Seite 8 - Gemeindezeitungen

Basic HTML-Version

8
Ein besonderer Abend wird mir
immer in Erinnerung bleiben. Es
war im Jahr 1988. Wir, eine kleine
Gruppe von Männern, geschart um
Sepp Huber, sitzen auf einem Bal-
kon eines Hotels in Luxor in Ägyp-
ten, haben etwas Gutes zum
Trinken bei uns und staunen über
den wunderbaren Sonnenunter-
gang über dem Nil. Die Reise durch das Nil-
tal war anstrengend und abenteuerlich, auch
einen Taschenraub haben wir erlebt. Jetzt
sind wir nur mehr dankbar, dass alles gut ge-
gangen ist, und glücklich und entspannt. Wir
freuen uns am Leben. Im Rückblick auf diese
Stunde wird für mich vieles von dem sichtbar,
was Josef Huber ausgemacht hat. Er war ein
Freund des guten Lebens, ein lebensfroher
Mensch, der die schönen Seiten des Lebens
genießen konnte, einer, der angepackt und
etwas unternommen hat, einer, der gerne in
Gemeinschaft war und Gemeinschaft bilden
konnte.
Das Evangelium hat uns von Jesus, dem guten
Hirten erzählt. Er, der gute Hirt, kennt die Sei-
nen, ist ihnen innig verbunden. Der gute Hirt
ist mit dem Leben der ihm Anvertrauten ver-
traut, er teilt ihr Leben. Er begleitet sie. Er
führt sie auf gute Weide, sorgt sich um ihr
Leben. Er will, dass sie Leben haben und
Freude am Leben. Jesus ist der gute Hirt. Die
Fußstapfen des guten Hirten sind auch die
Fußstapfen derer, die in seinen Dienst treten,
die mit ihm und für ihn gehen, die Boten
seiner guten Nachricht sind. Die Hirten der
Kirche sind da, um Leben „anzustiften“, ge-
lingendes und gutes Leben. Dafür brauchen
die Hirten die Nähe zu den Menschen, zu
den ihnen Anvertrauten. Papst Franziskus hat
dafür ein schönes Bild geprägt: Das Bild vom
Geruch der Schafe. „Seid Hirten mit dem
‚Geruch der Schafe’, seid mitten unter dem
Volk, so wie Jesus, der gute Hirte. … Seel-
sorgliche Präsenz heißt: mit dem Volk Gottes
gehen – vor ihm, um den Weg zu zeigen, mit-
ten unter ihm, um seine Einheit zu stärken und
hinter ihm, um sicher zu stellen, dass keiner
auf der Strecke bleibt, aber vor allem, um
seinem Gespür für neue Wege zu folgen.“
Wir verabschieden uns in dieser
Stunde von einem Hirten, von
einem guten Hirten. Sepp Huber
hat gewusst, dass er diesen seinen
Hirtendienst nicht alleine, sondern
nur in Gemeinschaft vieler Men-
schen wahrnehmen kann, die mit
ihm die Sorge und die Arbeit teilen
und tragen. Wo immer möglich hat
er Gemeinschaft gestiftet, motiviert und auf-
gebaut. Das Miteinander in der Seelsorge
war ihm ein besonderes Anliegen. Kirche als
„Communio“, als Gemeinschaft, wollte er ver-
wirklichen und leben, auch vorleben. Das ist
auch „hörbar“ geworden bei der Dankesan-
sprache anlässlich seines Goldenen Priester-
jubiläums: „In neuen Wohnblöcken war er
unterwegs, um für die Caritas Haussammler
zu werben. Durch sein überraschendes Er-
scheinen und die kurz und bündige Darstel-
lung des Anliegens haben manche JA gesagt,
und das bis heute. Der Pfarrgarten blieb der
Pfarrgemeinde durch Jahrhunderte verschlos-
sen. Josef Huber hat ihn insbesondere für die
Jugend aufgemacht und durch den Einsatz
tüchtiger Jugendvertreter den Kinderspielplatz
errichten lassen. Zusammen mit seiner Pfarr-
hausfrau Rosa Unterberger hat er auch die
Pforten des Widums weit geöffnet und das
Haus zu einem Zentrum für die Pfarrge-
meinde werden lassen, in dem neben ernsten
Dingen des Pfarrlebens auch die Geselligkeit
und manche längere Jause für Mitarbeiter
und Musikanten ihren Platz hatte…“ Sein ge-
liebtes Kartenspiel, vielfältige Unternehmun-
gen, sein Hocken und Hockenbleiben, sein
intensives Erzählen sind Zeugnisse seiner
seelsorglichen Grundeinstellung.
Josef Huber war ein Mensch und Priester mit
einem großzügigen Herzen. Er hat geschenkt
und verschenkt: seine Zeit, seine Zuneigung,
sein Interesse, seine positive Lebenseinstel-
lung – und das über fünf Jahrzehnte lang.
Zuerst als Kooperator von Absam und in der
Pfarre Zur Heiligen Familie in Lienz, dann als
Pfarrer in Ötztal-Bahnhof und in Haiminger-
berg, ein Jahr in Debant. Darauf folgten drei-
zehn Jahre als Pfarrer von St. Andrä in Lienz,
davon zehn Jahre auch als Dekan, anschlie-
BEGräBNis voN PFArrEr i. r. JosEF HuBEr
FrEiTAG, 31. oKToBEr 2014, liENz sT. ANDrä
WEISH 3,1-9; JOH 10,14-15.27-29