Seite 3 - Gemeindezeitungen

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Virgen
Aktiv
Der Bürgermeister informiert
I
3
Durch unsere Diskussion hat die Deut-
sche Tamariske einen hohen öffentlichen
Bekanntheitsgrad gewonnen. In einzel-
nen Medien wurde sie sogar als „Wun-
derpflanze“ mit großer Heilwirkung ge-
priesen. Worum geht es bei diesemThea-
ter wirklich? Geht es den NGO‘s und
sogenannten Naturschützern wirklich
um den Schutz der deutschen Tamariske
als Pflanze oder wird diese als Instrument
gegen die Nutzung der Wasserkraft für
die Energieerzeugung eingesetzt?
Der Umgang mit der Ausweisung eines
neuen Natura 2000 Gebietes fördert
Misstrauen. Die Menschen in der Natio-
nalparkregion Hohe Tauern in Tirol
haben schon einmal schlechte Erfah-
rungen mit der Ausweisung von Natura
2000 Gebieten gemacht. 1995 wurde
vom Land Tirol die gesamte Fläche des
Nationalparks – sowohl die Kernzone als
auch die Außenzone – als Natura 2000
Gebiet nominiert. (Virgen ist besonders
stark betroffen. In keiner Nationalpark-
gemeinde ist der Prozentsatz der bewirt-
schafteten Flächen im Natura 2000 Ge-
biet so groß wie in Virgen). Es gab weder
Information noch Einbindung der be-
troffenen Bevölkerung. Nicht einmal die
Grundeigentümer wurden davon in
Kenntnis gesetzt, dass ihre Flächen als
Natura 2000 Gebiet nach Brüssel ge-
meldet wurden. Erst nach Jahren, im
Zuge von Naturschutzverfahren, haben
die Menschen vor Ort auf Umwegen er-
fahren, dass der gesamte Nationalpark
Hohe Tauern in Tirol ein Natura 2000
Gebiet ist und hier die Vogelschutz-
richtlinie und die FFH-Richtlinie gelten
und im Zuge von Verfahren anzuwen-
den sind. Wie sollte mit derartiger Vor-
gehensweise Akzeptanz erzielt werden?
Keiner der politisch Verantwortlichen
fand es bis heute der Mühe wert, bei den
Menschen in der betroffenen Region
verlorengegangenes Vertrauen zurück-
zugewinnen. Zumindest hätte die Be-
völkerung erwarten können, dass bei
Nachnominierungsprozessen zu Natura
2000 ein informativeres und transparen-
teres Vorgehen gewählt wird.
Der Planungsverband 34 mit Obmann
BR. Bgm. Dr. Andreas Köll hat sich be-
reits seit 2012 aktiv mit Natura 2000 be-
schäftigt. Allen Mitgliedern der Planungs-
verbandsversammlung war klar, dass es
zu Ausweisungen von Schutzgebieten für
Protestaktion gegen die Vorgehensweise zur Umsetzung des Netzwerkes Natura 2000 in Ainet.
den Lebensraumtyp 3230 „Alpine Flüsse
mit Ufergehölzen von Myricaria germa-
nica“ kommen wird. Die Verbandsver-
sammlung hat immer erklärt: Auswei-
sung dort, wo sie fachlich und wissen-
schaftlich gerechtfertigt ist, aber nur so
viel, wie unbedingt notwendig. Diese
konstruktive Vorgehensweise des Pla-
nungsverbandes 34 auf Grundlage fach-
licher und wissenschaftlicher Erkennt-
nisse, sowie die Vereinbarung einen
konsensualen Weg gemeinsam mit dem
Land Tirol einzuschlagen, wurde ab dem
Zeitpunkt des zweiten runden Tisches in
Kals von der Landespolitik völlig igno-
riert. Das führte zu Eskalationen und es
war bis heute leider nicht möglich, zur
„Normalität“ und Sachlichkeit zurück-
zukehren.
Trotz sehr kurzer Fristsetzung seitens des
Landes Tirol ist es uns gelungen, recht-
zeitig ein
Naturkundefachliches Gut-
achten „Ausweisung Natura 2000 Ge-
biet, Isel und Nebengewässer“
einzu-
bringen. Darüber hinaus haben wir
sämtliche Unterlagen des Planungsver-
bandes 34 den zuständigen Vertretern
der Generaldirektion Umwelt persönlich
in Brüssel übergeben. Damit ist eine
sachliche Grundlage für die Beurteilung
der Ausweisung geschaffen.
Die nachstehende „Presseaussendung“
des Planungsverbandes 34 informiert in
Kurzform u.a. über den Inhalt des
Naturkundefachlichen Gutachtens und
die Haltung der Generaldirektion Um-
welt der Europäischen Union in dieser
Angelegenheit. Sie ist auch allen Land-
tagsabgeordneten zugegangen. Bis heute
blieb der Inhalt unwidersprochen. Sie
soll, an dieser Stelle veröffentlicht, auch
einen Beitrag zur Versachlichung der
Natura 2000 Nachnominierung leisten.
PLANUNGSVERBAND 34
Matrei i. O. – Virgental – Defereggental
– Kals a. Gr.
9971 Matrei in Osttirol, Kienburg 11a
Tel: 04872/5467–0; Fax: 04872/5467-23
Email: office@planungsverband-34.at
Geschäftsstellenleiter: Ing. Dietmar
Ruggenthaler
PRESSEAUSSENDUNG
Osttiroler Delegation informiert Gene-
raldirektion Umwelt der Europäischen
Kommission in Brüssel über Natura
2000-Ausweisungsvorschlag
Über Vermittlung von „Lebensminister“
Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter, einem aus-
gewiesenen EU-Kenner, besuchte eine
Osttiroler Delegation am Montagvormit-
tag des 13. Oktober 2014 die General-
direktion Umwelt im Kommissionsgebäude
Beaulieu 5.
Myricaria germanica („Deutsche Tamariske“).