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St. Veiter - Zeil`n Ausgabe 08
44 | St. Veiter - Zeil´n - Ausgabe 08
St. Veiter - Wurzeln
St. Veiter Wurzeln
Vor ein paar Tagen, inmitten der
mündlichen Maturazeit, verpasse ich
um 7.25 morgens zum zweiten Mal den
Anruf einer mir unbekannten Nummer.
Neugierig und in Eile rufe ich zurück
und bin einigermaßen überrascht, dass
die Nummer Lydia Nöckler gehört.
Sie bittet mich aufgrund der Tatsache,
dass ich schon lange weg von St. Veit
bin, für die St. Veiter Zeitung ein paar
Zeilen zu schreiben. Unter Zeitdruck
und ohne lange zu überlegen sage ich
zu.
Jetzt sitze ich als provisorische
Fachvorständin der HLWWolfgangsee
(www.hlw-wolfgangsee.at) in meinem
Büro, die abschließenden Arbeiten
zum Schulschluss türmen sich vor mir
Tanja mit ihrer Mama „Tamisn Burgl“ bei einer Wanderung zum Grünsee
und auf meiner to-do.Liste stehen spannende Stichworte wie
e-Learning-Glossar verfassen, Master-Thesis-Titel
überarbeiten, Präsentation des Präsenztags vorbereiten
und andere Leckerbissen, was abermalig dazu führt, dass
ich mein berufsbegleitendes Studium an der DUK Krems ins Universum verwünsche…..
Aber versprochen ist versprochen und so nehme ich mir die Zeit, meinen Lebensweg gedanklich revue-passieren zu
lassen.Was? Hab ich richtig gerechnet? Vierundzwanzig Jahre lebe ich schon fern meiner Wurzeln und bin nur noch
Wochenend- und Ferienbesucherin in St. Veit.
Meine Eltern „Tamisn Burgl“ und „Sulzer Hans“ (Sillian) ermöglichten mir damals den Besuch der HBLAKematen.
Im Maturajahr hatte ich dennoch keinerlei Ahnung, wie es weitergehen sollte.
Wichtige Entscheidungen verdanke ich oft guten Freundinnen, so auch die folgende.
Immer noch ohne konkretes Berufsziel besuchte ich die BPA (heute PHT) Innsbruck, die ich mit dem Lehramt für
den Fachbereich Ernährungspädagogik an Mittleren und Höheren Berufsbildenden Schulen abschloss. Erst während
der Ausbildung bemerkte ich, wie viel Spass mir die Arbeit mit Jugendlichen in Praxis und Unterricht bereitet und
so folgte ich tatsächlich der Empfehlung meines Volksschullehrers Herbert Troger: „Du solltest Lehrerin werden!“
Meiner Freundin Christina verdanke ich die Anstellung an der schönst gelegenen Schule Österreichs. „Wo andere
Urlaub machen, lernen meine SchülerInnen fürs Leben“.
In Tirol waren Ende der 90er Jahre keine Stellen frei und plötzlich hatte ich 24 Stunden Zeit für die Entscheidung,
ob ich meine Bewerbungsunterlagen beim Landesschulrat für Salzburg einreiche oder nicht……
Bis heute habe ich diese spontane Entscheidung nie bereut!
Meine Erfahrungen in der Gastronomie sammelte ich nebenberuflich als chef de rang im ***** Hotel Schloss
Fuschl, Schuhbecks Catering, beim Schispringen in Bischofshofen oder seit 13 Jahren beim Hahnenkammrennen
in Kitzbühel.
St. Gilgen war anfangs mein idealer Wohnort, den mein Bruder Bernd beim ersten Besuch mit „Die Aussicht allone
isch an Tausender wescht“ kommentierte……
Seit zwölf Jahren lebe ich nun mit meinem Lebenspartner am Mondsee und wir nützen während unserer Freizeit
die grenzgenialen Annehmlichkeiten des Salzkammerguts: laufen, klettern, schwimmen usw.… In besonders
anstrengenden Zeiten tauchen wir ab und entspannen uns in der mystischen Unterwasserwelt des Attersees.
Doch ich wäre wohl nicht von „Tamisn“, würde man mich nicht Sommer wie Winter am häufigsten in den Bergen
antreffen.
So, aber jetzt muss ich, durch die Vorfreude beflügelt, so rasch wie möglich die Schul- und Uniaufgaben erledigen,
denn in ein paar Tagen trete ich meinen nächsten Heimaturlaub an und ich weiß, dass Papa sich getreu dem Motto
„Foschtgina sein Foschttroger“ schon überlegt, welche Köstlichkeiten ich aus seinem Gemüsegarten mitnehmen
darf und Mama bereits das Wanderbuch von Walter Mair auf dem Küchentisch vorbereitet hat……
Schöne Grüße aus dem Salzkammergut!
Tanja Huber