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TOURISMUS
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FODN - 57/02/2014
Von Jet den Hertog
A
m 19. August 1935 hat mein Vater,
damals 33 Jahre alt, eine Postkar-
te an seine Eltern in Holland ge-
schrieben:
„Im Moment sitzen wir in der
Erzherzog-Johann-Hütte. Es ist 9:45
Uhr. Wir warten auf die Sonne, um zum
Gipfel steigen zu können.“
Ein paar Stunden später hat er wieder
geschrieben:
„14:00 Uhr. Gerade wie-
der zurück von oben! Die Aussicht war
leider wegen dem Nebel nicht so wie wir
uns gewünscht hätten. Da lag auch viel
Schnee, aber das Gehen war herrlich!
So, jetzt bin ich auf dem höchsten Berg
Österreichs gewesen.“
Er war am selben Tag um 6:15 Uhr
mit ein paar Freunden und dem Kalser
Bergführer Alois Schneider von der
Stüdlhütte losgegangen. Es war nicht
sicher, ob sie gehen konnten wegen dem
sehr wechselhaften Wetter, aber am
Ende hat es dann doch geklappt und sie
kamen auch nach der Besteigung vom
Glockner wieder heil auf die Stüdlhüt-
te zurück. Auf dem Rückweg (über das
Teischnitztal) nach Kals hatte dann lei-
der ein Mitglied der Gruppe den Knö-
chel verstaucht und so musste mein
Vater zum Spöttling laufen, um Pferd
und Wagen zu organisieren, damit die
Verletzte sicher ins Dorf gebracht wer-
den konnte.
Nachher wurde von Kals mit seinem
König der Berge Abschied genommen,
um über die Rudolfshütte und das Kap-
runer Törl das Tal zu verlassen.
Im August 1952 kam mein Vater wie-
der nach Kals zurück, diesmal mit Frau
und Kindern (mein Bruder 14 und ich
9 Jahre alt). Wir übernachteten, so wie
er damals, im Gasthof Glocknerwirt
an der alten Landstraße. Am nächsten
Auf den Kalser Spuren meines
Jet den Hertog aus den Nie-
derlanden ist seit Jahren
Stammgast in Kals – und
nicht nur sie hat eine beson-
dere Liebe zum Glocknerdorf
entwickelt, sie wandelt auf
den Spuren ihres Vaters…
Im „Fodn“ erzählt sie, warum
sie so gerne in Kals ist und
was sie mit unserer Gemein-
de verbindet.
Jet‘s Vater
Jet und ihr Bruder am Dorfersee, im August 1952
Beim Spöttling: Mit Pferd und Wagen musste die Verletzte transportiert werden