern
auch die Mentalität, einige Bräuche und der Dialekt
ganz verschieden sind im Vergleich mit den Pfarren,
wo ich vorher tätig war.
Dass das Dorf von Bergen umkreist ist und die
Häuser an einander enggebunden sind, das hatte ich
im ersten Augenblick bemerkt. Ein pittoreskes und
einmaliges Dorf.
Mit der Zeit habe ich erfahren, dass es hier Leute
gibt, die sehr schnell ein Schimpfwort auf den Mund
haben, ohne den "Menschen" vorher kennenzuler-
nen.
Es tut mir auch weh, zu erfahren, wie man hier als
Auswärtiger integriert wird. Außerdem war
"Tilliacher Dialekt" von Anfang an schwer zu ver-
stehen, besonders wenn die Leute untereinander
sprechen. Mittlerweile bemühe ich mich einiges
davon zu verstehen.
Meine Erfahrung als Pfarrer in
Obertilliach
Es war und es ist sehr interessant zu erfahren, wenn
die Leute meinen, dass ich den Dialekt nicht verste-
he, wie sie über mich sprechen, während ich verste-
he, was sie sagen. Zuerst bekam ich immer
dieselben Fragen: "Woher kommst du?" "Wie lange
wirst du hier bei uns bleiben?". " Warum und Wieso
bist du hier nach Tilliach gekommen?"
Viele hatten prognostiziert und damit gerechnet,
dass ich nur vorübergehend, für zwei oder drei Jahre
bestellt wurde, dass jemand anderer vielleicht
danach kommen würde. Diese Vorstellung hat
bewirkt, dass viele in mir nur einen provisorischen
Pfarrer gesehen haben. Langsam änderte sich dieser
Eindruck, je mehr die Jahre vergingen.
Der Optimismus hat dann den Pessimismus ver-
drängt. Mit der Zeit wurde der Abstand und die
Angst vor einem fremden schwarzen Priester redu-
ziert und das Vertrauen und die Vertraulichkeit ist
ein bisschen gewachsen.
2008 habe ich mein 25.jahriges Priesterjubiläum und
meinen 50.Geburstag gefeiert. Die Gemeinden
Ober-und Untertilliach haben dazu beigetragen, dass
dieses doppelte Fest gelungen ist: Konzert der
Musikapelle Obertilliach, Bergfeuer mit den
Symbolen Kreuz und Kelch, die Hochamtsfeier in
der Kirche Untertilliach unter Teilnahme der
Musikkapellen Untertilliach-Obertilliach, Agape mit
geselligem Beisammensein.… Die Einsetzung der
Gemeinden bei dieser Feier ist mir tief im Herzen
geblieben.
In jeder Gemeinde gibt es, wie immer, gute und
böse, sympathische und unsympathische Leute. Als
Seelsorger versuche ich, sie anzunehmen, wie sie
sind, und bemühe mich mit allen gut umzugehen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Dorffamilien eine
besinnliche und gnädige Adventzeit.
Dr. Vincent Ohindo
Gastkommentar