Seite 15 - Gemeindezeitungen

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leisacher
Gucklöcher
„in die Berg bin i gern ....“
Wenn man mit Georg und Renate Lindner ins
Gespräch kommt, merkt man schon beim ersten
Satz, dass sie aus Kärnten kommen. Obwohl sie
schon seit 1977 in Leisach leben, haben sie
ihren typisch kärntnerischen melodischen Tonfall
beibehalten. Dass sie sich als junges Paar in Lei-
sach niedergelassen haben, hat zwei Gründe.
Sie suchten einen Ort, von dem aus sie ihre
Arbeitsplätze leicht erreichen konnten. Da erfuh-
ren sie von Georgs Schwester Maria, die da-
mals in Leisach wohnte, dass im Hütter-Haus
eine Wohnung frei sei. Fast hätten sie die
Wohnung nicht gekriegt, weil sie noch nicht
verheiratet waren, aber als sie der Besitzerin
versprachen, das innerhalb eines Jahres nachzu-
holen, durften sie einziehen. Als etwa zehn
Jahre später das Haus verkauft wurde, zogen
sie vorübergehend nach Debant, kamen aber
nach Leisach zurück, sobald die Wohnanlage
im Kernfeld im Jahr 1991 bezugsfertig war.
Damals sagte man den neu Zugezogenen:
„Wenn ihr in Leisach dazugehören wollt, müsst
ihr auf die Leisacher zugehen und nicht warten,
bis die Leisacher zu euch kommen.“ Renate
glaubt, dass an dieser Aussage etwas Wahres
dran ist, dass aber das Gleiche für die meisten
Orte gilt. Ihr ist es nie schwer gefallen, Kontakte
zu knüpfen und Anschluss zu finden. Auch wenn
es in Leisach kein Lebensmittelgeschäft gibt,
kauft sie einen Großteil ihrer Lebensmittel bei
Leisacher Bauern. Es widerstrebt ihr, Milch-
packungen zu kaufen, und so holt sie die Milch
beim Trojer im Burgfrieden. Viele Jahre hat Re-
nate im Kirchenchor und dann im Singkreis ge-
sungen, und seit langem ist sie eine verlässliche
Mitarbeiterin in dem Team, das für den Blumen-
schmuck in der Leisacher Kirche zuständig ist.
Für Georg war das Eingliedern ins Dorfleben
während seiner Berufstätigkeit viel schwieriger,
weil er als Bauarbeiter bei der Firma STRABAG
auswärts tätig war. Die Bautrupps arbeiteten
zehn Tage durch und hatten dann vier Tage frei.
Dieser Rhythmus ließ keine Vereinstätigkeit zu.
Renate arbeitete ursprünglich bei der Schuh-
fabrik Gabor in Debant und dann mehrere Jahre
als Handelsangestellte bei Hofer. Die letzten
17 Berufsjahre verbrachte sie als verlässliche
Haushaltshilfe bei der Fa. Pontiller. Im Jänner
2014 ging sie in Pension, und seither genießen
die beiden gemeinsam die Möglichkeit der
freien Zeiteinteilung.
Beide gehen gerne Wandern und Bergsteigen
und im Winter auf Skitouren. Beim Hüttenlauf
der Leisacher Feuerwehr ist sogar Renates Bru-
der aus dem Gurktal regelmäßig dabei. Die
schönsten Plätze in den Osttiroler Bergen sind
für den gebürtigen Mölltaler Georg im Villgra-
tental und in der Laserz. Auch das Astental in
Oberkärnten ist ein Platz, wo man unbedingt
einmal gewesen sein sollte, und Renate kommt
ins Schwärmen, wenn sie vom Wandern in den
Nockbergen spricht. In der warmen Jahreszeit
unternehmen die beiden gerne Radtouren in der
Umgebung. In ihrem Garten gibt es auch immer
etwas zu tun, aber vorwiegend ist er ein Platz
zum Entspannen. Viel Zeit verbringen Georg
und Renate bei Besuchen in ihrer Kärntner Hei-
mat, wo sie bei Renates Geschwistern in der
Landwirtschaft und im Gasthaus aushelfen.
Im Kernfeld fühlen sich die Lindners sehr wohl.
Manchmal stört zwar der Verkehrslärm von der
nahen Bundesstraße, aber dieser Nachteil wird
durch die nette Nachbarschaft und die gute
Wohnqualität wettgemacht. Dass im Winter
wenig Sonne hinkommt, ist für die beiden kein
Thema, denn wenn sie sonnenhungrig sind und
Zeit haben, gehen sie in die Natur und finden
dort immer sonnige Plätze. Die Stadtnähe sehen
sie als großen Vorteil, weil man fast alles zu Fuß
oder mit dem Rad erreichen kann.
So haben also die ausgewanderten Kärntner in
Leisach ihre Heimat gefunden. Sie verstehen sich
bestens mit den Osttirolern, wenn auch die
Gurktaler vielleicht etwas „kommoder“ sind.
Aber es tut uns Leisachern gut, wenn ein biss-
chen von dieser Kärntner Lebensart bei uns Platz
findet.
M. H.
Georg lindner