Seite 8 - Gemeindezeitungen

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führen. In jüngster Zeit bemerken aber
auch wir einen Rückgang der Bevölke-
rung; ist er noch gering. Die Entwick-
lung wird schleichend verlaufen. Immer
weniger Geburten – derzeit bereits
unter 20 im Jahr – stehen immer mehr
Sterbefälle gegenüber. Das resultiert aus
der Zunahme der älteren Bevölkerung.
In den 1990er Jahren hatten wir noch ca.
40 Geburten jährlich. Es wird nicht
lange dauern und die natürliche Bevöl-
kerungsentwicklung (Geburtensaldo =
Geburten zu Sterbefälle) ist negativ. Die
Wanderungsbilanz ist bereits negativ. Das
bedeutet, dass mehr Menschen wegzie-
hen als zuziehen.
2013 hatten wir einen Geburtensaldo
von +6 Personen und einen Wande-
rungssaldo von -22 Personen. D. h. die
Bevölkerungszahl sank um 16 Personen.
Unter Berücksichtigung der künftigen
Entwicklungen (Geburtenrückgänge,
höhere Zahl der Sterbefälle und des mög-
licherweise noch höheren Wanderungs-
saldos) ist eine jährliche Verringerung der
Bevölkerung von Virgen um 20 Men-
schen sehr realistisch, eher sogar zu nie-
der angesetzt. Wenn wir linear von 20
Menschen jährlich ausgehen, so sind es
in 10 Jahren 200, in 20 Jahren 400, in
30 Jahren 600 Leute weniger die in Vir-
gen leben werden. Heute leben ca. 2.180
Menschen in Virgen. Das würde bedeu-
ten, dass in 30 Jahren nur mehr ca. 1.500
bis 1.600 Menschen in Virgen leben wer-
den (oder weniger). Das ist nicht unrea-
listisch, wenn wir die Entwicklungen in
manchen Osttiroler Gemeinden be-
trachten (z. B. Defereggental).
Das bedeutet, dass in 30 Jahren weit we-
niger Menschen für die Aufrechterhal-
tung der Gemeindeinfrastruktur verant-
wortlich sind. Heute tragen fast 2.200
VirgerInnen die Kosten für Straßen, Was-
serversorgung, Kanal, Müll, Schneeräu-
mung, Straßenbeleuchtung, Schulerhal-
tung, Musikschule, Kindergarten, Alters-
heim, Pflege, Krankenhaus, Feuerwehr,
Rettung, etc. Die Kosten für viele Ein-
richtungen und die Bereitstellungen der
Infrastrukturen werden sich infolge des
Bevölkerungsrückganges nicht verringern.
Die Straßenlängen bleiben, die Kanal-
längen bleiben, für die Wasserversorgung
werden die Netze zur Verfügung stehen,
die Kosten für Pflege und Altersversor-
gung werden sogar steigen. In der Zu-
kunft werden möglicherweise 1.600
Menschen die Kosten für die Infrastruk-
tur zu tragen haben welche heute noch
von knapp 2.200 Einwohnern getragen
werden.
(In vielen Gegenden werden bereits
heute Kosten für den Erhalt der Infrastruk-
tur – z. B. Schneeräumung – an die Be-
wohner verrechnet).
Die Haupteinnahme
der Gemeinde, die sogenannten Bundes-
abgabenertragsanteile, würden nach heu-
tigem Wert bei 1.600 Einwohnern um
ca. € 500.000,00 niedriger ausfallen. Das
ist eine gewaltige Herausforderung für die
Menschen, die in Zukunft hier wohnen.
Ein Mittel, um das zu ermöglichen, sind
außerordentliche Einnahmen für die Ge-
meindekassen. Ein Weg dazu ist die Nut-
zung der natürlichen, im Tal vorhande-
nen Ressourcen. Dazu zählt die Nutzung
der Wasserkraft zur Energieerzeugung.
Ich befasse mich sehr intensiv mit weite-
ren Möglichkeiten, außerordentliche Ein-
nahmen zu erzielen. Natürlich gibt es
noch weitere Ideen. Am Notwendigsten
sind Arbeitsplätze. Investoren sind jedoch
weit und breit keine in Sicht. Das gilt für
den gesamten Bezirk. Der Bezirk
bräuchte in etwa 5.000 zusätzliche
Arbeitsplätze (wenn möglich mit etwas
besserer Bezahlung), um attraktiv genug
zu sein, um den Bevölkerungsstand zu
halten. Nicht realistisch! Von Gegnern
der Wasserkraft habe ich bis heute noch
keine alternativen Vorschläge, wie die Ge-
meinden (Gemeindebürger) die künfti-
gen Lasten tragen und ertragen sollten.
Mit der Realisierung der Wasserkraft
Obere Isel ist es aus meiner Sicht mög-
lich, die Infrastruktur trotz rückgängiger
Bevölkerung weitestgehend zu erhalten
und die Kosten für die Bürger im erträg-
lichen Rahmen zu halten. Als Verant-
wortungsträger lehnen wir uns nicht zu-
rück und stellen fest: da kann man so-
wieso nichts machen, das liegt im Trend.
Nein, wir suchen Antworten auf die Fra-
gen der Zukunft. Das Virgental soll eine
Zukunft haben. Mein ganzer Einsatz
dient dazu, dem Tal und den Menschen,
die hier bleiben wollen, eine Zukunft zu
ermöglichen. Die Wasserkraft Obere Isel
ist nur eine Möglichkeit für unsere Zu-
kunft eine Basis zu schaffen und daher
will ich diese nutzen. Aber ich sehe und
engagiere mich genauso noch für andere
Projekte, die unserer jungen Generation
Chancen bieten, hier zu bleiben. Die Ar-
beit an der Wasserkraft Obere Isel ist kein
Selbstzweck, mein (unser) Tun dient der
Region und den Menschen. Selbstver-
ständliche Voraussetzung ist die Um-
weltverträglichkeit des Kraftwerkes. Ist es
nach objektiven Kriterien nicht umwelt-
verträglich, dann wird es nicht gebaut.
Müllgebühren 2015 –
keine Erhöhung
2014 hat die Gemeinde Virgen ihre
Müllordnung erneut umgestellt. Ziel war
eine weitere Reduktion der Restmüll-
mengen und die Verbesserung der
Wertstoffsammlung. Die gewünschten
Virgen
Aktiv
8
I
Der Bürgermeister informiert
Wasserkraft Obere Isel.