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FODN - 58/03/2014
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lle Jahre wieder tobt ein erbitterter
Glaubenskrieg, der ausgerechnet
zum Fest der Liebe seinen ritua-
len Höhepunkt findet. Bringt jetzt der
Weihnachtsmann oder das Christkind
an Weihnachten die Geschenke?
Jede Familie hat ihre eigenen Weih-
nachtsrituale, an denen aus nostalgi-
schen Gründen nicht gerüttelt wird. Die
alles entscheidende Frage, ob jetzt der
Weihnachtsmann oder das Christkind
die Geschenke bringt, ist nicht verhan-
delbar. Niemals. Es gilt: Entweder oder.
Beides geht nicht.
Eine geografische Grenze zwischen
Christkind und Weihnachtsmann kann
man nicht eindeutig ziehen. Regionale
Befindlichkeiten lassen sich jedoch sehr
wohl einordnen.
Die Tatsache, dass das Christkind
eher im alpenländischen und süddeut-
schen Raum die Kinder am 24. Dezem-
ber beschert, während der Weihnachts-
mann mit seinen Geschenken durch die
weiter nördliche gelegenen Lande zieht,
ist jedoch wissenschaftlich belegt.
Immerhin herrscht Einigkeit darüber,
dass die Bescherung am Abend des 24.
Christkind oder Weihnachtsmann?
Jede Familie hat ihre eigenen Weihnachtsrituale. Aber es gibt zwei Figuren, bei denen man sich
für eine entscheiden muss: Bringt das Christkind die Geschenke oder der Weihnachtsmann?
Dezember vollzogen wird. Anders als
in Großbritannien, wo erst am Morgen
des 1. Weihnachtsfeiertages ausgepackt
werden darf. Oder in Spanien, wo man
sich traditionell sogar bis zum 6. Januar
gedulden muss.
Bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts
brachte übrigens nur der Nikolaus die
Geschenke, und zwar am Vorabend des
6. Dezembers. Dieser Bescherungstag
wurde erst im Laufe der Reformation
in vielen Ländern auf den 24. oder. 25.
Dezember verlegt: In Ablehnung der
Heiligenverehrung bestanden die Pro-
testanten darauf, nicht am Todestag
des heiligen Nikolaus, sondern nur am
Heiligen Abend Geschenke zu verteilen.
Damit auch evangelische Kinder in der
Weihnachtszeit nicht leer ausgingen, er-
fand Martin Luther den „heiligen Christ“
als Gabenbringer, heute verniedlicht
Christkind genannt.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts
hielt sich der Weihnachtsmann übri-
gens noch an keinen Dresscode: Er trug
blaue, rote oder goldfarbene Mäntel.
Seine Größe schwankte je nach Ge-
schmack des Erzählers oder Zeichners
zwischen zwergenhaft und riesengroß.
Erst im Zuge einer Weihnachtswerbung
der Firma Coca-Cola verpasste ihm der
schwedische Maler Haddon Sundblom
mit rotem Kaputzenmantel mit weißem
Pelzbesatz nebst Pausbacken und Rau-
schebart das Aussehen, das ihn weltweit
zum Inbegriff des Weihnachtsmanns
werden ließ.
Das Christkind - Ansichtskarte 1905
Der Weihnachtsmann - Ansichtskarte 1930
„Im Lande des Christkinds“ - Adventskalender von
Richard Ernst Kepler von 1903 Die Fenster enthielten
weihnachtliche Verse und konnten mit Bildern aus
einem Ausschneidebogen überklebt werden.
BUNT GEMISCHT