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Dölsacher Dorfzeitung
November 2014
„Margaretha mit dem Wurm, Barbara mit dem Turm,
Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen
Madl.“ So lautet ein bekannter Spruch über die so ge-
nannten drei heiligen Jungfrauen, deren Fest als letz-
tes im Jahreslauf begangen wird.
Was wir über die hl. Barbara (griechisch – die Frem-
de) wissen ist sehr wenig. Die Forschung hat sich
zwar immer wieder der Heiligen angenommen, aber
sie konnte das Geheimnis um sie nicht lüften. Des-
wegen sind wir auf Legenden angewiesen.
Barbara wurde, der Legende nach, gegen Ende des 3.
Jahrhunderts in Nikomedia, der heutigen Stadt Izmid in
der Türkei, geboren. Diese Stadt hatte sich der römische
Kaiser Diokletian zu seiner Residenz auserwählt.
Barbara war die Tochter eines heidnischen Griechen mit
Namen Dioskurus. Dieser war adeligen Geschlechts und
einer der reichsten Kaufleute in Nikomedia. Sie war
schon von Kindheit an völlig in den Ideen des Christen-
tums aufgegangen, während ihr Vater ein fanatischer
Christenhasser war. Als ihr Vater auf einer Geschäfte-
reise war, ließ sich Barbara taufen. Für Dioskurus war
Barbaras Denken und Tun eine Freveltat. Er stellte sei-
ne Tochter vor die Wahl, entweder ihrem Glauben zu
entsagen oder sich auf Folter und Tod gefasst zu ma-
chen. Barbara blieb aber standhaft. Voller Zorn zog er
sein Schwert und wollte Barbara auf der Stelle töten.
Barbara ergriff die Flucht und bat Gott um Hilfe.
Nach der Flucht vor ihren Verfolgern, sprach sie ein
Gebet und durch einen Schlag mit einem Palmen-
zweig auf einen Felsen öffnete sich dieser mit Donner
und Blitz vor Barbara und gewährte ihr Zuflucht. Ein
Hirte hatte dies beobachtet und verriet sie an ihren
Vater. Dioskurus schleppte Barbara nach Hause und
steckte sie in einen Turm. Der Vater hoffte, dass Hun-
ger und Einsamkeit im finsteren Verlies den trotzigen
Sinn seiner Tochter beugen würde.
Aber es half nichts, Barbara blieb bei ihren Anschau-
ungen. Da überließ Dioskurus sie dem Römischen
Stadthalter zur Bestrafung. Doch all die Folter erwies
sich als machtlos. Barbara war nicht bereit zu wider-
rufen. Abermals übergab man sie den Folterknechten.
Blutüberströmt, die Haut zerfetzt, dem Tod näher als
dem Leben, wurde sie anschließend ins Gefängnis ge-
bracht. Dort erschien ihr, der Legende nach, Jesus
Christus und heilte all ihre Wunden.
Als Barbara am nächsten Morgen vor dem Richter ge-
bracht wurde, glaubte dieser einer Sinnestäuschung zu
erliegen. Er hatte eine Sterbende zu sehen erwartet, doch
Barbara trat ihm in jugendlicher Schönheit gegenüber.
Noch einmal wurde der Versuch unternommen Barbara
zur Abkehr vom christlichen Glauben zu bewegen. Es
nütze nichts, sie hielt an ihrem Glauben fest.
Als der Richter erkannte, dass mit allen Folterungen
nichts erreicht werden konnte, gab er den Befehl, Bar-
bara mit dem Schwert zu töten. Ihr Vater, von der
Standhaftigkeit seiner Tochter erzürnt, hieb seiner
Tochter eigenhändig den Kopf ab. Eine geradezu un-
menschliche Begebenheit.
Die Strafe, so berichtet die Legende, folgte dem Ver-
brechen auf dem Fuß: Mit Donner erschlug ein Blitz
den gottlosen und grausamen Vater. Dies soll an
einem 4. Dezember geschehen sein.
Die Entstehung und die Bedeutung
des Barbarakultes …
Seltsam scheint es, dass gerade jenes Kriegsvolk, dass
mit den allergrößten Waffen, sich eine zarte Jungfrau
als Schutzheilige erkoren hatte.
Wie war das gekommen?
Im Mittelalter hatte sich der Brauch eingebürgert, dass
sich jeder Berufsstand einen Schutzheiligen suchte, so
auch die Soldaten. Alle Truppengattungen wählten
ihren Schutzpatron, der irgendwie mit ihnen oder mit
ihren Waffen verwandt sein musste. So hatte die Rei-
terei den ritterlichen St. Georg, das Fußvolk den hl.
Martin, einen römischen Soldaten, die Bogenschützen
den hl. Sebastian usw. ausgesucht. Was aber sollte die
damals junge Waffengattung, die Artillerie, tun? Wel-
chen Schutzheiligen sollte die neue Waffengattung der
Artillerie, die durch Donner und Blitz und durch die
mauerbrechende Kraft ihrer Kanonen ein Wegbereiter
in eine neue Zeit war, für sich erwählen?
Es gab heilige Ritter, Jäger und Handwerker … aber
heilige Artilleristen?
Der Grund für die Wahl der heiligen Barbara zur
Schutzpatronin der Artillerie wurde später im Ehren-
buch der Artillerie genannt.
Zitat aus diesem Ehrenbuch: „…nicht nur weil Bar-
baras Mörder durch Blitz und Donner umkam, son-
dern auch, dass Standhaftigkeit und geistige Kraft
benötigt wird, um die Waffen der Artillerie zu be-
herrschen und zu kontrollieren, damit ihre Kraft Fel-
sen zerschlagen…“
… für die Artillerie